Caeleb Dressel hat den Olympischen Spielen seinen Stempel aufgedrückt. Foto: dpa/Oliver Weiken

Mit fünfmal Gold bei diesen Spielen schwimmt Caeleb Dressel in einer eigenen Liga und in die Riege von ganz Großen seiner Sportart vor. Ein neuer Michael Phelps will er nicht sein.

Tokio - Rekordolympionike Michael Phelps gratulierte Caeleb Dressel & Co. nach Weltrekord und Olympiasieg. Mit der Lagen-Staffel über 4 x 100 Meter schnappte sich der amerikanische Starschwimmer Dressel nicht nur die zwölf Jahre alte Marke des US-Quartetts um Phelps, sondern sicherte sich auch seine fünfte Goldmedaille bei den Sommerspielen in Tokio. „Ich habe mir eingeredet, dass Olympia dasselbe wie eine WM ist. Aber es ist etwas ganz anderes“, räumte der 24-Jährige ein. „Es hat eine ganz andere Bedeutung, sich für etwas vorzubereiten, was es nur alle vier Jahre gibt.“

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Dressel reihte sich in die Garde von Phelps (8x Gold in Peking 2008), Landsmann Mark Spitz (7/München 1972), Kristin Otto (6/Seoul 1988) und Matt Biondi (5/Seoul 1988) ein. „Die USA dominiert schon so lange, da ist es etwas ganz Besonderes, seinen Stempel aufzudrücken“, sagte der Modellathlet, der schon öffentlich darum bat, nicht zum neuen Phelps hochgejubelt zu werden. „Es ist nicht mein Ziel, irgendjemand zu schlagen. Ich möchte mein Potenzial ausschöpfen.“

Aus dem Schatten von Phelps

Nach 13 WM-Titeln 2017 und 2019 glückte das nun auch bei Olympia, wo er vor Tokio schon zweimal mit Staffeln gewonnen hatte. In Rio war auch Phelps noch dabei, der nun noch die Weltrekorde mit zwei Staffeln und über 400 Meter Lagen hält.

„Ich war wirklich zufrieden mit meiner Leistung in Rio. Aber ich wusste, dass ich viel mehr erreichen wollte, als einfach nur ein Staffel-Schwimmer zu sein“, sagte Dressel. Die USA waren mit elfmal Gold und insgesamt 30 Medaillen die erfolgreichste Nation im Becken in Japans Metropole. Erfolgreichste Frau war die Australierin Emma McKeon mit viermal Gold und drei Bronzemedaillen.

Eine kleine Enttäuschung

Vor dem Erfolg der Lagen-Staffel mit Ryan Murphy, Michael Andrew und Zach Apple schnappte sich Dressel am Sonntag den Sieg über 50 Meter Freistil. „Ich bin so stolz auf ihn“, sagte Rückenschwimmer Murphy. „Ich kenne Caeleb seit seinem fünften Lebensjahr.“ An den Vortagen hatte der Kumpel aus Kindertagen als Olympiasieger über 100 Meter Freistil, 100 Meter Schmetterling und mit der Freistil-Staffel über 4 x 100 Meter triumphiert. Enttäuschend war da Rang fünf mit der Mixed-Staffel über 4 x 100 Meter Lagen. „Um für mich zu sprechen: Ich habe meinen Job nicht gemacht“, räumte Dressel ein.

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In der Gesamtbilanz konnte das aber keiner vom Schwimmstar dieser Spiele behaupten. „Ich wusste, dass Gewicht auf meinen Schultern lag“, beschrieb er. Doch er lieferte imposant ab. Und lernte nach eigene Aussage viel über sich selbst. „Ich habe das Gefühl, dass ich als besserer Schwimmer weggehen kann“, sagte das Sprint-Ass.

Am Schlusstag überraschte Dressel. Er gestand, vor den Rennen arg „nervös“ gewesen zu sein. „Nicht jeden Morgen waren die ersten Worte aus meinem Mund ‚Ich bin so begeistert’“, sagte er. „Manchmal war es ein ‚Oh, das wird heute scheiße’.“ Lief dann aber doch ganz gut ...