In Anlehnung an das Plakat des Beatles-Films „Help!“ entstand dieses Kunstwerk im österreichischen Obertauern. Der Ort lässt 2015 den Besuch mit speziellen Veranstaltungen wieder aufleben. Foto: Florian Schuh

Vor 50 Jahren kamen die Beatles nach Obertauern, um Szenen für ihren Film „Help!“ zu drehen. Das Skigebiet nahe Salzburg feiert das Jubiläum im März.

Obertauern - Wie war das damals, als vier junge Rockstars aus England für knapp zwei Wochen ein kleines österreichisches Dorf unsicher machten? Haben die Jungs Drogen genommen? Machten sie wirklich bei einem kleinen Privatkonzert fast alle Instrumente kaputt? Und bandelte nicht einer der berühmten Gäste mit einer hübschen Einheimischen an? Herbert Lürzer (72) und Gerhard Krings (74) grinsen sich eins. Sie haben diese Fragen schon oft gehört.

Die beiden sind die wichtigsten Zeitzeugen, wenn es um den Besuch der Beatles vor 50 Jahren geht. Sie wurden damals von der örtlichen Skischule als Doppelgänger zweier Beatles auserwählt - vor allem, weil sie nicht nur Skilehrer waren, sondern auch Englisch konnten. Beide fungierten als Double für die Szenen im Film „Help!“, in denen die Beatles so tun mussten, als könnten sie Ski fahren. Lürzer war Paul McCartney, Krings war George Harrison. Und irgendwie sind sie es auch heute noch - zumindest in den Jahren, in denen sich das Gastspiel der Beatles zu einem runden Jubiläum auswächst. Ob sie im Lauf der Jahre auf die immer gleichen Fragen auch die immer gleichen Antworten gegeben haben, lassen Lürzer und Krings auf charmante Weise offen.

Beiden sitzt der Schalk im Nacken. Sie spielen mit den Legenden, die sich um den Besuch ranken, aber sie zerstören sie nicht. Lürzer und Krings sitzen mitten in Obertauern in einem roten Doppeldeckerbus, der für das Beatles-Jubiläum Werbung machen soll. Ein Bus, der zu den Hoch-Zeiten der Band in den sechziger Jahren in London im Einsatz gewesen sei, wie sich der Geschäftsführer des örtlichen Tourismusverbands schriftlich hat versichern lassen. Mehrere Journalisten haben sich um Lürzer und Krings gruppiert, um von ihnen zu erfahren, was für eine große Sache das mit den Beatles damals war. Aber genau das ist der Witz: Damals war das keine große Sache. „Für Obertauern“, sagt Krings, „ist das Ganze heute mehr von Bedeutung als damals.“ Es war reiner Zufall, dass es die Beatles nach Obertauern verschlug.

Rund 5000 Schaulustige waren gekommen

Eigentlich wollte die Filmcrew die Schnee-Szenen in der Schweiz drehen - so wie es auch die Handlung des Films vorsah. Doch es war ein schneearmer Winter, nur die „Schneeschüssel“, wie Obertauern in Österreich auch gern genannt wird, war wie so oft gut gefüllt. Zudem war mit Salzburg ein Flughafen in der Nähe, und so setzte dort am 13. März 1965 die Maschine der Beatles auf. Rund 5000 Schaulustige waren gekommen - kein Vergleich zu der Hysterie, die die Beatles zu der Zeit in ihrer Heimatstadt Liverpool auslösten. Dort standen wenige Monate zuvor rund 200 000 Menschen Spalier, als die Band von einer US-Tournee zurückkehrte.

Für die Menschen in Obertauern, so erzählen es Lürzer und Krings, waren die Beatles Unbekannte. In dem kleinen Ort hörte man damals Volksmusik, einzig die hinterhergereisten Fans und die vielen Sicherheitsleute ließen die Einheimischen ahnen, dass die Gäste irgendwie etwas Besonderes waren. Viele Andenken an diese Tage haben Lürzer und Krings daher nicht. Krings fuhr wenigstens mal in die nächste Stadt, um dort in einem Plattenladen nach den Beatles zu suchen. „Die hatten nur eine Single“, erzählt er. „Die habe ich gekauft und sie mir von ihnen signieren lassen.“ Erst in den Jahren danach wurde beiden dann klar, mit welchen Berühmtheiten sie da jeden Tag auf der Piste gestanden waren. Skifahren konnte von den Beatles nur John Lennon ein bisschen. Dafür waren sie im Herumalbern gut. Ringo Starr, sagen Lürzer und Krings, sei der Lustigste gewesen. Abends waren die Beatles selten auf der Piste. Ihr Management hatte die Jungs angewiesen, allenfalls einzeln in eine Bar zu gehen, um unschöne Fotos zu vermeiden.

Die Legenden von wilden Rockstars

Nur einmal gaben die Beatles ein kleines Privatkonzert in einem Hotel. Es seien aber nur ein paar Lieder gewesen, sagen Lürzer und Krings. Davon, dass das Konzert gegen Ende entgleist sein soll, wissen sie nichts, sie waren aber auch nicht ganz bis zum Schluss dabei. Dass die Beatles damals angeblich gerne Marihuana geraucht haben, davon haben die beiden auch nichts mitbekommen. Und Frauengeschichten? Nun ja, die vier Musiker hatten alle ihre Freundinnen dabei - laut Lürzer waren das dürre Damen und somit nicht nach dem Geschmack der Männer aus den Bergen. Dass die Beatles im Gegenzug Gefallen gefunden hätten an den eher robusten einheimischen Frauen, können sich die beiden nicht so recht vorstellen. Kurzum: Die Legenden von den wilden Rockstars können Lürzer und Krings nicht bedienen.

