Finanzbürgermeister Michael Föll startet mit dem Abbruch des ehemaligen Olgäle Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Auf dem Olga-Areal haben die Abrissarbeiten begonnen. Dort sollen 220 neue Wohnungen entstehen. Eine von vielen bedeutenden Veränderungen in der Geschichte des Olgäle.

Stuttgart - Ein Bagger frisst sich ins Beton des ehemaligen Infektionsbaus des Olgahospitals. Bürgermeister Michael Föll steuert das schwere Gerät und reist symbolisch zu Beginn der Bauarbeiten einen Balkon ab. Bis 2018 sollen die Gebäude des Olgahospitals hier verschwinden, stattdessen 220 neue Wohnungen entstehen, sowie eine große Grünfläche und eine Kita. Die Hälfte der zukünftigen Wohnungen sollen als Sozialwohnungen genutzt werden. Rund 5,5 Millionen Euro kostet der Abbruch. „Von den ehemaligen Räumlichkeiten des Olgahospitals wird bald gar nichts mehr zu sehen sein“, sagt Michael Föll.

Das Olgahospital ist letztes Jahr auf das Gelände des Katharinenhospitals umgezogen, wo es mehr Platz hat und eine direkte räumliche Vernetzung mit der Frauenklinik möglich ist. Für das Olgäle, wie die Stuttgarter ihr Kinderkrankenhaus liebevoll nennen, war das seit seiner Gründung vor 173 Jahren bei weitem nicht die erste Veränderung.

Namengeberin war Königin Olga

Die beiden Ärzte Georg von Cleß und Otto Elben haben das Olgahospital 1842 als Heilanstalt im Stuttgarter Westen gegründet. Zu jener Zeit war die medizinische Versorgung sehr schlecht,Familienangehörige pflegten ihre Kranken meist zu Hause oder in kirchlichen Einrichtungen. Die Heilanstalt der beiden Ärzte war für die Stuttgarter eine große Erleichterung. Vier Jahre später heiratete die russische Zarentochter Olga den Kronprinzen Karl von Württemberg und zog zu ihrem Gemahl nach Stuttgart. Weit über Stuttgarts Grenzen hinaus wurde sie für ihr soziales Engagement bekannt.

Als gerade einmal 25-Jährige nahm sie 1847 die Heilanstalt der beiden Ärzte unter ihren persönlichen Schutz, die fortan den Namen“Olga-Heilanstalt für Kinder“ trug. Für die ärmeren Familien war die Behandlung ihrer Kinder in der Heilanstalt kostenlos, die reicheren mussten ein moderates „Kostgeld“ bezahlen. Die Heilanstalt zog im Stuttgarter Westen mehrfach um, bis Königin Olga 1882 den Bau von Räumlichkeiten für ein Krankenhaus in der Bismarckstraße finanzierte. Im zweiten Weltkrieg wurden die Kinder des Olgakrankenhauses evakuiert und die Klinik für verletzte Soldaten genutzt, bis sie 1944 von Bomben zerstört wurde. Doch das Olgäle und seine Belegschaft ließ sich nicht unterkriegen.

Umzug zum Katharinenhospital

Direkt nach dem Krieg nahm es in einem Nachbargebäude seinen Betrieb wieder auf. Es dauerte jedoch 30 Jahre, bis die Gebäude in der Bismarckstraße wiederaufgebaut und 1974 eingeweiht werden konnten. Das Olgahospital, das Bürgerhospital und das Krankenhaus Bad Cannstatt wurden schließlich im Jahr 1999 gemeinsam mit dem Katharinenhospital zum Klinikum Stuttgart zusammengeschlossen. Im Mai 2014 stand dem Olgäle dann der bislang letze große Umzug bevor: Das Olgahospital und die Frauenklinik zogen auf das Gelände des Katharinenhospitals um.

Zu diesem Zeitpunkt war Königin Olga schon seit 122 Jahren tot. Sie hatte sich stets für Stuttgarts Kinder eingesetzt und litt darunter, dass ihre Ehe mit König Karl kinderlos blieb. Wegen ihres Engagements ihrer Königin, gedenken die Stuttgarter Olga noch heute. Unter anderem bleibt ihr Name in der Olgastraße, dem Karl-Olga-Krankenhaus und dem Königin Olga Stift verewigt.