Volle Konzentration auf die olympische Aufgabe: Karla Borger bei der Annahme. Foto: AP

Der Olympiastart des deutschen Frauenteams im Beachvolleyball verläuft vor Traumkulisse ganz unterschiedlich. Während das Duo Laura Ludwig/Kira Walkenhorst gewinnt, müssen die Stuttgarterinnen Britta Büthe und Karla Borger eine Niederlage hinnehmen.

Rio de Janeiro - Die Beachvolleyball-Arena an der Copacabana ist riesig und wegen der intelligenten Konstruktion aus Stahlrohren trotzdem ein Stadion der kurzen Wege. Die Athleten müssen nur ein paar Meter laufen, schon stehen sie in der Mixed Zone vor der Meute der wartenden Journalisten. Sie schwitzen noch, der Sand klebt auf ihren muskulösen Körpern, über den Schultern hängen die Sporttaschen.

Und doch gibt es auch Unterschiede. Nach den Auftaktspielen der deutschen Frauenteams war dies sehr gut zu sehen. Die Leichtigkeit des Seins traf auf den Versuch, Lockerheit zu spielen.

Laura Ludwig hat reichlich gute Laune

Laura Ludwig ist das strahlende Gesicht des Beachvolleyballs. Im Sand, aber auch abseits des Courts. Sie redet frei von der Leber weg, unterstützt ihre Worte oft mit weit ausgebreiteten Armen, als wolle sie die ganze Welt vereinnahmen. Nachdem sie mit Kira Walkenhorst den ersten Sieg gegen die zwei bemühten, aber letztlich chancenlose Ägypterinnen Doaa El-Ghobashy und Nada Moawad geholt hatte, plauderte sie über die geniale Stimmung im Stadion, ihre Krafteinheit im olympischen Dorf mit den attraktiven französischen Hallen-Volleyballern („Ich wollte noch viel länger arbeiten, mein Trainer hat mich gestoppt“) und über ihren Umzug in ein Apartment am Strand von Ipanema.

Hier geht’s zu unserem Online-Olympia-Angebot

Am Ende wollte eine Journalistin, was eigentlich verpönt ist, noch ein Selfie mit ihr machen. Auch da spielte die alles andere als unterkühlte Hamburgerin mit, obwohl es fast fünf Minuten dauerte, weil der Speicher im Gerät der Reporterin voll war. Dann verabschiedete sich Ludwig, die in Rio ihre dritten Sommerspiele absolviert, mit den Worten: „Olympiasieger wird, wer mental am stärksten ist.“

Das Kontrastprogramm gab es zweieinhalb Stunden später zu sehen. Karla Borger und Britta Büthe lächelten zwar tapfer, doch der Versuch, die Enttäuschung über das 0:2 (12:21, 16:21) gegen die Paarung Nadine Zumkehr und Joana Heidrich aus der Schweiz zu überspielen, er misslang gründlich. „Wir haben viel zu wenig Druck gemacht“, meinten die Stuttgarterinnen, „und bei Weitem nicht das gezeigt, was wir können.“

Borger/Büthe ist der Auszug aus dem Olympischen Dorf peinlich

Weil die Last größer war als die Lust – und auch hinterher überwog bei Borger und Büthe die Sorge, nur ja keinen Fehler zu machen. Dass sie mittlerweile auch in ein Apartment umgezogen sind, hätten sie am liebsten verheimlicht, um ja nirgends anzuecken. Dabei hatte Ludwig längst ausgeplaudert, dass sie nur ein paar Minuten entfernt voneinander in Ipanema wohnen. Dazu passte, was Trainer Srdjan Veckov sagte: „Wir waren mental nicht bereit für die Spiele.“

Daran gilt es zu arbeiten, schließlich müssen in der ausgeglichen besetzten Vierergruppe nun zwei Siege her, um sicher weiterzukommen. Der Weg von Ludwig und Walkenhorst ist einfacher. Sie zählen, auch weil sie in den vergangenen drei Monaten klar das stärkste Team auf der World-Tour waren, zu den Favoritinnen auf eine Medaille.

Borger und Büthe sind bei ihrer olympischen Premiere davon aktuell weit entfernt. Was für den Bundestrainer Jörg Ahmann keine sonderlich große Überraschung ist. „Wer bei Olympia etwas holen will“, sagt er, „muss zweimal zu den Spielen kommen.“ Ahmann weiß, wovon er spricht. 2000 gewann er mit Axel Hager Bronze in Sydney. In aller Lockerheit – bei den zweiten Spielen.