Die Vorbereitung war kurz, aber sie zahlte sich für Deutschlands Fußballer schon beim Comeback auf der Olympia-Bühne aus. Dem starken Auftritt beim 2:2 gegen Olympiasieger Mexiko soll am Sonntag nun die Steigerung gegen Südkorea folgen.
Salvador/Stuttgart - Am Ende konnten sie mit ihrer Leistung im olympischen Auftaktspiel in Salvador sehr zufrieden sein. Zu einem 2:2 (0:0) gegen Mexiko hat es für die deutschen Fußballer um ihren Trainer Horst Hrubesch nach Startschwierigkeiten gereicht. Dabei war der Gegner bei Dauerregen an der brasilianischen Atlantikküste kein Irgendwer: Denn bei den Mexikanern, die gegen die DFB-Elf zweimal in Führung gingen ehe Serge Gnabry (58.) sowie der Weltmeister Matthias Ginter (79.) jeweils ausglichen, handelt es sich um die Goldmedaillen-Gewinner der Spiele von 2012 in London. 10 170 Tage nach dem letzten Start einer deutschen Mannschaft im Zeichen der fünf Ringe, als man 1988 in Seoul mit jungen Spielern wie Jürgen Klinsmann und Thomas Häßler, aber auch mit erfahrenen Profis wie Rudi Bommer und Frank Mill Bronze holte, schnuppern deutsche Fußballer also wieder Olympia-Luft. Mindestens ins Halbfinale will man kommen, dann nämlich ginge die Reise von Salvador aus nach Rio de Janeiro, „ins richtige Olympia mit dem olympischen Dorf“, wie Horst Hrubesch sagt.
Das Spiel
Die lediglich 10.000 Fans in der Arena Fonte Nova sahen eine Partie mit zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten: War im ersten Durchgang wenig geboten, so entwickelte sich im zweiten Durchgang ein echter Schlagabtausch. „Ich habe der Mannschaft gratuliert und ihr gesagt, dass das die Art und Weise ist, die ich mir vorstelle, mit diesen Charaktereigenschaften Fußball zu spielen, wieder zurückzukommen, die Tore dabei rauszuspielen“, sagte der 65-jährige Hrubesch. Die Mexikaner waren zweimal nach Standards durch ihren Oldie Oribe Peralta (52.), den Helden des Olympia-Endspiels von 2012, und durch Rodolfo Pizarro (61.) in Führung gegangen waren. Einiges ging dabei bei den Deutschen vor allem in der Defensive noch schief. Die Abstimmung fehlte. Das ist auch kein Wunder: Schließlich hatte Hrubesch mit dem unter größten Schwierigkeiten zusammengestellten Team nur Zeit für eine Blitz-Vorbereitung von sieben Tagen.
Doch die Deutschen kämpften sich nach den Gegentoren zweimal zurück: Den ersten Treffer besorgte der gebürtige Stuttgarter Gnabry nach Vorarbeit des Hoffenheimers Niklas Süle mit einem Schlenzer ins rechte Eck; beim Ausgleich zum 2:2 war Ginter nach einem Eckball von Max Meyer per Kopf zur Stelle. „Wir haben immer weiter gemacht, ohne hektisch zu werden“, sagte Hrubesch, „auch wenn nicht immer alles geklappt hat.“
Die Entdeckung des Spiels
Besonders Serge Gnabry spielte sich in den Vordergrund – und war damit die Entdeckung des Spiels. Schnelligkeit, Wendigkeit und Zielstrebigkeit zeichnen den Stürmer des FC Arsenal aus. Gnabry zeigte seine außergewöhnlichen Fähigkeiten in Salvador auf der ganz großen Bühne. Den deutschen Fans ist der Profi, dessen Vater Ivorer ist, allerdings kaum bekannt. Dabei spielt er im Club von Weltmeister Mesut Özil.
Doch anders als sein Kumpel hat Gnabry bei Arsenal noch nicht den Durchbruch geschafft. Teammanager Arsène Wenger holte den Offensivmann schon 2011 vom VfB Stuttgart nach Nordlondon. Dort spielte der Youngster bislang hauptsächlich in der U 21 der Gunners.
2013 erzielte Gnabry beim 2:1-Sieg Arsenals in Swansea sein erstes Tor in der Premier League. Doch für einen Platz im Top-Kader Arsenals reichte es für den Deutschen, der zuletzt an West Bromwich ausgeliehen war, bisher nicht. „Für das Selbstvertrauen war das Tor natürlich wichtig“, sagte Gnabry zu seinem Treffer gegen Mexiko.
Die Schwächen des Teams
Das deutsche Fußball-Team für Olympia ist ein mehr oder weniger zusammen gewürfelter Haufen. Da keine Abstellpflicht der Bundesligisten besteht, einigte man sich darauf, dass kein Club mehr als zwei Spieler abstellen muss. Bis auf drei Akteure (beim DFB-Team sind dies Nils Petersen sowie die Bender-Zwillinge) müssen alle Spieler jünger als 23 Jahre sein. Kein Wunder also, dass bei der Mannschaft noch nicht alles passte. Während die Elf im Spiel nach vorne mit ihren Tempodribblern, dem Schalker Max Meyer oder Serge Gnabry, zu gefallen wusste, taten sich in der Rückwärtsbewegung doch erhebliche Löcher auf.
Der Ausblick
„Wir sind stolz auf die Mannschaft. Wie sie gekämpft hat und zurück gekommen ist“, sagte der DFB-Sportdirektor Hansi Flick, der nach einer Tingeltour durch die Liga die Spieler von den Clubs loseisen konnte. Dabei hat der Auftakt gezeigt, dass in dem Team durchaus Potenzial steckt. „Das zeigt unsere Moral, die können wir in diesem Turnier gut gebrauchen“, sagte der für 1899 Hoffenheim spielende Innenverteidiger Niklas Süle. Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt nicht, denn die Gruppenspiele werden innerhalb von sieben Tagen abgewickelt. Am Sonntag trifft Deutschland in Salvador auf Südkorea (21 Uhr MESZ/ZDF), das zum Auftakt Fidschi mit 8:0 abfertigte. Der Olympia-Neuling ist am Mittwoch in Belo Horizonte im Kampf um das Viertelfinale letzter Gegner der Deutschen (21 Uhr MESZ/ARD).