Die Bestleistung von Malaika Mihambo liegt bei 7,30 Metern. Foto: Imago// Kohring

Weitspringerin Malaika Mihambo stehen mit den nationalen Titelkämpfen, der WM und der EM große Aufgaben bevor. „Ich verspüre aber keinen Druck, es mir beweisen zu müssen“, sagt die Olympiasiegerin.

Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo geht bei den deutschen Meisterschaften am Wochenende in Berlin, bei der WM im Juli in den USA sowie der EM im August in München als Titelverteidigerin an den Start. Doch die 28-Jährigen geht entspannt ins Wettkampf-Triple.

Frau Mihambo, Ihr Vorname Malaika stammt aus dem Arabischen und bedeutet „Engel“ – wie gefällt er Ihnen?

Ich mag meinen Namen, er ist gut gewählt – und wenn er mir im Weitsprung auch noch beim Fliegen hilft, ist es umso schöner.

Sie sind mit 28 Jahren bereits Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin. Was motiviert Sie mit Blick in die Zukunft?

Ich habe tatsächlich alles erreicht, was man sich in einem Sportlerleben wünschen kann – und darüber bin ich sehr glücklich. Ich trete aber nicht gegen meine eigene Legende an. Ich verspüre keinen Druck, es mir beweisen zu müssen. Dabei ist es diese Lockerheit, die es mir ermöglicht, optimale Leistungen abzuliefern.

Es steht jetzt mit den Deutschen Meisterschaften in Berlin, der WM im Juli und der EM im August in München ein schöner Dreiklang des Weitsprungs an. Was sind Ihre Ziele und Ihre Präferenzen?

Ich will gute Wettkämpfe bestreiten – und dann erst im zweiten Schritt schauen, wofür meine Leistungen letzten Endes reichen. Schließlich ist eine Platzierung auch immer davon abhängig, was die anderen Springerinnen leisten. Natürlich ist die WM in den USA von ihrer Wertigkeit höher einzustufen. Doch die EM liegt mir mehr am Herzen, weil ich die deutschen Farben im eigenen Land vertrete. Da wird man noch mal ganz anders wahrgenommen und unterstützt.

Sie wurden zuletzt dreimal in Serie zur Sportlerin des Jahres gekürt. Fühlen Sie sich wie ein Star?

Es hat sich schon einiges geändert. Etwa, dass ich jetzt auch privat, etwa beim Einkaufen, viel öfter erkannt werde. Doch das hat mich als Person nicht beeinflusst. Mir ist es ganz wichtig, dass ich Dieselbe bleibe: bescheiden, ruhig und eine Sportlerin, die sich auf ihre gestiegene Popularität nichts einbildet. Dadurch ist es auch einfacher, damit umzugehen.

Ihr weitester Karriere-Sprung ging bis 7,30 Meter – der deutsche Rekord von Heike Drechsler liegt bei 7,48 Metern, der Weltrekord bei 7,52 Metern. Ist es ein Ziel, diese Bestmarken irgendwann zu knacken?

Derzeit nicht, denn der Weltrekord liegt in weiter Ferne. 23 Zentimeter sind im Weitsprung eine Welt. Um in diese Sphären vorzustoßen, muss ich erst mal mein Niveau im höheren Siebenmeter-Bereich stabilisieren. Für einen Rekordsprung benötigt man dann einen Wettkampf, bei dem alles passt: Wind, Wetter und das physische Leistungsvermögen.

Sie hatten vor, in die USA zu gehen, um im Weitsprung unter der US-Legende Carl Lewis und im Sprint unter Leroy Burrell zu trainieren. Dann kam Corona. Sind diese Pläne jetzt auf Eis gelegt?

Das nicht, aber meine Planung hat sich verändert. Schließlich trainiere ich seit einiger Zeit mit Uli Knapp – und es fühlt sich sehr gut an. Auch zwischenmenschlich passt es gut, und das schätze ich sehr. Daher werde ich weiter mit ihm trainieren. Allerdings sind wir beide weltoffene Menschen. Daher ist es gut vorstellbar, dass wir auch mal nach Houston zu Carl Lewis gehen, um uns alles anzuschauen und uns auszutauschen.

Sie sind schon jetzt eine hochdekorierte Sportlerin. Einige wenige – etwa die Eiskunstläuferin Kati Witt – werden in Deutschland derweil ein Leben lang als Ikonen des Sports gefeiert. Möchten Sie das auch erreichen?

Es ist sicherlich schön, wenn man als Sportler so erfolgreich war, dass man sich einen derart speziellen Status erarbeitet hat. Aber über derlei Dinge mache ich mir keine Gedanken. Ich gebe weiter mein Bestes. Entweder reicht es dann – oder eben nicht.

Der Weitsprung verlangt viel Detailarbeit. Sie hatten im Jahr 2020 Ihren Anlauf von 20 auf 16 Schritte verkürzt, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. Dann folgte die erneute Umstellung.

Die Erfahrung mit 16 Schritten Anlauf war sehr schön, denn sie hat mich ja zu einer Weite von sieben Metern gebracht. Allerdings hat diese Umstellung auch ein wenig Unruhe gestiftet, als ich wieder zurück bin zu den ursprünglichen 20 Schritten. Schließlich benötigt man jeweils einen anderen Rhythmus, ein anderes Timing. Wir haben im Winter nun viel Sprinttechnik trainiert. Ich bin jetzt wieder schneller als 2021 – und damit viel stabiler.

Was macht generell eine gute Weitspringerin aus?

Das Wichtigste sind ein schneller Anlauf und dazu die Fähigkeit, das Tempo letztlich in Weite umzuwandeln. Man spricht hier vom Horizontal- und dem Vertikalimpuls. Es gibt einiges zu beachten – unter anderem den Absprungwinkel. Und ich denke, das gelingt mir ganz gut.

Sie setzen sich mit ihrem Verein „Malaikas Herzsprung“ bundesweit dafür ein, Grundschulkinder verstärkt an den Sport heranzuführen.

Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass man die Kinder wieder zurück in die Vereine bringt. Sie sollen sich körperlich auspowern, sich bewegen, neue Dinge lernen, ihre Koordination schulen – aber nach der Phase der Corona-Lockdowns auch menschlich miteinander wachsen. Obendrein soll so auch die Leichtathletik gestärkt werden.

Was sind Ihre persönlichen Hobbys?

Neben dem Trainingsalltag bleibt wenig Zeit für andere körperliche Aktivitäten. Ich spiele Klavier, mache gerne Musik, habe mit Gitarre angefangen. Mein Trainer spielt auch. Im Moment lerne ich außerdem Spanisch.

Und was planen Sie für die Karriere nach der Karriere?

Ich sehe mich nicht als Trainerin. Ich finde den Sport zwar schön, doch nach der aktiven Laufbahn ist es dann auch an der Zeit, sich anderen Dingen zu widmen. Wichtig wird mir stets der Kontakt mit anderen Menschen bleiben. Und zwar so, dass man miteinander etwas füreinander bewirkt.