Jung, wild, rasant und sportlich fair – Deutschlands Handball-Nationalmannschaft serviert auch bei den Spielen in Rio Vorlagen für die perfekte Vermarktung. Jetzt präsentieren der Deutsche Handballbund, die Bundesliga und die Landesverbände eine gemeinsame Imagekampagne.

Stuttgart - Mal ist es „Die Hand Gottes“, mal die Aktion eines unbekannten Wesens im eigenen Körper: Ob aber Diego Maradona, Thierry Henry, Christiano Ronaldo oder zuletzt Bastian Schweinsteiger – diese Stars des Fußballs nutzten ihre Hände, um zum Erfolg zu kommen.

„Du willst es doch auch“, verkündet nun der erste Spot einer gemeinsamen Image-Kampagne des Deutschen Handballs. Als Team präsentieren der Deutsche Handballbund, die Handball-Bundesliga, die Bundesliga der Frauen und die Landesverbände die Kampagne. „Wir greifen mit unserer Initiative die Sehnsucht sportbegeisterter Menschen nach sauberem, fairen und authentischem Sport auf“, sagt Jürgen Schweikardt den „Stuttgarter Nachrichten“. Der Manager des Erstligisten TVB Stuttgart 1898 hat die Aktion geneinsam mit Karsten Günther, Geschäftsführer des SC DHfK Leipzig – mit initiiert.

„Handspiel richtig gemacht“

Das Timing für den Spot „Handspiel richtig gemacht“ scheint perfekt. Jung, wild, rasant, in ständigem Schulterschluss und sportlich fair – so spielte sich das jüngste Team der Europameisterschaft in Polen im Januar auf das Siegerpodest, und so begeistert das Team von und um Bundestrainer Dagur Sigurdsson auch in Rio die Zuschauer . „Für 17 Millionen Zuschauer beim Europameisterschafts-Finale im Januar in Krakau gegen Spanien wurde deutlich, was den Handball ausmacht“, sagt Jürgen Schweikardt: „echter Sport – ohne Theatralik, aber voller Energie und mit unbedingtem Zusammenhalt“. Damit, so Schweikardt weiter, vermittele der Handball „gesellschaftsrelevante Werte“.

„Handspiel richtig gemacht“ schließt daran an, zeigt in knapp 60 Sekunden den Unterschied zwischen einem nicht regelkonformen und einem perfekt ausgeführten Handspiel. Propagiert also wird das true sportsmanship – gefeiert wird die Auferstehung des wahren Sportsmannes.

Ligachef Bohmann sieht „neue Kultur“

Kann das als Leitlinie einer Imagekampagne, die bis zur Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2019 weiterentwickelt werden soll, tragen? „Davon sind wir überzeugt“, sagt Frank Bohmann. „Handball ist bodenständig, nicht abgehoben, es geht um den Sport, nicht um die Show“, sagt der Geschäftsführer der DKB Handball-Bundesliga. Und auch er sieht in der Initiative „Handball – Es lebe der Sport“ mehr als eine Imagekampagne. „Hier wird eine neue Kultur im Deutschen Handball sichtbar und spürbar“, sagt Bohmann. Und ergänzt: „Es gibt viele Felder, auf denen wir den Deutschen Handballbund und den Profisport näher zusammenbringen können.“

