Im Stuttgarter Sand (wie hier 2014) darf Karla Borger derzeit nicht Beachvolleyball spielen. Foto: Baumann

Am Olympiastützpunkt Stuttgart ist kein Trainingsbetrieb mehr möglich, das Internat hat vorübergehend geschlossen. Das trifft alle Kaderathleten hart – vor allem, weil nicht überall so rigoros verfahren wird.

Stuttgart - Ob die Olympischen Spiele in Tokio in diesem Sommer stattfinden, ist noch immer unklar. Was sicher ist: Die Vorbereitung der potenziellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist durch die Folgen des Coronavirus extrem beeinträchtigt. Auch in Stuttgart.

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Zwar ist versucht worden, für Sportler mit Olympiachancen eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen, doch daraus wurde nichts. Bedeutet: Im Kunstturmforum hängt niemand am Reck, in der Molly-Schauffele-Halle sprintet keiner, Schwimmer bleiben an Land, und auf den Beachvolleyball-Plätzen wird nicht gebaggert. Bei letzterer Sportanlage gilt: im Gegensatz zu anderen Stützpunkten.

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„Seit gestern dürfen wir wieder trainieren“, schrieben auf Facebook kürzlich Laura Ludwig und Margareta Kozuch. Das Beachvolleyball-Duo, das in Hamburg am Netz trainiert, und frohlockte: „Wir haben eine Sondergenehmigung zum Trainieren bekommen.“ Die beiden danken dem Hamburger Olympiastützpunkt für dessen Einsatz. Entsprechend ihrer Nachricht dürfen dort „die Olympiakandidaten in kleinen Gruppen trainieren, sowohl im Gym als auch in der Beachhalle“. Distanz werde gewahrt, versichern Ludwig und Kozuch, die „das Privileg genießen“.

Keine Chancengleichheit

Das Beispiel zeigt: Neben der Unsicherheit in Bezug auf die Austragung der Spiele gibt es mit Blick auf Olympia und mögliche Qualifikationskriterien aktuell ein entscheidendes Manko. Es fehlt die Chancengleichheit, weil an unterschiedlichen Standorten unterschiedliche Regelungen gelten. In Stuttgart, zum Beispiel, lehnte die Stadt jegliche Ausnahmeregelungen ab – wofür Karla Borger durchaus Verständnis hat.

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„Hier geht es nicht nur um Sport, sondern um andere Dinge“, sagt die Beachvolleyballerin, die mit ihrer Partnerin Julia Sude auf Trockentraining abseits der Sandgrube und des Kraftraums des Olympiastützpunktes Stuttgart (OSP) angewiesen ist. Der OSP hat seine besten Athleten mit Trainingsgeräten für zuhause versorgt, am Stützpunkt im Stuttgarter Neckarpark werden nur die nötigsten Dienstleistungen für die Sportlerinnen und Sportler aufrechterhalten. Zum Beispiel die Physiotherapie nach strengen Verhaltensregeln. Beratungen (Karriere, Ernährung, Psychologie) werden mit modernen Kommunikationsmitteln durchgeführt. Selbst das OSP-Internat hat vorübergehend geschlossen. 29 Talente sind davon betroffen. Sie trainieren nun zuhause bei ihren Familien individuell.

Gemeinsame Lösung nicht genehmigt

„Wir haben gemeinsam mit den Fachverbänden versucht, Lösungen für Ausnahmeregelungen zu finden“, sagt der OSP-Leiter Tim Lamsfuss, „aber die Stadt macht keine Ausnahmen.“ Weshalb nun manch einer zuschauen muss, wie anderswo Konkurrenten trotz der Krise zumindest in Teilen normal weitertrainieren können. Der Neid hält sich zumindest bei Karla Borger aber in Grenzen.

„Wir hätten es uns genau überlegt, ob wir trotz einer Sondergenehmigung überhaupt trainiert hätten“, sagt die Beachvolleyballerin und denkt dabei an die Vorbildfunktion der Spitzensportler: „Als Vorbild bleibt man zuhause.“ Hier geht es zu den fünf Teilen unserer Reihe: Mit welchen Schwierigkeiten Topsportler aus der Region gerade zu kämpfen haben.

Teil eins: Ringer Frank Stäbler

Teil zwei: Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch

Teil drei: Turnerin Elisabeth Seitz

Teil vier: Beachvolleyballerinnen Karla Borger und Julia Sude

Teil fünf: Bahnradfahrerin Franziska Brauße