Zehn Millionen Teile hat Olymp im Jahr 2010 produziert. Foto: Olymp

Der Chef des Hemdenherstellers Olymp über Baumwolle, Ehrgeiz und Bügeln.

Bietigheim - Das Hemd ist knitterfrei, und die Worte sind gewählt. Olymp-Chef Mark Bezner strebt nach Perfektion. Am liebsten redet er von Marktpositionierung und dem Rekordumsatz aus dem letzten Jahr. Aber nicht nur: ein Gespräch über Baumwolle, Ehrgeiz und Bügeln.

Herr Bezner, wann haben Sie zuletzt ein Hemd gebügelt?

Olymp-Hemden muss man nicht bügeln.

Bügeln Sie gerne?

Eigentlich ist meine Frau für die Pflege der Kleidung zuständig. Ich habe aber auch auf Geschäftsreisen immer ordentliche Hemden. Wenn das Hemd über Tage im Koffer gelegen ist, hängt man das danach auf einen Bügel, und es entknittert sich von selbst. Ich wäre auch nicht unbedingt fähig, ein Hemd fachmännisch zu bügeln.

Und wann gibt es für die Frauen bügelfreie Blusen?

In nächster Zeit gewiss noch nicht. Aber ich würde niemals nie sagen. Wir haben noch viel vor mit der Hemdenmarke Olymp. Die nächsten Jahre werden wir uns daher auf die Männer konzentrieren.

Männer wie Sie? Sie haben einmal gesagt, Sie seien kein Warmduscher und kein Warmschwimmer. Was meinen Sie damit?

Dass wir bei Olymp sehr leistungsorientiert unterwegs sind und dass ich auch die Führung meines Unternehmens sehr sportlich sehe. Mich hat der Sport schon in jungen Jahren als Schwimmer geprägt, und mit diesem sportlichen Ansatz führe ich auch dieses Unternehmen.

Bedeutet "sportlicher Ansatz", dass Sie immer der Beste sein wollen?

Unser Ziel war es schon vor vielen Jahren, die Nummer eins im Hemdenmarkt in Deutschland zu werden und da waren wir noch nicht in der Position, in der wir heute sind. Seit 2007 ist Olymp das meistverkaufte Hemd unter einer Marke. Als wir angefangen haben, waren wir gerade mal unter den Top zehn angesiedelt. Jetzt wollen wir international expandieren. Wenn man einmal an der deutschen Spitze ist, will man ja auch international erfolgreiche Ergebnisse erzielen.

Sie sind ein ehrgeiziger Mensch?

Unbedingt, das bin ich durchaus.

"Beim Schwimmen kann ich tief nachdenken"

Was waren die größten Niederlagen?

Da kann ich mich persönlich an nicht viele Ereignisse erinnern. Natürlich haben wir jeden Tag mit riesigen Herausforderungen zu tun und mit beruflichen Themen, die nicht so toll laufen. Aber das ist eben der Alltag eines verantwortlichen Unternehmers.

Wenn etwas "nicht so toll läuft", denken Sie beim Schwimmen drüber nach. Warum ausgerechnet im Schwimmbecken?

Weil ich beim Schwimmen nicht gestört werde. Ich nehme kein Handy mit, bin allein und habe den Kopf unter Wasser. Es gibt wenig Einfluss von außen. Wenn ich meine Bahnen im Schwimmbad ziehe, kann ich sehr gut abschalten und tief nachdenken. Das mache ich vor allem im Sommer zwei- bis dreimal die Woche. Im Winter gehe ich dafür Tauchen, so wie letzte Woche im Urlaub auf den Malediven. Da kann man ähnlich schöne Übungen durchführen.

Worüber denken Sie zurzeit nach?

Diese Woche haben wir die Vertriebstagung mit unseren Repräsentanten. Wir stellen dem Außendienst die Herbst/Winter-Kollektion 2011 vor. Wir haben hier einen enormen Schritt gemacht, weil wir zum ersten Mal eine Strickkollektion unter der Marke Olymp anbieten.

War es ein Fehler, die März AG zu einer Zeit zu kaufen, in der die Rohstoffknappheit die Textilindustrie umtreibt?

Keineswegs. Hauptgrund für die Übernahme von März war, dass uns die Handelspartner schon vor langer Zeit dazu aufgefordert haben, dass wir uns mit dem Thema Strick beschäftigen. Sie wollen komplette Warentische anbieten. Im Frühjahr gibt es die Hemden und die dazu passenden Polos, da kann man schöne Tische machen. Mit den Rohstoffentwicklungen am Markt haben wir auch in unserem Alltag im Kerngeschäft bei den Hemden zu kämpfen. Die Baumwollpreisexplosion und die Baumwollverknappung dominieren gegenwärtig unseren Alltag.

Wie wirkt sich das aus?

