In der aktuellen Ausgabe von „Stiftung Warentest“ schneiden erfreulich viele Olivenöle gut ab. Neben zwei Highlights für Feinschmecker gibt es auch zwei Ausreißer nach unten.
Stuttgart - Es gibt verschiedene Wege, den Sommerurlaub in einen wieder einmal erschreckend dunklen Herbst und Winter zu verlängern. Zum Beispiel bietet es sich an, die Essenz des letzten Italien-Urlaubs in Form eines Kanisters Olivenöl zu importieren, um darin an besonders stürmischen Tagen zu baden.
Das Öl des Agriturismo-Betriebs Calvola, nördlich des Gardasees gelegen, hat zum Beispiel eine intensiv-pfeffrige Note und ist so scharf im Abgang, dass es damit auch die Qualitätskriterien erfüllt, die Olivenöl-Experte Andreas März vor einigen Jahren in der „Süddeutschen Zeitung“ formulierte: „Ein Spitzen-Olivenöl muss im Hals brennen.“ März lebt und arbeitet mit seiner Familie in Lamporecchio in der Toskana als Olivenbauer und Landwirtschaftsjournalist. Ist ein Öl zu mild, sei das oft ein Zeichen von Ranzigkeit, sagt er.
Ein Öl vom Discounter schneidet besonders gut ab
Eine andere Möglichkeit, ausreichend Sonnenstunden in Ölform in die kalte Jahreszeit hinüberzuretten, ist bei der ausgedehnten Wohnwagentour durch Kroatien einen Stopp in Dajla in Istrien bei Olivenöl-Sommelier Andrea Brecevic einzulegen. Dessen Öl „Rheos extra virgin“ (der Liter kostet rund 40 Euro), kommt nicht ganz so scharf daher wie das oben beschriebene Öl aus Italien und eignet sich ganz wunderbar zum Verfeinern von Pasta-Gerichten.
Man kann aber auch recht unromantisch und pragmatisch Kurzurlaub bei der nächsten Lidl-Filiale machen. Das Discounter-Öl Primadonna (5,35 Euro pro Liter) hat beim neuesten Olivenöl-Tasting von „Stiftung Warentest“ in der Rubrik Schnäppchenjäger am besten abgeschnitten.
Das Alnatura-Öl wird mit mangelhaft bewertet
Getestet wurden 27 Olivenöle der Güteklasse „nativ extra“. Neun der Öle kommen laut Etikett jeweils aus nur einem Land, 18 Öle sind dagegen Mischungen aus verschiedenen Ländern. Die Warentester sind ungewöhnlich frohgemut gestimmt: „So viele Olivenöle konnten wir lange nicht empfehlen: 15 von 27 schneiden gut ab“, schreiben die Tester in ihrer aktuellen Ausgabe. „Zwei davon riechen und schmecken hervorragend. Zwei andere fallen im Test durch.“
Beginnen wir mit den schlechten Nachrichten: Mit „mangelhaft“ wurde das Produkt „Natives Olivenöl extra“ von Alnatura bewertet. Laut Warentest schmecke das Öl ranzig. Die Tester betrachten das Öl als sensorisch fehlerhaft und kritisieren die Noten von „Banane, Mandel und ranziger Haselnuss.“
Mit Weichmacher belastet
Auf dem vorletzten Platz landet das Nocellara Olivenöl der Firma Oil & Vinegar. Laut Stiftung Warentest ist dieses Produkt sehr hoch mit dem Weichmacher DEHP belastet, was darauf hindeute, dass das Speiseöl in Kontakt mit ungeeignetem Material war. Besonders pikant: Hier kostet der Liter ambitionierte 52 Euro.
Testsieger wurde das Bio-Öl Phen’Olio von Artgerecht, das mit 48 Euro pro Liter zu Buche schlägt. Dem Produkt aus Spanien attestieren die Tester eine sehr gute Ausgewogenheit. Ebenfalls mit dem Spitzenplatz ausgezeichnet wurde das Speiseöl Antico Frantoio della Fattoria der Firma Selezione Gustini. Hier kostet der Liter 40 Euro. Auch hier lautete des wohlwollende Urteil der Tester: „Intensiv fruchtig, grün, deutlich bitter und deutlich scharf“.
Gesundheitsfördernde Wirkung
In ihrem Artikel weisen die Fachleute auf die gesundheitsfördernde Wirkung von Olivenöl hin. Zwei der getesteten Öle punkten mit einen besonders hohen Anteil an Polyphenolen: die der Firmen „Artgerecht“ und „Mani Bläuel“. Polyphenole wirkten antioxidativ, indem sie sogenannte freie Radikale daran hinderten, Zellen zu schädigen. Zwei Esslöffel täglich seien in diesem Fall gesundheitsfördernd.
Mindestens genauso gesundheitsfördernd dürfte es sein, den erholsamen Effekt eines Urlaubs auf das ganze Jahr auszudehnen, indem man einen Olivenbaum adoptiert. Zum Beispiel über den Online-Marktplatz Crowdfarming.com bei der Fattoria Lavacchio in Pontassieve, nur wenige Kilometer von Florenz entfernt. Für rund 50 Euro kann man dem Gewächs zum Beispiel den wunderschönen Namen Josefine geben und bekommt dafür nicht nur am Ende eines Jahres eineinhalb Liter Olivenöl von fantastischer Qualität, sondern auch Inspiration für den nächsten Sommerurlaub. So ein „eigener“ Olivenbaum will schließlich auch mal besucht werden.
Wissenswertes zum Thema Olivenöl
Konsum
Im Jahr 2018 wurden laut Statista.de durch private Haushalte in Deutschland insgesamt rund 30,1 Millionen Liter Olivenöl eingekauft. Beliebter waren Rapsöl (76,1 Million Liter) und Sonnenblumenöl mit 56,2 Millionen Litern.
Erzeuger
In Europa weist Spanien das höchste Produktionsvolumen von Olivenöl auf. Der Olivenbaum kann unglaublich alt werden. Der „Stern“ berichtete zuletzt von einem griechischen Olivenbaum, der mehr als 3000 Jahre alt ist und bis heute Früchte trägt.