IOC-Präsident Thomas Bach (Mitte) Foto: Getty Images South America

Es ist eine historische Entscheidung für die olympische Bewegung. Die Sommerspiele sind 2024 an Paris und 2028 an Los Angeles vergeben worden. Die bisher einzige Doppelvergabe hatte es vor fast 100 Jahren gegeben.

Lima - Erstmals seit fast 100 Jahren hat das Internationale Olympische Komitee zwei Sommerspiele wieder gleichzeitig vergeben: 2024 ist Paris Gastgeber - 2028 Los Angeles. Die Vollversammlung des IOC, die Session, billigte am Mittwoch in Lima einstimmig das entsprechende Abkommen mit beiden Städten. Das IOC-Treffen, das noch bis Samstag andauert, ist durch Korruptionsvorwürfe um gekaufte Stimmen bei der Vergabe der Spiele in Rio de Janeiro 2016 und Tokio 2020 belastet.

Die Entscheidung, die per Handzeichen der IOC-Mitglieder getroffen wurde, ist auch ein erster Versuch, die Vergabepraxis zu reformieren und Bestechungsversuchen künftig vorzubeugen. Das IOC hat zudem Planungssicherheit bei dem Milliardengeschäft mit den Sommerspielen für elf Jahre.

„Zwei großartige Städte aus zwei großartigen Ländern mit einer großartigen olympischen Geschichte“, beschrieb Bach die „goldene Gelegenheit“ für das IOC. „Das ist eine Win-Win-Win-Situation.“

Große Begeisterung in Frankreich

Paris und Los Angeles haben bürgernahe Konzepte auch für die Paralympischen Spiele vorgelegt und werben mit vergleichsweise geringeren Kosten, da die meisten Sportstätten bereits bestehen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron versicherte in einer Videobotschaft: „Das ganze Land steht hinter den Spielen.“ Bürgermeisterin Anne Hidalgo zeigte sich in Lima tief berührt und sprach von einem historischen Abkommen.

Die französische Hauptstadt, die mit dem Motto „Made to share“ antritt (Gemacht, um zu teilen) will beispielsweise das Stade de France als Olympiastadion nutzen. Mehr als 90 Prozent der Wettkampfanlagen stehen schon beziehungsweise werden nur zeitweise aufgebaut wie beispielsweise das Beachvolleyballstadion am Eiffelturm. Die Wege für Besucher und Athleten sollen im historischen Zentrum kurz sein. Paris kalkuliert mit Kosten in Höhe von 6,2 Milliarden Euro.

Paris war mit Bewerbungen für 2008 und 2012 gescheitert. 1900 und 1924 war die Stadt schon zwei Mal Gastgeber. Nun kommt die Metropole an der Seine symbolträchtig nach 100 Jahren wieder zum Zuge.

Los-Angeles-Bürgermeister Eric Garcetti versprach große Spiele nach dem Motto „Follow the sun“ (Folge der Sonne): „Die Menschen in LA nehmen die Spiele nicht als etwas wahr, was in elf Jahren stattfindet, sondern die Spiele beginnen heute.“

Bereits dritte Spiele in Los Angeles

Los Angeles war auch schon zwei Mal Ausrichter. Wie schon bei den Spielen 1932 und 1984 will man das Los Angeles Memorial Coliseum als Olympiastadion nutzen. Mit 5,3 Milliarden Dollar will die Stadt auskommen (knapp 4,5 Milliarden Euro). Das IOC schießt 1,8 Milliarden Dollar zu.

Auf einer außerordentlichen Vollversammlung hatte das IOC am 11. Juli den Weg für die erst zweite Doppelvergabe freigemacht: Im Juni 1921 waren die Spiele 1924 an Paris und 1928 an Amsterdam vergeben worden. Von den aktuell 94 IOC-Mitgliedern waren 85 in Lima.

Der IOC-Präsident hatte die Idee der Doppelvergabe seit vergangenem Dezember vorangetrieben. Seiner Ansicht nach brachte das bisherige Verfahren zu viele Verlierer hervor. Schon die Bewerbung ist mit hohen Kosten und politischen Risiken verbunden. Gescheiterte Bewerber mit durchaus konkurrenzfähigen Konzepten treten nicht unbedingt ein zweites Mal an.

Angesichts der nach jetzigen Plänen vertretbaren Kosten wollte das IOC keinen der beiden Kandidaten verprellen. Bach hatte im Juli festgestellt, dass sich im Westen die Menschen nicht ohne Grund von olympischen Großprojekten abwendeten.

Teils abschreckender Gigantismus

Da gab es beispielsweise abschreckenden Gigantismus bei den Winterspielen im russischen Sotschi 2014: Russland soll schätzungsweise 50 Milliarden Euro in die Spiele gepumpt haben. Zudem sollen die russischen Sportler systematisch gedopt haben.

Auch wenn in Rio de Janeiro 2016 versucht wurde, die Ausgaben zu begrenzen, gammeln doch heute die Wettkampfstätten in einer Stadt vor sich hin, die mit der Pleite kämpft. Noch immer sind Rechnungen des Organisationskomitees in Höhe von 40 Millionen US-Dollar offen.

Tokio, Gastgeber 2020, musste vom IOC mehrfach ermahnt werden, weil die Kosten drohen, durch die Decke zu schießen und so die IOC-Reformbemühungen ad absurdem geführt werden.

Ein Blick zurück zeigt die Folgen, wie diese negativen Faktoren wahrgenommen werden. Fünf Städte waren angetreten, 2024 Gastgeber zu sein: Boston, Hamburg, Rom und zuletzt Budapest stiegen wieder aus. Grund war fast immer das Misstrauen der Bürger in das Versprechen des IOC, Olympia werde bürgernah und nachhaltig.