Der Rundgang des Domquartiers führt um den Domplatz zwischen barockem Dom und gotischer Franziskanerkirche. Unterwegs sind Kunstschätze aus dem Stift St. Peter zu bestaunen sowie die Prunkräume der fürsterzbischöflichen Residenz zu sehen. Foto: DOMQUARTIER/HGESCH

Auch nach Ende der Festspielsaison lohnt ein Besuch in Salzburg. Zum Beispiel wegen des neuen Domquartiers und seinen Kunstsammlungen.

Salzburg - Ein wahrhaft erhabener Blick. Hoch oben von der Empore zwischen Dom und Residenz lässt sich vorzüglich das Treiben unten auf dem Residenzplatz beobachten: Fiakerfahrer mit ihren Pferden, neben dem marmornen Brunnen auf Kundschaft wartend. Japanische Reisegruppen, die auf dem Weg zum Mozart-Geburtshaus hinter ihrem Fremdenführer her hasten. Gemächlich schlendernde, sonnenbebrillte Menschen, mutmaßlich auf dem Weg in ein Kaffeehaus wie das um die Ecke gelegene Café Tomaselli. Die Aussicht aus dem ersten Stock reicht einmal rund um Salzburg - von der Festung Hohensalzburg über den Mönchsberg bis hin zum Kapuzinerberg, dazwischen die Dächer der Stadt, aus denen hier und da grünspanige Kuppeln der Kirchen aufragen.

'Von einem dieser Fenster hier oben pflegten die Fürsterzbischöfe manchmal Goldmünzen unters Volk zu werfen', erzählt Dommuseumsdirektor Peter Keller und deutet auf das Residenzgebäude zur Linken. 'Als Zeichen ihres Reichtums und ihrer Großzügigkeit.' Die aussichtsreiche Dombogenterrasse gab es zu Zeiten der Kirchenfürsten im 16. und 17. Jahrhundert noch nicht. Sie wurde erst im Zuge der Bauarbeiten für das neue Domquartier eingerichtet. Das Domquartier ist ein Parcours aus verschiedenen Ausstellungen.

Er führt auf 1300 Metern durch die Gebäude rund um den Domplatz. Auf den Spuren vergangener klerikaler Macht wandert man hoch über der Straße treppauf, treppab, über rollstuhlgerechte Rampen, durch lange Gänge, auf Schachbrettsteinböden und Intarsienparkett, über die Empore des Doms, vorbei an 2000 Exponaten. Man streift die gotische Franziskanerkirche und erhält Einblick in die Privatgemächer der sagenhaften Fürsterzbischöfe. Über Jahrhunderte hatten diese geistlich-weltlichen Herrscher das Sagen an der Salzach. Sie prägten die Stadt, bauten das barocke Gebäudeensemble, das heuer den Welterbetitel der Unesco trägt und der Stadt den Beinamen 'kleines Rom' eingebracht hat. 'Wer das Domquartier besucht, wird Salzburg besser verstehen', sagt Elisabeth Resmann, die als Geschäftsführerin den Verbund aus immer noch eigenständigen Museen koordiniert.

1803 wurden die Fürsterzbischöfe entmachtet

Den Fürsterzbischöfen haben die Salzburger die grandiosen Kulissen zu verdanken, in denen jedes Jahr im August die berühmten Festspiele stattfinden. Als bedeutendster Bauherr gilt Guidobald von Thun. Während seiner Regierungszeit (1654-1668) entstanden die Gebäude des heutigen Domquartiers. Fürsterzbischof Sigismund III. Graf Schrattenbach (1698-1771) gilt als Förderer eines jungen Salzburger Musikers namens Wolfgang Amadeus Mozart. Heute kommen die Besucher eben wegen jenes Mozarts nach Salzburg. Von den einst mächtigen Herren in den roten Roben und roten Schuhen wissen sie herzlich wenig. 1803 wurden die Fürsterzbischöfe entmachtet. Ihr weltlicher Besitz ging an das Haus Habsburg, und die österreichischen Monarchen schafften die beweglichen Habe flugs aus der Stadt. Das Tafelsilber ging nach Florenz und ist nun im Palazzo Pitti zu sehen.

Die Gemäldesammlung befindet sich im Kunsthistorischen Museum in Wien (die heute in Salzburg zu sehende Gemäldesammlung Czernin wurde Mitte des 20. Jahrhunderts neu angeschafft). Die Trennung von Kirche und Staat, Säkularisierung genannt, wurde in den Gebäuden auch im wörtlichen Sinne vollzogen. Man schloss die Türen, durch die die Fürsterzbischöfe trockenen Fußes von ihrer Residenz in den Dom gelangten. 'Mit zwei Schlössern - eines auf jeder Seite, nur gemeinsam zu öffnen', wie Peter Keller erzählt. Andere Verbindungen wurden gar zugemauert.

