Der Oktober zeigte sich in der Stadt manchmal in seinen schönsten Farben. Foto: Lg/Zweygarth

Ein bisschen zu kühl, deutlich zu trüb und moderat zu nass – das Oktoberwetter in Stuttgart war anders, als es das Monatsende vermuten lässt. Und wie geht’s weiter?

Stuttgart - Der Oktober ist gemeinhin der Monat, in dem hierzulande ein alljährlicher Streit ausbricht. Es geht um das Laub. Für die einen sind abgefallene Blätter schlicht Dreck, den es möglichst täglich rückstandslos zu entfernen gilt, für die anderen wertvolle Biomasse, die man ruhig ein paar Wochen liegen lassen sollte, weil sie den Boden und wertvolle Mikroorganismen schützt. Letzteres ist ökologisch sinnvoll, aber auch eine Spaßbremse für die meist männlichen Besitzer leistungsstarker Laubbläser, die neben den bunten Blättern auch noch den halben Garten nebst Gewürm und einigen Kleinnagern wegstürmen. Zurück bleibt eine geschundene, aber laub- und keimfreie Freifläche, was bei Liebhabern der Kehrwoche die Stimmung ansteigen lässt. Der Laubbläser ist somit für viele das probate Mittel gegen eine aufkommende Herbstdepression.

28,6 Stunden Sonnenschien zu wenig

Die konnte sich in diesem Oktober schon entwickeln, bekanntlich hängen ja Licht und Stimmung zusammen. Und so golden und mild sich der zehnte Monat auch in seinen finalen Tagen zeigte, so trüb und trist ging es los. Insgesamt fehlen dem Oktober knapp 28,6 Sonnenstunden zum langjährigen Mittelwert von 112,5 Stunden Sonnenschein. Das ist gut ein Drittel weniger Licht – da griff dann auch so mancher zur Aufbesserung der Laune zum rezeptfreien Johanniskraut oder eben zum Laubbläser. Dabei war die Färbung des Laubs in diesem Oktober zumindest gefühlt besonders schön und die Naturdeko eigentlich zu schade zum Wegblasen.

So außergewöhnlich schön das Laub, so meteorologisch unaufgeregt war der Oktober 2016. Von der Temperatur her übrigens identisch mit dem Oktober ein Jahr zuvor. In beiden Jahren wurde ein Durchschnittswert von 9,6 Grad gemessen, was leicht kühler ist, als das langjährige Mittel von exakt zehn Grad. Wobei der Monat auch ganz anders kann: 2001 wurde der bisher wärmste Oktober mit 14,1 Grad im Schnitt gemessen. 2003 war der goldene Monat mit 7,7 Grad dagegen so kühl wie noch nie. Und auch fast 30 Grad gab es schon einmal. Am 4. Oktober 1985 stieg das Quecksilber auf 29,6 Grad. Davon war die Temperatur jetzt aber weit entfernt. 20,3 Grad am 16. – mehr war nicht drin. Aber dafür gab es auch keinen Frost. 0,3 Grad am 31. Oktober an der Wetterstation Schnarrenberg war der Tiefpunkt. Am Flughafen in Echterdingen war das anders. Auf den Fildern wurde an 14 Tagen Bodenfrost registriert, am 13. sank dort die Temperatur gar auf minus 4,4 Grad.

Kurzes Wintergastspiel am kommenden Monag möglich

Wer in den vergangenen Tagen zu Fuß durch das trockene Laub raschelte, kam kaum auf die Idee, dass es im Oktober mehr als normal geregnet haben könnte. So war es aber. 44,2 Liter Niederschlag sind 3,6 Liter mehr als im Mittel, wobei mehr als ein Drittel der Gesamtmenge am 24. Oktober vom Himmel fiel (17,3 Liter).

Ein bisschen zu kühl, deutlich zu trüb und moderat zu nass – insgesamt schnitt der Monat anders ab, als es das Finale vermuten ließ. Und wie geht’s weiter? Der November vor einem Jahr war fast ein Spätsommermonat, danach sieht es aber nicht aus. Im Gegenteil: mit einer Nordströmung fließt immer kältere Luft ins Städtle. „Am kommenden Montag könnte es auf den Höhenlagen um Stuttgart sogar ein bisschen weiß werden“, sagt Klaus Riedl. Ob das auch ein Signal für einen kalten Winter sein kann? Für diese Prognosen sei es noch viel zu früh, erklärt der Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst. Sicherer ist da schon die Vorhersage, dass sich das Laub bald vollständig von den Bäumen lösen wird. Und dann geht die Diskussion um Dreck oder nicht weiter und das Dröhnen der Laubbläser kündet vom nahen Winter.