Der Aufbau läuft noch wie geplant. Doch wenig später explodiert der Druckbehälter der großen nostalgischen Pumpenspritze. Foto: Eva Herschmann

Das 5. Oldtimer-Treffen der Freiwilligen Feuerwehr Welzheim bringt am Wochenende mehr als 100 alte Feuerwehrautos auf die Straße. Die historische Schauübung am Samstag wird ungeplant noch spektakulärer, als der Druckbehälter des Hydrophors von 1860 explodiert.

Alle fünf Jahre präsentiert sich die Freiwillige Feuerwehr Welzheim beim Oldtimer-Treffen bürgernah mitten in der Stadt. Rund um den Kirchplatz waren an diesem Wochenende wieder unzählige alte Feuerwehrfahrzeuge aus verschiedenen Epochen ausgestellt, es gab eine Hocketse mit Festzelt, Frühschoppen und viel Live-musik. Höhepunkt war aber die große historische Feuerwehrübung am Samstagnachmittag, die diesmal sogar noch knalliger, spektakulärer und realistischer ausfiel als eigentlich geplant.

 

Faszination in Rot: Aus allen Himmelsrichtungen waren Feuerwehrkameradinnen und -kameraden mit ihren Oldtimern gekommen. Dass die Fahrzeuge einwandfrei in Schuss sind, zeigte sich bei einer rund eineinhalbstündigen Oldtimer-Ausfahrt am Samstagmittag, die in Richtung Schwäbisch Gmünd, Spraitbach, Alfdorf und wieder zurück nach Welzheim führte. An der Spitze der roten Parade fuhr der blumengeschmückte „Mercur-Tanker“ der Welzheimer Feuerwehr, mit dem alles begonnen hat. Denn als das „TLF 16“, Baujahr 1964, nach 33 Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde – und nach Afrika verschickt werden sollte – regte sich Protest. Eine – mittlerweile 20-köpfige – Oldtimergruppe formierte sich um den Feuerwehrmann Werner Kugler, der „Mercur-Tanker“ blieb im Ländle.

Das erste große Oldtimer-Treffen fand 2004 statt

Das erste große Oldtimer-Treffen fand 2004 statt. Seitdem präsentiert die Freiwillige Feuerwehr Welzheim alle fünf Jahre ihre fahrbereiten historischen Fahrzeuge der Bevölkerung und den immer zahlreichen Gästen – und dazu eine historische Schauübung, wie auch an diesem Samstag. Die Requisiten für die Freiluftbühne auf dem Kirchplatz in Welzheim standen, das Publikum, darunter viele Kinder, war zahlreich erschienen. Noch kurz vor Beginn gab Hansi Müller von der Oldtimerabteilung der Freiwilligen Feuerwehr einigen Akteuren letzte Anweisungen für die bis ins Detail durchgeplante historische Schauübung im Rahmen des 5. Oldtimer-Treffens der Freiwilligen Feuerwehr.

Dafür wurden die kleinen und großen Zuschauerinnen und Zuschauer an dem schönen Spätsommertag von Moderator – und ehemaligen Kommandanten – Konrad Back ins beschauliche Welzheim um 1900 mit vielen fleißigen Menschen versetzt. Ein Landwirt schärfte seine Sense, der Schmid dengelte, in der Schreinerei wurden Balken mit der Zwei-Mann-Säge zurecht gesägt, vor dem Haus wurde Brennholz gehackt, einige Frauen schrubbten am Waschbrett, andere fegten „d’Gass“. Und alle miteinander freuten sich schon auf die nahende Mittagspause. Wenig später saßen auch alle am großen Tisch zusammen und ließen es sich schmecken. Doch die Idylle währte nicht lange. Laut „Feuer, Feuer“ schreiend, kamen zwei Mädchen angerannt und zeigten auf „d’ald Schuir“, aus der es mächtig qualmte.

Bs dahin lief alles nach Drehbuch. Die Scheune brannte lichterloh – natürlich waren die drei Ponys, die zuvor nicht nur die Mädchen und Jungen erfreut hatten, rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden. Die Frauen ließen alles stehen und liegen, einige rannten mit Eimern zum Brunnen, andere holten die kleine Feuerlöschpumpe und versuchten damit, das Feuer zu bändigen. Aber sie brauchten viele Hände, um die unzähligen Löcher im porösen Schlauch zuzuhalten, durch die das Wasser nach allen Seiten spritzte. Doch Rettung nahte. Die große Pumpenspritze aus dem Jahr 1860, die von zwei Kaltblütern gezogen wurde, fuhr vor der Kirche vor. Die unruhig tänzelnden Pferde wurden rasch ausgespannt, die Männer – alle in alten Uniformen gekleidet – bauten den Hydrophor auf und begannen mit Muskelkraft zu pumpen. Doch noch bevor ein einziger Tropfen aus dem Schlauch kam, gab es einen großen Knall, der alle zusammenzucken ließ. Der Druckbehälter zerbarst, ein Schwall von Wasser schoss heraus und ergoss sich auf Zuschauende und Akteure.

Niemand kam zu Schaden, und mit der kleinen Pumpe, vielen Eimern Brunnenwasser sowie tatkräftiger Unterstützung befreundeter Feuerwehrangehöriger, die als Festgäste da waren, darunter die Kameraden aus dem schweizerischen Inwil, konnten die Flammen auch gelöscht und eine Feuersbrunst verhindert werden. Den letzten glimmenden Glutnestern im Holzschuppen machten die Welzheimer Aktiven mit einem satten Strahl aus einem B-Rohr den Garaus.

Feuerwehrleute haben alles im Griff

Jürgen Krauß, Kommandant der Welzheimer Brandlöscher, die rund 150 Mitglieder in drei Übungsabteilungen, Jugendfeuerwehr, Altersgruppe, Fanfarenzug und Oldtimergruppe hat, war die ganze Zeit über ruhig geblieben. Der Feuerwehr-Chef war sich sicher, dass seine Leute alles im Griff haben, trotz des nicht eingeplanten Ausfalls des historischen Hydrophors. „Den müssen wir jetzt allerdings komplett entsorgen“, sagte er mit Blick auf die tiefschwarz verkohlte Holzhütte auf dem Kirchplatz.

Oldtimer-Fachmann Werner Kugler – „Wer was über alte Feuerwehrfahrzeuge wissen will, der fragt Kugler“, so Kommandant Krauß – hatte die Explosion aus der Ferne erlebt. „Doch die Nachricht hat sich wie ein Lauffeuer bis zu mir verbreitet.“ Auch Kugler, der am Infostand der Welzheimer Oldtimergruppe am Eingang des Festzelts Dienst schob, zeigte sich unbeeindruckt. „Der Druckbehälter ist schon mal kaputtgegangen, den kriegen wir wieder hin.“