Nach mehr als 200 Jahren sind diese Mauern nun gefallen, und die Machtzentrale der Fürsterzbischöfe ist wieder als Ganzes zu besichtigen. Voran gingen jahrelange Planungen und Diskussionen, bei denen sich fünf verschiedene Institutionen und die drei Besitzer der betreffenden Gebäude einigen mussten. Die Idee kam 2005 vom Land Salzburg. Damals wollte der einstige Museumsreferent und heutige Landeshauptmann Wilfried Haslauer die Museen des Bundeslandes neu ordnen und bat den Planer des Wiener Museumsquartiers, Dieter Bogner, um Hilfe. Gemeinsam mit den Chefs der vorhandenen Museen wurde nach und nach ein Konzept erarbeitet, bei dem alle unabhängig bleiben und doch an einem Strang ziehen.

8,7 Millionen Euro hat das Domquartier insgesamt gekostet

Der Schulterschluss soll Besucher in die bisher nicht gerade überrannten Museen locken. Im Laufe der Planung erklärten sich auch die Mönche der benachbarten Abtei St. Peter bereit, die in den 1300 Jahren ihres Bestehens angesammelten Kunstgegenstände erstmals öffentlich zu zeigen. Für die Sammlung des Klosters wurde ein ehemaliger Hörsaal der Universität Salzburg im sogenannten Wallistrakt (dem Querriegel gegenüber dem Dom) verlegt. 8,7 Millionen Euro hat das Domquartier insgesamt gekostet. 'Das hört sich nach viel an, ist aber vergleichsweise günstig', sagt Peter Keller. Das meiste Geld wurde unsichtbar verbaut, es steckt in Brandschutzkernen in den alten Türen, Sicherheitstechnik und Maßnahmen zur Barrierefreiheit.

Große Knaller wie eine 'Mona Lisa' hat das neu komponierte Museum nicht vorzuweisen. Die bedeutendsten Stücke sind das Rupertuskreuz aus der Pfarrkirche Bischofshofen im Dommuseum sowie ein kleines Porträtbild von Rembrandt in der Residenzgalerie - beides konnte man auch schon zuvor besichtigen, nur eben getrennt voneinander. 'Das Besondere liegt in der Schönheit der Räume. Hier geht es um Raumerlebnis', sagt Peter Keller. Tatsächlich hat es etwas Erhabenes, auf Höhe der Orgelempore durch den Dom zu wandeln und sich von hier oben den Deckenstuck aus der Nähe anschauen zu können. Zweifellos ein Höhepunkt des Rundgangs - ebenso wie die Dombogenterrasse.

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Infos zu Salzburg

Anreise
Mit dem Auto über die A 8 via München nach Salzburg - Pickerl nicht vergessen! Innenstadtnahe Parkhäuser sind die Altstadtgarage und das Parkhaus am Mirabellplatz. Mit dem Zug ebenfalls via München, Sparangebote unter www.bahn.de .

Unterkunft
Das Hotel am Mirabellplatz ist ein Vier-Sterne-Boutiquehotel mit historischem Charme. 1653 wurde das Haus als Palais des Erzbischofs Paris Lodron erbaut, die historische Altstadt erreicht man in wenigen Gehminuten. DZ ab 220 Euro, Paris-Lodron-Str. 1, Telefon 00 43 / 662 / 88 16 88, www.austrotel.at .

Kleines, feines Stadthotel: Hotel Villa Auersperg, DZ ab 165 Euro, Auerspergstr. 61, Salzburg, Telefon 00 43 / 662 / 88 94 40, www.auersperg.at .

Essen und Trinken
Nach dem Rundgang durch das Domquartier bietet sich die Einkehr im Stiftskeller des dazugehörigen Klosters St. Peter an. Das Gasthaus besteht seit dem Jahr 803. Im wunderschön lauschigen Innenhof mundet die gehobene österreichische Küche gleich noch mal so gut. http://stpeter-stiftskeller.at /

Ausgezeichnete österreichische Gerichte aus regionalen Zutaten zaubert die Küche des Lokals Zum fidelen Affen. Das Gasthaus in der Priesterhausgasse ist auch bei Einheimischen beliebt. Wer sich nicht scheut, mit anderen am Tisch zu sitzen, kann nette Bekanntschaften machen, www.fideleraffe.at

Domquartier
Zum Domquartier gehören die Prunkräume der Residenz, die Gemäldesammlung der Residenzgalerie, das Nordoratorium des Doms (Sonderausstellungen), die Domorgelempore, das Dommuseum, die Kunst- und Wunderkammer, die Lange Galerie, das Museum St. Peter und die Franziskanerkirche. Eingänge befinden sich am Residenzplatz 1 oder am Domplatz 1a. Geöffnet täglich außer Dienstag von 10 bis 17 Uhr. Eintritt (inklusive Audioguide) für Erwachsene 12 Euro, Kinder 5 Euro, Familienkarte 27 Euro, www.domquartier.at .

Besitzer der Salzburg Card erhalten kostenlosen Eintritt. Infos: www.salzburg.info/de/sehenswertes/salzburg_card

Allgemeine Informationen
www.salzburg.info , www.austria.info