Eine Änderung der Abfahrtszeiten für die Linie 82 am Vaihinger Bahnhof würde Folgen auf die Umstiegszeiten an anderen Knotenpunkten haben. Foto:  

Die Umstiegszeiten von Bahn auf Bus sind nicht überall optimal. Änderungen sind aber schwierig, erklärt die SSB am Beispiel der Buslinie 82 in Stuttgart-Vaihingen.

Vaihingen - Zehn Minuten Umstiegszeit von der S-Bahn auf den Bus sind aus Sicht der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) durchaus „positiv“. Diese zehn Minuten müssen Fahrgäste, die am Vaihinger Bahnhof auf die Linie 82 umsteigen, in Kauf nehmen. Rechne man vier Minuten Fußweg und einen Verspätungspuffer ein, sei diese Zeit gut. Die Bezirksbeiräte finden das allerdings weniger positiv. Sie hatten bereits im Februar einen Antrag der Grünen zu möglichen Verbesserungen auf der Buslinie einstimmig verabschiedet. Zur Beantwortung des Fragenkatalogs waren am Dienstag seitens der SBB Joachim Keller, Fachbereichsleiter Betriebliche Strategien, und Sebastian Pfeilsticker, Leiter Angebotsplanung, in der Sitzung.

Verbesserungen hier bedeuten Verschlechterungen dort

Die Linie 82, die eine Schleife vom Waldeck über die Rohrer Höhe fährt, habe einen sehr langen Streckenverlauf mit sechs Knotenpunkten, an denen die Fahrgäste auf andere Bus-, S- und Stadtbahnlinien umsteigen können. Es sei nicht möglich, die Zeiten an all diesen Knoten zu optimieren, sagte Sebastian Pfeilsticker. „Verbesserungen am einen Umstiegspunkt würden Verschlechterungen an einem anderen bedeuten.“ Im Dachswald sei die Strecke teils so eng, dass zwei Busse nicht aneinander vorbeikommen würden. Die Fahrzeiten müssen also im Fahrplan so ausgearbeitet werden, dass solche Begegnungen ausgeschlossen werden.

Auch die vom Bezirksbeirat geforderte Optimierung des Umstiegs von der U 8 auf die 82er Bus sei schwierig, bedingt durch den 20-Minuten-Takt beider Linien. „Abhilfe könnte eine Taktverdichtung schaffen“, sagte Pfeilsticker. Genau das sei in der Mittelfristplanung der SSB vorgesehen. Dass die Fahrzeiten des Busses über den Tag verschieden sind, sei darin begründet, dass der Bus am Tag, vor allem im Berufsverkehr, länger für die Strecke brauche als nachts. Zudem gebe es Haltestellen, die nicht zu jeder Zeit angefahren werden. Die unterschiedlichen Fahrzeiten und Linienverläufe ergäben also zwangsläufig unterschiedliche Abfahrtszeiten an den einzelnen Haltestellen.

Witterung hat Busfahrer kalt erwischt

Fragen hatten die Bezirksbeiräte zudem zur Gewährleistung einer stetigen Anbindung im Winter. Zum Hintergrund: sowohl 2019 als auch 2018 hatte es Tage gegeben, an denen die Busse aufgrund der Witterungsverhältnisse nicht auf die Rohrer Höhe fahren konnten. Vor allem Bewohner des Hans-Rehn-Stifts und mobilitätseingeschränkte Menschen hat das vor Probleme gestellt. Die Zuverlässigkeit des Busverkehrs sei letztlich von der Witterung abhängig, hieß es seitens der SSB. „Bei heftigem Schneefall oder auch bei Unfällen stoßen wir natürlich an unsere Grenzen, die zuverlässige Anbindung zu gewährleisten“, sagte Joachim Keller. Der Busfahrer trage die Verantwortung für seine Fahrgäste. Schätze er die Lage als zu gefährlich ein, liege es in seinem Ermessen, bestimmte Strecken nicht zu befahren. Seine entsprechende Meldung an die Leitstelle werde an die anderen Busfahrer der Linie weitergegeben, die folglich die Strecke ebenfalls nicht befahren, bis sie wieder sicher ist.

Vergleiche mit anderen Fahrzeugen seien nicht zielführend. „Die Beförderung von Menschen in einem Gelenkbus ist etwas anderes als von Paketen in einem Kleintransporter“, sagte Keller. Die SSB unterstütze den städtischen Räumdienst im Winter, um bestimmte Streckenabschnitte schneller wieder freizuräumen. Auch seien Fälle, in denen der Bus eine Steigungsstrecke nicht befahren könne, selten. Keller sprach von ein bis zwei Fällen pro Winter, in denen es die Busfahrer kalt erwische.

Fahrradmitnahme im Bus kann gefährlich werden

Die vom Bezirksbeirat gewünschte Radmitnahme auf Steigungsstrecken lehnt die SSB ab. „Wir wollen keine Insellösung“, sagte Keller. Es sei dem Fahrgast nicht vermittelbar, wo und wann Fahrräder im Bus mitgenommen werden dürfen und wo nicht. Ein ungesichertes Rad im Fahrgastraum stelle zudem ein Sicherheitsrisiko für die Passagiere dar, etwa bei einer Vollbremsung des Busses. Ganz abgesehen davon, dass ein Fahrrad viel Platz beanspruche. Bei der Einrichtung von Busspuren sei der Radverkehr in der Regel mit berücksichtigt, Radler dürfen also die Busspur mit benutzen. Es gebe aber Situationen, in denen das nicht sinnvoll sei, wenn etwa keine adäquate Weiterführung für Radfahrer vorhanden oder aber die Busspur in der Mitte der Fahrbahn sei. Wo solche Umweltspuren für Bus und Fahrrad angelegt werden, werde von Fall zu Fall entschieden.