Bagger beißen sich in den Beton Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Seit Anfang September laufen die Abrissarbeiten rund um das Olgäle. Erst war Entrümpeln und Entkernen angesagt, jetzt geben Bagger und Bohrer dem ehemaligen Hospital den Rest.

Stuttgart - Krachender Beton, einstürzende Wände, Staubwolken – beim Abriss des ehemaligen Olga-Hospitals, von den Stuttgartern liebevoll Olgäle genannt, geht es zur Sache. Seit Anfang September zerlegen 60 Bauarbeiter das traditionsreiche Kinder-Krankenhaus. Von dem soll im Juni diesen Jahres, so der Plan von Stadt und Abrissunternehmen, nichts mehr übrig sein.

Ein Kran zerlegt das Olgahospital

Der zweijährige Luis Frick staunt. So etwas hat der Kleine noch nie gesehen, einen 50 Meter hohen und 150 Tonnen schweren Kran, der sich durch Beton und Stahl frisst. Zusammen mit Mama Maren Frick ist Luis heute zum „Baggergucken“ an die Schlossstraße gekommen. Maren Frick macht ähnlich große Augen wie ihr Sohn, als der große blaue Kran mit seiner Krake am Beton nagt und rüttelt und es schließlich rummst, weil Teile von Wand und Boden des ehemaligen Krankenhauses auf den Boden krachen. Luis hat das Olgäle noch nie von innen gesehen. „Dafür ist er zu jung“, sagt Maren Frick, die zusammen mit ihrem Sohn am Feuersee wohnt. Tatsächlich, das älteste Stuttgarter Kinder-Krankenhaus ist bereits im Mai 2014 auf das Gelände des Katharinenhospitals gezogen.

Abrissarbeiten locken Touristen an

Ein paar Meter weiter links, auf der Hasenbergstraße, steht Alois Schmid - und guckt durch den Bauzaun auf die Bagger, Kräne und Bohrer, die das bereits 1842 gegründete Kinderkrankenhaus Olgäle nach und nach dem Erdboden gleichmachen. „Es ist schade, das muss man schon sagen“, sagt er wehmütig über den Abriss. Er zeigt auf den kleinen Finger seiner linken Hand: „Den haben die mir dort vor Jahren gemacht.“ Aber Schmid sieht auch die Notwenigkeit des Abrisses: „Das Hospital hat halt jetzt ein Alter erreicht, bei dem man etwas Neues braucht. So ist der Lauf der Dinge.“ Spektakulär findet er den Abriss dennoch; deswegen kommt er mehrere Male pro Woche von seiner Wohnung in der Fortstraße hergelaufen und schaut zu, wie das Olga-Hospital allmählich verschwindet.

An der Ecke Hasenberg-/Bismarckstraße hat sich mittlerweile zufällig ein buntes Touristen-Grüppchen gebildet. Mehr als ein halbes Dutzend Handys ragen in die Luft, schießen Fotos und filmen. Nach fünf Minuten Abriss-Gucken geht es für die Touris auf die Bahn Richtung Innenstadt. Erst Olgäle-Abriss, dann Schlossplatz und Fernsehturm.

Nicht ganz so verklärt schaut Jörg Czischek auf das, was vom Olgäle noch steht. Am Bauzaun erklärt der Projektleiter des Bau-Beratungsunternehmens Arcadis, was da jetzt gerade alles zwischen Hasenberg-, Senefelder-, Breitscheid- und Schlossstraße passiert. Czischeck betreut den Olgäle-Abriss und war in der Planung federführend. Im Juni will er mit seinem Team rund um das Weilheimer Abriss-Unternehmen Fischer fertig sein. „Momentan sind wir voll im Zeitplan“, berichtet er.

Investoren warten auf Baugenehmigung

Er ist einer, dem Regeln wichtig sind. Ohne Helm und Sicherheitsschuhe darf keiner auf das Gelände. Aber auch was Umwelt- und Lärmregeln anbelangt, ist alles mit der Stadtverwaltung und den zuständigen Schutzbehörden abgesprochen. Regelmäßig schaut die Gewerbeaufsicht vorbei. Dass der Abriss auch viel Lärm und Dreck für angrenzenden Anwohner bedeutet, weiß er: „Deswegen stehen wir in engem Kontakt mit Bürgern und Stadt. Im Bezirkshaus West gab es auch schon eine Infoveranstaltung.“ Aus Rücksichtsgründen kracht’s so richtig nur unter der Woche, da von 7 bis 18 Uhr. Und der Dreck, der bei der Baustellenausfahrt entsteht, wird mehrere Male am Tag von einer Kehrmaschine entfernt. Auf der Baustelle selbst werden die Materialien getrennt, der aufgebrochene Beton soll wiederverwendet werden.

Nachdem im vergangenen Jahr die Gebäude des Olgäle entkernt und entrümpelt wurden, befinden sich die Abriss-Arbeiten nun in der „mineralischen“ Phase, das heißt, dass jetzt bis voraussichtlich Juni die Baurohstoffe abgetragen werden.

„Wenn die Investoren ihre Baugenehmigungen haben, kann mit dem Bau auf dem Gelände dann gleich losgelegt werden“, sagt Bauleiter Jörg Czischek.