Überraschung in Paris: Julien Alfred aus St. Lucia ist Olympiasiegerin über 100 m. Ein Superstar fehlt überraschend im Finale.
Sprinterin Julien Alfred aus St. Lucia hat sich überraschend Olympia-Gold über 100 m gesichert. Die 23-Jährige triumphierte im strömenden Regen von Paris in 10,72 Sekunden vor Weltmeisterin Sha’Carri Richardson aus den USA (10,87), Bronze ging an die US-Amerikanerin Melissa Jefferson (10,92).
Der Weg zum Olympia-Triumph für Richardson schien frei - erst recht, nachdem die zweimalige Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce aus Jamaika überraschend nicht zu ihrem Halbfinale angetreten war. Doch Alfred, Hallenweltmeisterin über 60 m und ehemalige Studienkollegin von Deutschlands Zehnkämpfer Leo Neugebauer, erwischte auf der pitschnassen lilafarbenen Bahn ein fantastisches Rennen und holte in Landesrekord die erste Olympia-Medaille überhaupt für den Inselstaat aus der Karibik.
Richardson konnte ihr Olympia-Trauma damit nur teilweise überwinden. Bei Olympia 2021 in Tokio hatte die heute 24-Jährige nicht starten dürfen, weil sie zuvor bei den US-Trials positiv auf Marihuana getestet worden war.
Mutter gestorben
Während der Wettkämpfe hatte Richardson erfahren, dass ihre leibliche Mutter gestorben war. Sie wollte ihre Gefühle betäuben. Im Vorjahr war dem schillernden Superstar mit dem Gold-Coup bei der WM in Budapest ein beeindruckendes Comeback geglückt.
Fraser-Pryce hatte 16 Jahre nach ihrem ersten Gold-Triumph in Peking ihre bereits neunte Olympiamedaille gewinnen wollen. Doch kurz vor ihrem Halbfinale wurde ihr Fehlen in den Startlisten vermerkt. Die Hintergründe waren zunächst unklar.
Gina Lückenkemper hatte sich ihren Traum von der Finalteilnahme haarscharf nicht erfüllen können. In 11,09 Sekunden fehlten der früheren Europameisterin im Halbfinale nur zwei Hundertstel, um als erste Deutsche seit Heike Drechsler 1988 in ein olympisches Finale über 100 m einzuziehen.
Elaine Thompson-Herah, die jamaikanische Olympiasiegerin von Tokio und Rio, fehlt in Paris verletzungsbedingt.