Sind da etwa Wanzen in den Betten des olympischen Dorfes? Foto: dpa/Michael Kappeler

Über die tierischen Erfahrungen der Olympia-Reporter bei den Sommerspielen in Paris.

Zur Pflicht eines Olympia-Reporters gehört es, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Was den Sport betrifft, aber auch sonst. Vor den Spielen in Paris war oft zu hören, dass die Bettwanzen in der französischen Hauptstadt zu einer echten Plage und anschließend in der ganzen Welt verbreitet werden könnten. Die Organisatoren haben diese Panik-Nachrichten als russische Cyber-Attacken tituliert, was uns nicht davon abgehalten hat, neben Mückenspray und Desinfektionsspender auch ein Anti-Bettwanzen-Mittel einzupacken. Dann haben wir, ein guter Rat aus dem Kreis der Familie, beim ersten Betreten unseres Hotelzimmers dreimal kräftig auf die Bettdecke geklopft. Es regte sich nichts, wir schlafen seither ungestört. Und ohne Juckreiz.

Tierische Themen

Tierische Themen begleiten unsere olympischen Abenteuer schon länger. Ein halbes Jahr, bevor im Sommer 2016 die Spiele in Rio de Janeiro begannen, wurde die Gefahr durch die Zika-Mücke als so groß eingeschätzt, dass erste Skeptiker sogar eine Olympia-Absage forderten. Sechs Monate später, während der Wettkämpfe, interessierte das längst schon niemanden mehr. So ähnlich ist es jetzt in Paris.

Angeblich 6,5 Millionen Ratten leben in der französischen Metropole. Disneys Animationsfilm „Ratatouille“ verpasste ihnen zwar ein freundlicheres Image, gern gesehen sind die pelzigen Mitbewohner in der Stadt an der Seine allerdings keineswegs. Die Olympia-Organisatoren unternahmen deshalb große Anstrengungen, um die Nagetiere während der Sommerspiele im Untergrund zu halten. Rund um Wettkampfstätten und Festbereiche wurden Fallen aufgestellt, außerdem ist es in Paris derzeit so sauber wie schon lange nicht mehr. Es ist kaum Müll zu sehen, folglich ist die Stadt für Ratten auch kein gefundenes Fressen mehr. Die journalistische Olympia-Reisegesellschaft aus Stuttgart machte nur an einem Abend auf dem Fußweg zurück ins Hotel Bekanntschaft mit zwei Ratten und sagt schon mal Danke an die städtische Müllabfuhr – die 1900 Olympia-Sonderprämie, die es für die Mitarbeiter geben soll, dürfen getrost verdoppelt werden. Gerne auf Kosten des IOC.

Probleme mit den Leitungen

Ein bisschen Biss wollten die tierischen Olympia-Bewohner dann aber doch noch zeigen. Nachdem immer wieder Glasfaserleitungen an einer Fanzone am Schloss von Vincennes durchtrennt worden waren, übernahm eine Abteilung für Cyberkriminalität die Ermittlungen. Als die Fahnder die Bilder der nächtlichen Videoüberwachung sichteten, machten sie eine überraschende Entdeckung. Denn für die Attacken auf die Glasfaserleitungen waren weder militante Olympia-Gegner noch aus dem Ausland gesteuerte Saboteure verantwortlich, sondern schlicht mehrere Marder. Die Staatsanwaltschaft stellte daraufhin das Verfahren ein – „wegen Nichtvorliegens einer Straftat“. Beim Lesen haben wir vor lauter Begeisterung erneut auf unsere Bettdecke geklopft. Das Ergebnis juckt uns immer noch nicht.