Es wird sicherlich Preiserhöhungen geben, auch für Bekleidung. Die Zeiten, in denen Bekleidung hier von Jahr zu Jahr günstiger wurde, wie es in den letzen 15 Jahren der Fall war, sind endgültig vorbei. Der Preis für Baumwolle hat sich in den letzten zwölf Monaten sogar verdreifacht. Das muss zu höheren Abgabepreisen der Industrie an den Handel und somit auch zu höheren Endverbraucherpreisen führen.

Experten rechnen mit sieben bis 15 Prozent mehr aufs Endprodukt.

Wer mit um die zehn Prozent Preiserhöhung rechnet, liegt ganz gut.

Welches neue Produkt kommt nach Strick? Wollen Sie Daniel Hechter und Hugo Boss Konkurrenz machen?

Wenn sich nicht eine geniale Chance am Markt auftut, möchte ich Ihnen garantieren, dass Sie in den nächsten drei bis vier Jahren nichts über eine weitere neue Produktlancierung oder Firmenübernahme von uns hören. Wir haben genügend Aufgaben und Potenzial mit dem Portfolio, das wir im Moment abdecken. Wir werden aber künftig viele engagierte neue Mitarbeiter brauchen, müssen uns baulich erweitern und mit Strick ein neues Produkt am Markt positionieren.

"Es ist nicht mein Naturell, brüllend durchs Unternehmen zu laufen"

Zu was fehlt Ihnen bei all dem die Zeit?

Ich fühle mich persönlich ausgeglichen. Für mich ist die Arbeit keine Qual, und es macht mir Spaß, hier etwas zu gestalten und erfolgreich zu sein. Ich denke, ich habe dennoch eine vernünftige Balance zwischen Berufs- und Privatleben, und in dieser Konstellation ist und muss auch genügend Zeit für die Familie drin sein. Ich bin verheiratet, habe vier Kinder, und die wollen auch etwas von ihrem Papa haben und der Vater auch was von ihnen. Mein ältester Sohn ist 13, und die kleinste Tochter ist zwei. Also haben wir doch eine ordentliche familiäre Altersspanne, die es zu bewerkstelligen gilt.

Wann haben Sie Zeit für die Familie?

Ich fange morgens sehr früh an, das ist auch kein Problem, weil die Kinder früh aus dem Haus gehen. Ich bin ab sieben Uhr hier im Büro. Und ich versuche, wenn es der Arbeitsablauf erlaubt, abends um halb acht wieder zu Hause zu sein, um mit der Familie zu essen. Diese Woche wird es wegen der Vertriebstagung jedoch nicht möglich sein.

Sind Sie immer so ausgeglichen, oder verlieren Sie auch mal die Fassung?

Es ist nicht mein Naturell, Gefühlsausbrüche nach außen zu tragen und brüllend durchs Unternehmen zu rennen. Aber ich ärgere mich, wenn im Betrieb etwas nicht optimal läuft, wie wir uns das gewünscht haben oder wenn in der Produktion etwas schiefgeht. Speziell, wenn durch Dritte Sachen schiefgehen, die wir nicht beeinflussen können. Wenn etwa Verschiffungen zu spät kommen, obwohl die Ware schon längst beim Kunden sein müsste. Oder wenn Flugzeuge wegen des Wetters nicht landen können und wichtige Luftfracht geladen haben. Da gibt es viele Beispiele, die einen aufregen können.

Sind Sie ein Perfektionist?

Das versuche ich zu sein, jedoch nicht krankhaft. Aber wir versuchen schon, das Unternehmen oder das Geschäftsmodell in allen Bereichen des Unternehmens perfekt aufzustellen, und das ist uns ja auch gelungen. Deshalb haben wir uns viel besser entwickelt als unsere Mitbewerber.

Führt der Wille zur Perfektion zu einem autoritären Führungsstil?

Das würde ich nicht sagen. Ich arbeite teamorientiert. Das schließt nicht aus, eine Sache manchmal auch mit einer klaren Ansage zu Ende zu bringen. Endlose Diskussionen und nie auf den Punkt zu kommen ist nicht mein Ding. Ich mag schnelle und kurze Entscheidungswege. Wenn ein führender Mitarbeiter eine gute Idee hat, dann kommt der zeitnah zu mir ins Büro, wir reden drüber, und dann wird die Sache entschieden. Ich höre sehr stark auf meine guten Mitarbeiter.

Was treibt Sie an?

Wie mich früher im Hochleistungssport der sportliche Erfolg motiviert hat, sind es heute die unternehmerischen Ziele. Im Vordergrund steht nicht der monetäre Erfolg. Ich will europaweit die Marktpositionierung ausbauen und noch mehr Bekanntheit für die Marke erreichen. Weil ich den Erfolg ja maßgeblich beeinflusse und sehr viel dafür mache, ist es auch eine gewisse Befriedigung, wenn alles gut läuft. Es macht mich wesentlich glücklicher, als nicht zu arbeiten. Es ist definitiv nicht mein Lebensziel, ab morgen zu sagen: Das war's, ich gehe jetzt nur noch Golf spielen und schaue sonst so, wie ich meinen Tag verbringe, und setze nur auf Freizeit.