Der Tobias-Mayer-Verein hat zur siebten Charity-Ralley nach Marbach geladen. Rechtzeitig zum Start reißt die Wolkendecke auf und auch die Cabrios können sich in ihrer ganzen Schönheit dem Publikum präsentieren.
Glück gehabt: nach zwei heftigen Regentagen zeigt sich der 3. Oktober trocken und beständig. Beste Bedingungen also für die Rallye der Tobias-Mayer-Classic, die zum siebten Mal die Fans alter Fahrzeuge nach Marbach gerufen hat. Und als wäre es vertraglich vereinbart, reißt pünktlich zum Start um 12 Uhr sogar die Wolkendecke auf und die Sonne blitzt hervor. So dürfen sich nicht nur die Fahrer freuen, die ohne Verdeck unterwegs sind. Die herausgeputzten und hochglanzpolierten Lieblinge, die mindestens zwanzig Jahre alt sein müssen, können sich also auch von ihrer schönsten Seite auf dem Parkplatz vor dem Marbacher Schiller-Nationalmuseum präsentieren.
Dort liegt Faszination in der Luft und zwar bei Groß und Klein. Liebhaberaugen weiten sich ehrfurchtsvoll und scannen jedes Detail der 82 Schönheiten, die sich den Bereichen Youngtimer, Mittelalter und Oldtimer zuordnen lassen. Letztere dürfen nicht nach dem Jahr 1976 gebaut worden sein. Auch der zweieinhalbjährige Matias liebt Autos. „Er wundert sich gerade und sucht sich treffsicher die ganz alten aus“, sagt seine Mutter Cristina Gassmann. Der Hit unter den Vierrädrigen ist dann aber für Matias und seinen sechsjährigen Bruder Samuel das Feuerwehrauto aus Zaberfeld, das zu dieser Zeit noch keine Startnummer aufweist. „Wir winken dann beim Start den Autos“, verspricht die Mama.
Sonderpreis für Ford von 1930
Mit von der Partie ist auch ein Leichenwagen. „Zum Glück ohne Sarg“, kommentiert Vereinsmitglied Armin Hüttermann. Vermutlich als Talisman baumelt im Innenraum des Wagens ein Vogelskelett. Das Tobias Mayer-Verein-Gründungsmitglied, Wolf-Dieter Gronbach, ist ebenfalls Oldtimer-Fan und hat selbst eine „kleine Sammlung“, wie er – beim Fotografieren des seit Jahren ältesten Teilnehmerwagens erzählt: ein Ford Model A, Jahrgang 1930, von Kai-Henning und Katharina Weiß aus Rielingshausen, die dafür auch den Sonderpreis erhalten. Zweimal sei er selbst schon mitgefahren und habe einmal auch den Pokal gewonnen.
Am diesem Tag ist Gronbach als Helfer vorne beim Startplatz, der endlich wieder zwischen Literaturarchiv und der Treppe liegen darf. Aufgereiht wie eine Kette stehen von dort aus die Wagen bis hinten zum Parkplatz hin. Weil sich Ulrich Enderle als erster angemeldet hat, hat er die Startnummer eins. Gronbach ist später noch am Stadion-Parkplatz eingeteilt, wo alle teilnehmenden Fahrzeuge, die in Minutenabständen starten, gegen 15 Uhr erwartet werden.
Für die Tobias-Mayer-Vereinsmitglieder ist die Charity-Veranstaltung eine wahre Herkulesaufgabe. Allen voran für Gerhard Schreiber, der nun zum vierten Mal für die Gesamtorganisation verantwortlich zeichnet und die Aufgabe von Vorgänger Emil Müller übernommen hat. Lange Zeit im Voraus ist Schreiber aktiv, muss Genehmigungen einholen und das Roadbook für Fahrer und Beifahrer erstellen. Minutiös ist sein Helferplan ausgerichtet: Gut zwei Dutzend Mitglieder engagieren sich für die Rallye, die einst von Michael Seibert ins Leben gerufen wurde und die sich großer Beliebtheit erfreut. Lediglich ein Drittel der Teilnehmenden ist neu. Der große Rest: Wiederholungstäter. „Für uns eine Bestätigung, dass die Leute Gefallen an der Veranstaltung finden“, freut sich Schreiber.
Vorkriegswagen mit stolzen 80 PS
Kai Uwe Lutz ist Sprecher der Rallye und verabschiedet nicht nur jeden einzelnen Teilnehmer mit einem „Viel Spaß“, sondern versorgt das Publikum auch mit technischen Details. So wie bei dem „Vorkriegsmodell“ mit der Startnummer 28 von Horst Schierle, der ihn seit vier Jahren besitzt. Der weinrote Riley 12/4 special hat Baujahr 1937 und stolze 80 PS. Beifahrerin Barbara Richter hält Talisman Herbert bis zum Startzeichen fest in ihren Händen.