Das alte Gebäude an der Bismarckstraße in Stuttgart-West steht nun leer. Foto: Leif Piechowski

„Der Umzug lief schnell und reibungslos ab, wir sind überglücklich“, sagt Dr. Martin Kroll, Oberarzt der Neugeborenenabteilung: Am Samstag haben viele Helfer die kleinen Patienten des Olgahospitals in die Kriegsbergstraße gebracht, wo sie den neuen Gebäudekomplex beziehen.

Stuttgart - Um Punkt 17 Uhr schließen am Samstag die Pforten des Olgahospitals in der Bismarckstraße in Stuttgart-West, die Gasversorgung wird abgestellt. Bunte Grußbotschaften schmücken die Wände im Eingangsbereich, die Kinder und Eltern in dankbarer Erinnerung dort hinterlassen haben. Eine Ära geht zu Ende. Und ein riskanter Umzug ist geglückt.

Rund 65 kleine Patienten wurden am Samstag in den Neubau am Katharinenhospital in der Kriegsbergstraße verlegt. Die leichten Fälle wurden vorab entlassen. „Der Umzug lief schnell und reibungslos ab, wir sind überglücklich“, sagt Dr. Martin Kroll, Oberarzt der Neugeborenenabteilung. Die ersten Notfallpatienten seien bereits am neuen Standort eingetroffen, der OP in Betrieb. „Hohe, aber freudige Betriebsamkeit. Anspannung, aber keine Hektik“, beschreibt der Geschäftsführer des Klinikum Stuttgarts, Dr. Ralf Michael Schmitz, den Kraftakt.

Nach dem Umzug der Frauenklinik und der kompletten Neugeborenenabteilung in der vergangenen Woche waren alle Beteiligten in Übung. Bereits 24 Stunden zuvor wurden die Parkhäuser und Parkplätze rund um das Olgahospital und im Bereich der Hasenberg- und Breitscheidstraße gesperrt. Krankentransporte und Rettungswägen standen auf der Schlossstraße bereit. Die Kinder wurden im Reißverschlussverfahren zu den Fahrzeugen gebracht.

Die Fahrt mit Ein- und Ausladen dauerte pro Patient rund 40 Minuten. Jedes Kind wurde dabei von einem ehrenamtlichen Paten, Schüler der Berufsschulen, begleitet. In der Kriegsbergstraße angekommen, konnten die Kinder sofort die neuen Räume beziehen.

Der Regelbetrieb hatte am neuen Standort bereits um 8 Uhr morgens begonnen. „Nun muss nur noch Routine einkehren“, sagt Dr. Jürgen Graf, Klinischer Direktor des Klinikums Stuttgart. Die Mitarbeiter müssen sich in den 3000 Räumen des neuen Gebäudekomplexes zurechtfinden. „Unsere Mitarbeiter wissen die Vorteile der neuen Räumlichkeiten zu schätzen“, sagt Graf. „Wir können jetzt noch komplexere Medizin auf qualitativ höherem Niveau anbieten.“

Zum zweiten Mal in der Bundesrepublik wird im neuen Olgahospital multimodale, also kombinierte, Schmerztherapie für Kinder angeboten. Es gibt einen neuen Herzkatheter-Raum und neue Röntgengeräte. Durch die Nähe zum Katharinenhospital können Erwachsenen- und Kindermedizin ineinander greifen. Auch Kinder mit psychosomatischen Störungen können dort nun behandelt werden.

Außerdem wurden Geburtshilfe und Kinderheilkunde zusammengelegt. Nicht zuletzt haben sich die räumlichen Gegebenheiten verbessert. Durch eine Zusammenlegung mit dem Katharinenhospital steht eine große OP-Landschaft mit neuen Sälen zur Verfügung.

Insgesamt hat der Neubau 347 Million Euro gekostet. Wie viele Kosten durch den Wasserrohrbruch im September hinzukommen und wann das Olgäle wieder grüne Zahlen schreibt, ist noch unklar. Das leer stehende Gebäude an der Bismarckstraße wird im Juli der Stadt übergeben. Dann können die Planungen weitergehen: Im kommenden Sommer steht der Umzug des Bürgerhospitals an.