Die Beatles hätten sich gut benommen, sagen sie, „das waren anständige junge Leute“. Nach der Abreise der Beatles ging für Obertauern das Leben normal weiter. Lürzer und Krings bauten sich im aufstrebenden Skiort Obertauern erfolgreich als Gastronomen und Liftbetreiber eine Existenz auf. Der Tourismusverband und auch Lürzer und Krings selbst bemühten sich später immer mal wieder, Kontakt zu den Beatles aufzunehmen und sie für ein paar Tage zurück nach Obertauern zu locken. Doch sie blieben in den Vorzimmern der Stars hängen oder sahen sich mit außerordentlich hohen Geldforderungen konfrontiert: Zum 30-Jahr- Jubiläum 1995 soll ein Agent für einen Auftritt von Paul McCartney in Obertauern eine Million Schilling (rund 73 000 Euro) gefordert haben. Jeden Tag waren Lürzer und Krings mit den Beatles auf der Piste.

Sie erlebten die Autogrammjäger und die Sicherheitsleute, die den Beatles jeden Wunsch erfüllten, weil sie Stars waren. Sie erlebten aber auch, dass sich diese Stars „nicht frei bewegen konnten“, wie Lürzer sagt. Der Gedanke, mit den Beatles tauschen zu wollen, ist Lürzer und Krings daher nie gekommen. „Wir hatten das schönere Leben“, sagen sie.

Infos zum Salzburger Land

Anreise
Mit dem Auto über die Tauernautobahn (Salzburg-Villach, A 10) bis zur Abzweigung nach Graz, von dort auf der B 99 bis Radstadt, dann der Beschilderung bis Obertauern folgen (20 Kilometer). Mit dem Flugzeug zum Flughafen Salzburg, von dort gibt es Shuttle-Verbindungen nach Obertauern. Mit dem Zug bis Radstadt, von dort weiter mit Bus.

Unterkunft
In Obertauern gibt es rund 150 Hotels, Pensionen oder Ferienwohnungen sowie sechs Jugendhäuser. Insgesamt stehen für Touristen rund 9000 Betten in jeder Preiskategorie zur Verfügung, der Ort selbst (bestehend aus den Gemeinden Untertauern und Tweng) hat gerade mal 280 Einwohner.

Die Beatles übernachteten vor 50 Jahren im Hotel Edelweiß, das heute ein Vier-Sterne-Haus ist, Übernachtung mit Frühstück ab 77 Euro pro Person, www.luerzer.at

Für Familien sehr gut geeignet ist auch das Apartmenthotel Glöcknerin. Die Preise pro Tag für ein Apartment bewegen sich je nach Größe zwischen 144 und 469 Euro, www.gloecknerin.at

Skigebiet
Obertauern, 90 Kilometer südlich von Salzburg gelegen, befindet sich auf 1630 Meter Höhe und gilt als eines der schneesichersten Skigebiete Österreichs. Das Skigebiet umfasst 26 Liftanlagen, die zu einer „Tauernrunde“ verbunden sind, und reicht bis zu einer Höhe von 2313 Metern. Von den rund 100 Pistenkilometern sind 61 Kilometer als leicht (blau) gekennzeichnet, 35 Kilometer als mittel (rot) und vier Kilometer als schwierig (schwarz). Der Preis für eine Tageskarte reicht von 21 Euro (Kinder) bis 42 Euro (Erwachsene). Nähere Informationen unter www.obertauern.at

Was Sie tun und lassen sollten
Bei schönem Wetter (oder gleich zum Übernachten) hoch in das Hotel Seekarhaus auf 1800 Meter fahren ( www.seekarhaus.at ). Auf der Sonnenterrasse dort kann man es sich richtig gutgehen lassen. Außerdem sind in der Lobby Erinnerungen an den Besuch der Beatles zu besichtigen - gesammelt vom Besitzer des Hotels, Gerhard Krings.

Eher Geschmackssache, aber auch interessant: Eine Gamsmilch in der Gamsmilch-Bar an der Bergstation der Zehnerkar-Bahn trinken. Da viel Rum in der Milch ist, nicht mehr als ein Glas trinken, sonst findet man nur noch schwer talwärts.

Beatles-Woche
Von 14. bis 21. März lässt Obertauern dieses Jahr den Besuch der Beatles vor 50 Jahren wieder aufleben. Am 17. März wird das Beatles-Musical „All you need is love“ aufgeführt - die Band Twist & Shout spielt dabei 30 Beatles-Songs. Am 19. März gibt es eine Beatles-Show mit der Band The Cavern Club Beatles aus Liverpool - angeblich eine der besten Beatles-Bands der Welt - und mit zwei Personen auf der Bühne, die die Roaring Sixties zusammen mit den Beatles erlebt haben: Paul McCartneys Schwester Ruth und ihre Mutter Angie McCartney.

Nähere Informationen und Tickets unter www.obertauern.com .