Nett lächelnd Gemeinheiten zu verbreiten, ist die Kunst von Oliver Welke – wenn er nicht gerade Sport moderiert. Foto: dpa

Manche sagen ja, die Satiresendung „heute Show“ verkündet freitagabends die eigentlichen Nachrichten der Woche. Jetzt wird das Gesicht der Sendung 50 Jahre alt.

Köln/Bonn - Oliver Welke ist in Deutschland eine etwas ungewöhnliche Erscheinung. Viele Entertainer, Schauspieler und Musiker beklagen ja für gewöhnlich, dass das „Schubladendenken“ in der Bundesrepublik ganz besonders ausgeprägt sei - jeder solle hier seine feste Rolle und keine andere haben. Für Oliver Welke scheint das nicht zu gelten, denn er hat mindestens zwei. Die Leute mögen ihn als seriösen Fußballmoderator, aber auch als bissigen Quatschmacher in der ZDF-Satire-Sendung „heute-show“. Am Dienstag (19. April) wird er 50 Jahre alt und man kann fragen, wie er das geschafft hat.

Interviewanfragen zu seinem Geburtstag lässt er höflich absagen, das sei zu viel Privates. Daher muss man sich zunächst auf die biografischen Fakten verlassen. Welkes Karriere beginnt im Grunde beim Radio. Schon da fällt er als begabter Komiker, Autor und Sprecher auf - deutschlandweit bekannt wird er aber wohl erst als Sportmoderator bei der Sat.1-Fußballshow „ran“. 2003 wird ihm die Ehre zuteil, den altehrwürdigen Rudi Carrell bei „7 Tage - 7 Köpfe“ (RTL) zu beerben. Es folgen Edgar-Wallace-Parodien fürs Kino („Der Wixxer“, „Neues vom Wixxer“) und immer wieder Fußball.

Seine Paraderolle im lustigen Fach findet er allerdings erst 2009. Inspiriert von der amerikanischen „Daily Show“ mit Starkomiker Jon Stewart etabliert er als Anchorman die „heute-show“ im ZDF, die danach Preis um Preis einheimst und bis heute läuft. Mit Oliver Kahn moderiert er im Fußball die Champions League.

Zwei Leben zwischen Sport und Satire

Wenn man Welke bei der Arbeit zuschaut - einmal im Stadion, einmal bei der „heute-show“ - fallen schon Unterschiede auf. Fußball präsentiert er locker, aber nicht spöttisch. Welke sagte selbst mal in einem „Tagesspiegel“-Interview, dass Fußball und Witzigkeit eine „Gratwanderung“ seien. Man müsse sich in Erinnerung rufen, dass nach einem Spiel womöglich Millionen „ins Kissen beißen“, weil ihr Verein verloren hat. Da könnten Scherze deplatziert sein. „Ein bisschen gesunder Menschenverstand kann da nicht schaden. Ich gehe ja auch nicht auf eine Beerdigung und sage „Herzlichen Glückwunsch“.“

Gesunden Menschenverstand unterstellt man Welke ohne große Zweifel. Das trägt wohl dazu bei, dass man ihm den stetigen Rollenwechsel abkauft. Aus dieser Position lassen sich bei der „heute-show“ - in Kombination mit gut geschriebenen Texten - leicht abstruse politische Diskussionsverläufe offenlegen. Sein alter Weggefährte Dietmar Wischmeyer sagt dazu: „Intelligenz und Neugier sind für eine Fernsehkarriere normalerweise eine schwere Last. Olli Welke hat ohne sie abzustreifen trotzdem eine hingelegt.“

Eine gewisse optische Harmlosigkeit

Welke selbst kokettiert dabei mit seiner unverfänglichen Langweiligkeit, auch das ist ein Faktor beim Rollentausch. Geboren in Bielefeld, aufgewachsen in Gütersloh, schon bei Sat.1 „zu alt und zu spießig“, um mit Fußballspielern um die Häuser zu ziehen. Er zog sogar von Berlin in das als betulich verschriene Bonn („Ich bin in Gütersloh aufgewachsen, dagegen ist Bonn wie Manhattan“).

Zu guter Letzt ist anzumerken, dass Welke ungewöhnlich oft auf sein Äußeres angesprochen wird, zum Beispiel auf seine dünnen Haare oder sein Gesicht, das kein klassisches „Fernsehgesicht“ sei, wie im Fachmagazin „Journalist“ festgestellt wurde. In dem Interview wurde er sogar gefragt, ob sein „suboptimales Aussehen“ sein eigentlicher Vorteil sei. Er verströme eine „gewisse Harmlosigkeit“.

Welke pariert derartige Fragen gekonnt. Er weiß, dass auch das zu seinem Erfolg beigetragen hat, etwa als „Fake-Anchor“. Es gehe nicht um Attraktivität sagte er. „Sondern um dieses Pseudoseriöse, was man mir zubilligt, weil ich als Sportjournalist seit 15 Jahren ernsthafte Ansagen mache.“