Michael Hünekes Käfer, Baujahr 1959, ist genau so alt wie er selbst. Foto: Frank Rodenhausen

Wieso anachronistisch? Der Vorsitzende der Oldtimerfreunde Rems-Murr erzählt, wie er zu alten Autos gekommen ist und warum das Hobby aus seiner Sicht höchst nachhaltig ist.

Seine erste alte Liebe ist eine BMW gewesen. Michael Hüneke hat sich das Motorrad mit der Typenbezeichnung R 253 gekauft, als er noch studiert hat. Okay, das sei jetzt schon gut 40 Jahre her, sagt der Maschinenbauingenieur, aber auch damals war man schon einiges vom Baujahr der Maschine, 1959, entfernt.

Mit betagtem Motorrad quer durch Jugoslawien

Zusammen mit einem Kumpel, der einen Heinkel-Roller sein Eigen nannte, und insgesamt vier Personen fuhr Hüneke auf seinem zuvor aufwendig restaurierten Motorrad damals vom Ruhrgebiet bis nach Jugoslawien und zurück, mehr als 4000 Kilometer. So etwas brennt sich in die Erinnerung ein. Und hat offenkundig Lust auf weitere Fahrzeuge gemacht, die mangelnde Taufrische mit einem großen Liebhaberwert kompensierten.

Das erste Auto war ein Fiat Spider, Baujahr 1971, das Ziel indes ein 911er-Porsche. 2002 habe er sich einen leisten können, sagt Michael Hüneke, allerdings mussten dafür alle bis dato angesammelten Fahrzeuge verkauft werden. Die Investition in den Targa, Baujahr 1972, hat sich nicht nur emotional gelohnt. Damals hat Hüneke 16 000 Euro anlegen müssen. Heute ist der gut erhaltene Klassiker ein Vielfaches wert, wird bisweilen sogar im sechsstelligen Bereich gehandelt. Verkaufen will Hüneke ihn nicht, aber er betont, dass sich sein Hobby bis auf die Anfangsinvestition eigentlich immer selbst finanziert hat.

Seit 18 Jahren ist Michael Hüneke jetzt schon der Vorsitzende der Oldtimerfreunde Rems-Murr. Zu dem Verein stieß er kurz nach dessen Gründung zur Jahrtausendwende, als ihm seine Firma, Bosch, vorschlug, nach Stuttgart zu wechseln. Da habe er sich eben umgeschaut, wo er seinem Hobby mit Gleichgesinnten nachgehen könne. Dass diese ihn – einen „Fischkopf“ – wenige Jahre später zu ihrem Präsidenten gewählt haben, macht ihn schon ein wenig stolz, auch wenn er sagt, dass jetzt auch mal andere ran sollten.

Über die Frage, ob sein Hobby in Zeiten des Klimawandels nicht anachronistisch ist, und ob er deswegen vielleicht sogar Anfeindungen ausgesetzt sei, kann er nur den Kopf schütteln. Zum einen kämen die Verbrennermotoren der alten Schätze in der Regel nur selten zum Einsatz, und im Alltag sei ein Tesla erste Wahl. Zum anderen sagt Hüneke, dass es kaum etwas Nachhaltigeres geben könnte, als ein Auto möglichst lange zu erhalten, statt es alle paar Jahre durch ein mit hohem CO2-Ausstoß produziertes neues Fahrzeug zu ersetzen.

Das Auto ist genauso alt wie der Fahrer

Am Sonntag beim Frühjahrstreffen der Oldtimerfreunde in Winterbach ist Michael Hüneke mit einem VW Käfer angereist, der, Baujahr 1959, genauso alt ist wie er selbst. Die Ausstattung inklusive Winker-Blinker ist noch original. Die Herkunft ist gut dokumentiert: Der Wagen wurde 1958 von einer Chefsekretärin für 4750 Mark erworben. Sie hat das 30 PS starke Gefährt bis 1986 gefahren. Der Motor – auch original – ist 108 000 Kilometer gelaufen. Das gute Stück sieht aus wie aus dem Ei gepellt. „So etwas gibt es nur noch ganz selten“, sagt Michael Hüneke. „Es wäre doch schade, wenn man so etwas nicht mehr zeigen könnte.“