Die Area 47 ist ein riesiger Abenteuerspielplatz für Erwachsene - die dort alle möglichen Sportarten ausprobieren können, zum Beispiel das Fahren mit flüsterleisen, umweltfreundlichen Elektro-Enduros. Foto: Cyris

Das Ötztal in Österreich wirbelt mächtig Staub auf: Neuerdings kann man dort auf Elektro-Enduros Gas geben - im Outdoorpark Area 47.

Sölden - Martialisch aussehende Typen mit breiter Brust und breiten Schultern. Gepolstert, gestiefelt und behelmt. Unter ihnen zwei wulstige Räder mit dicken Stollen, die Staub aufwirbeln und Dreck durch die Luft schleudern: So sehen Enduro-Fahrer aus. Ihre Geländemotorräder röhren normalerweise mit ohrenbetäubenden Dezibelzahlen. Der Schrecken von Anwohnern und Ruhe suchenden Spaziergängern. Normalerweise. Denn wenn im Ötztal neuerdings Enduros ihre Runden drehen, über Bodenwellen und Rampen springen, werden die Maschinen locker vom Rauschen der Ötztaler Ache und dem Rauschen der Wälder übertönt. Ja, kaum zu glauben: Bei den Enduros in der Area 47, einem Freizeitpark für Abenteuerlustige und Adrenalin-Junkies, ist kaum etwas zu hören.

Die Area 47 ist der erste kommerzielle Outdoorpark weltweit, in dem sogenannte Elektro-Enduros mit Akkus zum Einsatz kommen. Zu mieten und fahren auch ohne Motorradführerschein. Ein namhafter österreichischer Zweiradhersteller hat sich den beliebten Freizeitpark ausgeguckt, um seine neu entwickelten Elektro-Enduros auf Massentauglichkeit zu prüfen. Es sind zwar nicht die allerersten Elektro-Krafträder, „aber die ersten, die gut abgehen“, versichert Hansi Neuner, Geschäftsführer der Area 47. Er selbst ist passionierter Enduro-Fahrer und wie elektrisiert von den elektrischen Feuerstühlen. „Super, lässig, einfach geil“, entfährt es Neuner, der bürgerlich mit Vornamen Johannes heißt, aber den alle nur Hansi rufen.

Nach Feierabend wird Probe gefahren

Analog zum früheren VfB-Fußballer Hansi Müller. Die beiden kennen sich übrigens persönlich. Sogar hautnah: Hansi Neuner war einst Physiotherapeut beim FC Tirol, der letzten Profistation von Hansi Müller. Damit die Belegschaft der Area 47 weiß, wovon sie spricht, darf sie nach Feierabend Probe fahren. „Des taugt mir schon“, urteilt Nicole aus der Area-47-Verwaltung nach ihren allerersten Enduro-Runden. Und weil die Enduros was taugen, können seit Anfang Mai auch Besucher in einem eigens angelegten Parcours ihre Runden drehen. Sprich: Gas geben und sich den Fahrtwind um die Nase beziehungsweise den Helm wehen lassen.

Die Enduros erlauben es auch Anfängern, auf dem gut gepolsterten Sitz Platz zu nehmen. Wobei Hansi Neuner empfiehlt: „Fahren lernt man im Stehen.“ Das ist nützlich, um die Koordination zu schulen, etwa in engen Steilkurven. Das Einschalten des zweirädrigen E-Werks ist denkbar einfach: Zwei Knöpfe gedrückt, schon ist es startklar. Auch Gas geben ist kinderleicht: je mehr Saft, desto schneller. Gänge und Kupplung gibt es nicht. Auf die Fahrer warten schon zu Beginn des Parcours zwei sportliche Bodenwellen. „Aufstehen“, ruft Hansi Neuner hinterher, als die Maschine leise surrend wie ein Bumerang abgeht. Sie in Bewegung zu halten ist freilich längst nicht so kompliziert. Im Gegenteil, die Elektro-Enduros sind geduldig und verzeihen auch kleinere Fahrfehler. Und sind bei weitem nicht so giftig und aggressiv wie Maschinen mit Benzinmotor. Aber der Drive reicht aus, um damit reichlich Spaß zu haben.

Den können auch Fortgeschrittene und Action-Erprobte erleben. Denn die Akkus verfügen über ein abgestuftes Leistungspotenzial. Drei Stufen gibt es, von Anfänger bis Könner. Im Anfängermodus hält der Akku am längsten: Runden drehen für rund eine Stunde. So lange dauert eine Mieteinheit in der Area 47. Ob kurz oder lang, die Elektro-Enduros produzieren keine Abgase. Doch ganz ohne Smog geht’s nicht ab - Elektrosmog. Mittelfristig soll der Strom aus Sonnenkollektoren kommen. Montiert auf dem Dach des Ötztal Dome, einer Veranstaltungshalle für mehrere Tausend Besucher. Sie gehört ebenfalls zur Area 47. Regenerative Energien für die Enduro-Akkus. „Grüner geht’s nicht“, sagt Neuner. Am allergrünsten wär’s natürlich, überhaupt nicht Enduro zu fahren.

