Froh sein über jeden Lehrer, der Unterricht hält Foto: dpa/Marijan Murat

Zu wenige Lehrer, kaum Krankheitsvertretungen, ungleiche Besoldung – der Gesamtelternbeirat der Stuttgarter Schulen schlägt Alarm. In einem offenen Brief an Kultusministerin Eisenmann kritisieren die Elternvertreter die von ihr geforderte Mehrarbeit der Pädagogen als „Schlag ins Gesicht“.

Stuttgart - Massiver Unterrichtsausfall, zu wenige Lehrer, kaum Krankheitsvertretungen, ungleiche Besoldung: der Gesamtelternbeirat (GEB) der Stuttgarter Schulen schlägt Alarm. In einem offenen Brief an Kultusministerin Eisenmann kritisieren die Elternvertreter die jüngst von Eisenmann geforderte Mehrarbeit der Pädagogen als „Schlag ins Gesicht“.

„Jetzt schon häufen Lehrer eine nicht unerhebliche Menge Überstunden an und kommen mit der Mehrbelastung an ihre Grenzen“, schreiben die beiden GEB-Vorsitzenden Georg Lois und Kathrin Grix in dem Brief an die Kultusministerin. Häufig sei diese Mehrarbeit nicht ausreichend vergütet, ein Abfeiern nicht möglich. „Da würden einige Schulen einige Wochen komplett lahmgelegt werden, sollte das passieren“, so Lois und Grix. Bereits vor zwei Jahren hatte das Elternvertreter-Duo in einem offenen Brief auf die unzureichende Unterrichtssituation aufmerksam gemacht, die nicht nur Schulen in Stuttgart betreffe. Leider habe sich die Situation seither nicht spürbar verbessert. Aktuell komme es vor, dass an Ganztagsschulen Kinder früher nach Hause geschickt werden und auch in Abschlussklassen an weiterführenden Schulen Pflichtunterricht ausfalle.

Elternvertreter fordern, Referendare auch in den Sommerferien zu bezahlen

Eisenmanns aktueller Vorschlag mit dem Vorgriffsstundenmodell – also dass Lehrer drei Jahre lang eine Stunde mehr arbeiten und die Mehrarbeit erst nach sechs Jahren wieder ausgleichen sollen –, ist nach Einschätzung von Lois und Grix ohnehin nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“, wenn man damit 81 der mehr als 600 nicht besetzten Stellen im Land ausfüllen wolle. Zudem fragen sich die beiden Elternvertreter, weshalb ihr Vorschlag von damals abgelehnt wurde: nämlich den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten, indem Referendare auch während der Sommerferien bezahlt werden. Die Erklärung der Kultusministerin, dass dies zu wenig Auswirkung auf die Stellen hätte, „können wir so nicht nachvollziehen“, so die Elternvertreter.

Als erfreulich werten sie hingegen, dass die Vertreterreserve der Pädagogen aufgestockt worden sei. Allerdings seien die 234 zusätzlichen Stellen ebenfalls nur „ein Tropfen auf den heißen Stein – wir bleiben bei unserer Forderung einer Aufstockung auf 110 Prozent zu Beginn eines jeden Schuljahrs“. Als guten Anfang bezeichnet der GEB die beschlossenen Entlastungen für die Schulleitungen durch eine höhere Besoldung, mehr Stellen für Stellvertreter und die Zulage für kommissarische Kräfte. „Wir fordern jedoch weiterhin bürokratische Entlastung durch die Möglichkeit, administrative Assistenten einzustellen.“ Zudem wünschen sich die Eltern, dass Schluss ist mit der ungleichen Bezahlung von Grundschullehrern und Hauptschullehrern, die einen Laufbahnwechsel machen. Weitere Elternforderung ist, den Numerus clausus beim Grundschullehramt und der Sonderpädagogik abzuschaffen.