ür Konzerne spielt Herkunft keine Rolle Foto: dpa

Für Konzerne spielt Herkunft keine Rolle. Das tut der Diskussion über Integration gut. Doch sie müssen einen Umgang damit finden, dass die Debatte um Mesut Özil auch viele Beschäftigte im Südwesten umtreibt, meint Anne Guhlich.

Stuttgart - Erfahrungen mit Ausgrenzung und Rassismus gibt es auch in der Wirtschaft. Immer wieder belegen Studien, dass Menschen mit bestimmten Namen wie Ahmet oder Mehmet seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen werden als Kandidaten mit einem deutsch klingenden Namen. Es sind vor allem kleinere Betriebe in ländlicheren Gebieten, die manchmal mit dem vermeintlich Fremden fremdeln. Doch auch dort achten die Unternehmer immer weniger auf die Herkunft – weil es die jungen Menschen aus dem Ort eher an die Uni nach Berlin zieht als in die lokale Schlachterei.

Und für die großen Konzerne gilt ohnehin nur eine Regel: Sie wollen für ihr Unternehmen die besten Ressourcen, weil sie auf dem Markt erfolgreicher sein wollen als ihr Wettbewerber. Dabei geht es um Werkstoffe, Produktionsanlagen und ja: auch um Mitarbeiter. Und es ist ausgerechnet diese nicht emotionale und pragmatische Sicht auf die Dinge, die in der derzeitigen Debatte über geglückte oder nicht geglückte Integration in Deutschland wohltuend wirkt.

Firmen wirken integrierender als manche Integrationsbehörde

Es ist nicht die Aufgabe von Unternehmen, Vorurteile abzubauen und Spaltungen in der Gesellschaft vorzubeugen, sondern erfolgreich zu wirtschaften. Doch weil sie dafür die besten Köpfe aus der ganzen Welt brauchen, wirken sie integrierender als manche Integrationsbehörde. Bei Daimler arbeiten mehr als 280 000 Menschen aus 150 Nationen. Kaum anders sieht es mit der Vielfalt beim Technologiekonzern Bosch aus. Unfrieden und Rassismus in der Belegschaft können sich die Konzerne nicht leisten. Und so wundert es nicht, dass Daimlers Personalchef Wilfried Porth die Mitarbeiter mitunter per Mail zu Demos gegen Rassismus aufruft.

Umso wichtiger ist es, dass die Unternehmen nun auch einen Umgang damit finden, dass der Rückzug des Fußballspielers Mesut Özil aus der Nationalmannschaft für hitzige Debatten in den Südwest-Firmen sorgt. Offenbar können sich viele türkische Mitarbeiter mit ihm identifizieren. Wegschauen und so zu tun als wäre nichts dürfte in diesem Fall nicht die richtige Strategie sein.