Aber in der Area 47 hält man es mit Roberto Blanco: Ein bisschen Spaß muss sein. So heimlich, still und leise die Geländemotorräder oberhalb des Zusammenflusses von Inn und Ötztaler Ache ihre Runden drehen, so aufsehenerregend ist das ganze Projekt. Spaziergänger und Wanderer bleiben am Gelände stehen und schauen neugierig zu. Womöglich vermisst manch einer das Dröhnen der Motoren. Doch es ist nur das Rasseln der Ketten zu hören. Und hin und wieder Jauchzer und Freudenschreie von Enduro-Fahrern, denen ein Sprung auf einer Bodenwelle geglückt ist. Glücklich ist der Geschäftsführer über den Neuzugang in dem Outdoorpark. „Das war das Puzzleteil, das uns noch gefehlt hat“, sagt Hansi Neuner. Die anderen Puzzleteile, die den Besucher seit der Eröffnung des Outdoorparks vor vier Jahren den Adrenalin-Kick verschaffen: Kletterwände und Hochseilgarten in luftigen 27 Meter Höhe.

Adrenalin-Schübe sind der Normalzustand

Der höchste der Welt und spektakulär direkt unter der Brücke einer Bundesstraße montiert. Außerdem Canyoning, Rafting, Riesenwasserrutschen, Wasserschanzen - insgesamt rund 30 Funsportarten. „Alles für kleine und große Kinder, die ein bisschen sportlichen Blödsinn machen wollen“, sagt Chris Schnöller, Sprecher der Area 47. „Oder die einfach mal wieder normal sein wollen“, so Hansi Neuner. Beides trifft zu: In der Area 47 sind Adrenalin-Schübe der Normalzustand. Und nun kommt auch noch Spannung hinzu: elektrische Spannung. Unter Strom stehen die Besucher künftig auch wegen einer permanenten Surfwelle. Im Fluss Inn nahe der Ortschaft Silz, unweit der Area 47, entsteht momentan Europas größte stehende Welle. Daran toben sich künftig Wellenreiter beim Riversurfing (Surfen auf dem Fluss) aus.

Der Standort ist dafür ideal, weil er eine optimale Konstellation von Wasservolumen, Strömungsgeschwindigkeit und mechanischen Voraussetzungen bietet. Das führt zu einer permanenten Welle. Anders als im Meer gibt’s also eine Garantie, aufs Brett zu kommen. Vergleichbar mit der permanenten Surfwelle in der Isar in München. Die Silzer Welle wird bei geeignetem Wasserstand rund zwei Meter hoch sein. Sie ist zunächst 15 Meter breit. Im kommenden Jahr soll eine weitere, 30 Meter breite Welle hinzukommen. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass spätestens dann der Inn ein Magnet für Wasserratten sein wird. Ein beträchtlicher Teil der Besucher kommt übrigens aus Süddeutschland.

In die Area 47, so berichtet deren Sprecher Chris Schnöller, gesellen sich auch zunehmend Senioren. Reisebusse machen halt. Allerdings nur zum Zuschauen. Von der Restaurantterrasse genießen die älteren Gäste das Bergpanorama und beobachten die großen und kleinen Kinder bei ihrem „Blödsinn“ mit Zipfelbob, Flying Fox und Mega Swing. Womöglich wissen die älteren Semester gar nicht, dass sie gerade „Action-Watching“ betreiben. Egal, solange alle elektrisiert sind.

So wird das Reisewetter in Europa

Infos zum Ötztal

Anreise
Von Stuttgart über die A 8 Richtung München bis Kreuz Ulm/Elchingen, dort auf die A 7 Richtung Kempten bis Füssen. In Österreich auf der Bundesstraße 179 über Reutte/Fernpass bis Imst, über die Bundesstraße 171 bis Ötztal Bahnhof, dort ist die Area 47 ausgeschildert.

Area 47
Eine Stunde Elektro-Enduro-Fahren inklusive Ausrüstung und Guide kostet 70 Euro. Mindestalter 16 Jahre. Tageskarte für Klettergarten und Water-Area 18 Euro, Hochseilgarten 40 Euro, weitere Funsport-Angebote inklusive Preise unter www.area47.at . Der Outdoorpark ist bis Mitte Oktober geöffnet.

Allgemeine Informationen
Offizielle Seite der Tirol Werbung: www.tirol.at .

Unterkunft
Gruppen können in der Area 47 in einfachen, aber stabilen Tipis (22 Euro) sowie in rustikalen Hütten (36 Euro) nächtigen. Preis jeweils pro Person inkl. Frühstück. Außerdem gibt es einige DZ zu 36 Euro pro Person. 2013 sind die Unterkünfte in der Area 47 jedoch nahezu ausgebucht. Es gibt aber Ausweichmöglichkeiten, etwa in den Ortschaften Oetz, Haiming oder Imst.

Eine große Bettenauswahl ist zu finden unter www.imst.at und www.oetztal.com .

Was man tun und lassen sollte
Geben Sie auf jeden Fall Ihre gesellschaftliche Maske am Eingangstor ab und seien Sie in der Area 47 einfach Mensch. Dann machen Sie womöglich dieselben erstaunlichen Erfahrungen wie vor einiger Zeit hochrangige Manager eines Stuttgarter Autobauers, die mit Verwunderung feststellten, dass eine rote Wurst vom Grill in lässiger Gesellschaft mit den Fingern gegessen besser schmecken kann als ein Fünf-Gänge-Menü.

Schauen Sie in keinem Fall nach unten. Zumindest nicht im Hochseilgarten. In 27 luftigen Meter Höhe gilt die alte Regel: Immer nach vorn schauen, sonst gibt’s wacklige Knie und Schwindelgefühle.

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