Grünen-Chef lässt sich zum TV-Auftritt einfliegen, die Landes-CDU schlachtet das aus.

Stuttgart - Es ist noch nicht lange her, da träumte mancher in Baden-Württemberg von einer schwarz-grünen Koalition nach der Landtagswahl 2011. Nun aber, da die Haltung zum Milliardenprojekt Stuttgart 21 die Lager auseinandergetrieben hat, spucken sie Gift und Galle. Der neue Beleg: CDU-Landesgeneralsekretär Thomas Strobl greift Grünen-Chef Cem Özdemir an: "Er predigt Wasser und trinkt Wein", sagt Strobl.

Özdemir war am 19. September nach Stuttgart geflogen, um an einer Diskussion des Senders Regio TV mit OB Wolfgang Schuster teilzunehmen. Das Problem: Özdemir landete um 16.40 Uhr in Echterdingen, der TV-Termin in Bad Cannstatt war aber um 17.15 Uhr. Selbst geübte Fahrer schaffen die 17 Kilometer kaum in dieser Zeit. Also zahlte der Sender für Özdemir einen Hubschrauber-Flug.

Kaum war der 44-Jährige gelandet, plagte ihn das schlechte Gewissen. Ein so kurzer Flug, und das noch für einen Grünen, die stets als Verfechter des Bahnfahrens gelten, das könnte ungut enden. Angesichts der Umstände habe er den Heli-Flug "zähneknirschend in Kauf genommen", ließ Özdemir deshalb ausrichten.

CDU: "Mit Stuttgart 21 wird sich die Fahrzeit verkürzen"

In der CDU feixen sie. Strobl hält Özdemir süffisant vor, mit Stuttgart 21 werde sich die Fahrzeit zwischen Flughafen und Innenstadt künftig auf acht Minuten verkürzen. "Da muss der Grünen-Bundesvorsitzende nicht in die Innenstadt fliegen, sondern kann den Zug nehmen." Aber die Vergangenheit habe "ja gezeigt, dass Herr Özdemir gerne fliegt und Meilen sammelt", erinnert Strobl an Özdemirs Flugaffäre, in der er dienstliche Bonusmeilen privat nutzte.

Die Retourkutsche folgte am Dienstag. "Wenn die CDU jetzt schon mühevoll versucht, längst kalten Kaffee immer wieder neu aufzubrühen, und nur noch auf persönliche Attacke setzt, ist das ein Armutszeugnis", so Grünen-Landeschef Chris Kühn. Offenbar seien der CDU "die sachlichen Argumente für Stuttgart 21 ausgegangen".