Auch Landwirte und Stücklesbesitzer fahren gerne Porsche – in diesem Fall eben einen Traktor. Der gefällt auch den Jüngeren. Foto: avanti

Der Obst- und Gartenbauverein Rielingshausen hat erstmals eine Oldtimerausstellung veranstaltet. Gut 100 – überwiegend landwirtschaftliche – Fahrzeuge gab es auf dem Flugplatz bewundern.

Marbach-Rielingshausen - Helmut Läpple denkt pragmatisch. Der Erste Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Rielingshausen hat wie so viele schon vor einigen Jahren festgestellt: die Jugend fehlt. Statt aber den Kopf in den Sand zu stecken, wurde er aktiv und fragte sich, wie man die Jüngeren zum Mitmachen begeistern könnte. Das steckte den früheren Ortsvorsteher Eberhard Ruoff an. Und so hat der rührige Vereinsvorstand schon bei den Bürgerfesten versucht, alte landwirtschaftliche Geräte auszustellen. Nun wollten die Verantwortlichen aber nicht mehr länger auf ein Fest warten und haben kurzerhand ihre erste Oldtimerausstellung organisiert.

 

„Buschfunk“ lockt weitere Teilnehmer

Eigentlich war zunächst vorgesehen, dass nur landwirtschaftliche Fahrzeuge und keine Autos oder Mopeds auf den Flugplatz kommen. Doch obwohl nur sehr verhalten geworben wurde, strömen nicht nur Traktoren und Unimogs, sondern Mofas, Mopeds und andere Raritäten zum Flugplatz. Selbst Ortsvorsteher Jens Knittel hatte in aller Frühe seine 1963 erbaute Cessna 180 mit 1700  Kubikzentimeter Motor aus dem Hangar herausgerollt. Und so stehen sie nun einträchtig nebeneinander. Die Cessna neben einem alten Daimler-Benz 180b aus dem Jahr 1960 – und immerhin seit 1980 im Besitz des örtlichen Bauunternehmers Stickel – und etwas weiter eine Horex Regina. Dieses Motorrad aus dem Jahr 1959, dürfte schon damals ihre Besitzer sehr glücklich gemacht haben dürfte. Und was waren das noch für Zeiten, als selbst Landwirte und Stücklesbesitzer einen Porsche ihr Eigen nennen konnten. Gleich drei Prachtexemplare parkten beieinander, zwei davon feuerrot.

Mit Schalk im Nacken entfährt es Läpple beim Anblick der Traktorschönheiten: „Mein Gott, Jahrgang 1958. Der steht ja noch besser da als ich.“ Besitzer Harald Fees ist selbst 1958 geboren – ein Grund mehr für ihn, den Porsche zu restaurieren. Über den „Buschfunk“ hätte er vom Treffen erfahren und sei in „nur“ einer Dreiviertel Stunde von Bietigheim angereist.

Alte Feuerspritze wird ausgestellt

Nicht weit von den Traktoren entfernt steht ein bei Kennern hochverehrter Heinkel Roller. Und so geht es mit dem Reigen an Marken weiter, die von den Jüngeren nicht mehr alle erkannt werden. Eicher, Holder und Lanz – Traktoren, die nur noch selten auf Feldern oder Straßen auftauchen. Und gerade bei Letzterem bekommen viele Ältere eine Gänsehaut. Jede einzelne Zündung und Explosion im Verbrennungsraum war noch unüberhörbar und kündigte seinen Besitzer lautstark an: Achtung, jetzt komme ich!

Auch der Unimog, das kultisch verehrte Universalmotorgerät aus Untertürkheim, ist großteils aus dem Straßenbild verschwunden. Das Exemplar 2150 auf der Ausstellung tut aber seit 1991 treu seinen Dienst, wiegt 10  Tonnen und schleppt mit 215 PS aus sechs Liter Hubraum mühelos schwere Lasten. Bei einem anderen Fahrzeug sind dagegen viele über den Fortschritt froh: die ehemalige Feuerspritze der Rielingshäuser Feuerwehr. Nicht auszudenken, wie lange es dauern würde, bis dieses Gefährt bei einem Brandfall endlich vor Ort erscheinen würde.

Das Hobby vereint die Generationen

Doch auch Autoliebhaber kommen auf ihre Kosten. Neben einem himmelblauen VW Käfer aus dem Jahr 1969 mit sage und schreibe 40 Pferdestärken, steht ein paar Plätze weiter der gepflegte Oldtimer von OGV-Vereinsvize Wagner: ein Mercedes 280 SE aus dem Jahr 1974 mit 185 Pferdestärken unter der Haube.

Die ausgestellten Feldgeräte standen einst für Fortschritt: ein Lanz Traktor 1616 mit Kartoffelroder etwa oder aber eine der ersten Motorspritzen aus dem Jahr 1958. Die war auf einen Lanz Traktor aus demselben Baujahr montiert worden und beschleunigte den Pflanzenschutz einst ungemein.

Das Konzept Läpples scheint aufzugehen. Großvater, Söhne und Enkel begeistern sich für das gleiche Hobby. Colin etwa hat vom Uropa eine Agria mit Anhänger, Baujahr 1960, vermacht bekommen. Er liebt den „shabby chic“ seiner Restaurierung, denn die Maschine sieht trotz bestem Zustand aus, als käme sie gerade von der Feldarbeit. Ein Gerät passt dagegen bestens in unsere Zeit: die vollkommen CO2-neutrale Sämaschine – mit Handbetrieb.