Mehr Handball auf allen Kanälen

Mehr Handball auf allen Kanälen

Intensiviert werden soll auch die verpflichtende Jugendförderung durch die 32 Vereine der Ersten und Zweiten Handball-Bundesliga sowie die Vereine der Bundesliga der Frauen. „Hier haben insbesondere die Vereine im Süden viel investiert“, lobt Bohmann, der an diesem Donnerstag in Stuttgart das Programm für den Supercup-Abend am 31. August in der Porsche-Arena rund um das Spiel des Meisters Rhein-Neckar-Löwen gegen den Pokalsieger SC Magdeburg bekannt gibt. Zugleich warnt der Ligachef aber auch: „Die Imagekampagne ist für uns alle eine Anforderung, substanziell etwas zu erreichen“. Auch die Frage nach der verstärkten Fernsehpräsenz gehört dazu. „Da sind wir aktuell dran“, sagt Frank Bohmann. Das Ziel: Bei der nächsten Verhandlungsrunde über die TV-Rechte am 1. Juli 2017 „neue Spielräume zu eröffnen“. Die wird der Handball national auch brauchen, liegen doch die TV-Vermarktungsrechte für die nächste Weltmeisterschaft in Frankreich bei beIN Sports, einer Tochtergesellschaft von Al Jazeera. Und bisher ist eine unverschlüsselte Ausstrahlung der Spiele in weiter Ferne. „Wir ziehen für den deutschen Markt an einem Strang“, gibt Bohmann nun die Richtung für die nächste TV-Rechte-Runde im Juli 2017 vor.

Hanning-Vorstoß in Stuttgart

Applaus gibt es von Bohmann für den Vorstoß von DHB-Vizechef Bob Hanning. Der hatte jüngst bei einem von Ex-DHB-Präsident Bernhard Bauer initiierten Podiumsgespräch in Stuttgart deutlich gemacht, dass die Erfolgswelle des deutschen Handballs auch „notwendige Neuausrichtungen im Verband“ leichter machen sollten. „Es kann nicht sein“, hatte Hanning, der im DHB den Bereich Leistungssport und damit die Nationalmannschaften verantwortet, gesagt, „dass wir keine hauptamtliche Struktur für die Kommunikation haben“.

Mit ihren Erfolgen nun auch in Rio bewegt die Nationalmannschaft viel für den Handball – entsprechend viel soll sich nun auch im deutschen Handball bewegen. „Bernhard Bauer hat als DHB-Präsident hier einiges mit eingeleitet“, sagt Ligachef Frank Bohmann mit Blick auf die Strukturreformen in den Jahren 2013 bis 2015. „Es ist entscheidend, dass dieser Weg fortgesetzt wird“, sagt Bohmann – und betont: „Bob Hanning hat nun mit seinem Vorstoß völlig Recht“. Die Kommunikation professionalisieren und dabei die Landesverbände einbinden – das ist Hannings Ziel. Und wohl auch deshalb ist der als Macher bekannte DHB-Vize und Manager des Erstligisten Berliner Füchse „begeistert“ von der übergreifenden Imagekampagne.

Jürgen Schweikardt als Mitinitiator

Und wie kann diese wirken? Jürgen Schweikardt, dessen TVB Stuttgart 1898 am 4. September in der Porsche-Arena gegen Rekordmeister THW-Kiel in die neue Saison der Handball-Bundesliga startet, sieht als Vorsitzender der von DHB und Bundesliga getragenen Arbeitsgemeinschaft Markenentwicklung auch hier die Chance im Schulterschluss:: „Das kann nur wirken, wenn alle ihre Plattformen zur Verfügung stellen“, sagt Schweikardt, der „Handball – Es lebe der Sport“ als „Dachkampagne für die ganze Branche“ sieht.

Die Nationalmannschaft hat den Auftakt-Spot „Handspiel richtig gemacht“ in Rio mit ihren Erfolgen gegen Schweden und Polen zum Programm gemacht. „Das hilft ungemein“, so Schweikardt, der das Team um Kapitän Uwe Gensheimer „klar als Zugpferd des Handballs in Deutschland“ sieht. „Du willst es doch auch.“, verkündet der Handball in seiner mit der Hamburger Agentur Nordpol entwickelten Kampagne. Und das Olympiateam liefert die beste Vertiefung der Botschaft vom ehrlichen Sport – „sportlich erfolgreich und im Auftritt beeindruckend“, sagt Jürgen Schweikardt – „das machen sie überragend“.