Peter Pätzold, Thorsten Krenz, Winfried Hermann und Thomas Bopp (v. l.) Foto: Lg/Zweygarth

Seit September wird der Bahnhof Stuttgart-Vaihingen wieder von regionalen und Fernzügen angefahren. Nun wurden die neuen Gleise des Regionalhalts offiziell eingeweiht.

Stuttgart - Schnipp-schnapp! Das rote Band ist durch, ein neuer Weg frei – offiziell. Pünktlich zum Fahrplanwechsel eröffneten symbolisch Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann, Stuttgarts Baubürgermeister Peter Pätzold, Thomas S. Bopp, Vorsitzender des Verbands Region Stuttgart, sowie Thorsten Krenz, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn (DB) für das Land Baden-Württemberg, den neuen Mittelbahnsteig am Bahnhof von Stuttgart-Vaihingen. Dort, an den Gleisen 4 und 6, halten nun auch Züge von weiter her: Seit November 2020 baute die Deutsche Bahn den S-Bahnhof zum Regional- und Fernbahnhof aus. Finanziert vom Land Baden-Württemberg mit zehn Millionen Euro, die Region Stuttgart steuerte 100 000 Euro bei. „Mit dem Regionalhalt wird der Bahnhof Stuttgart-Vaihingen zu einem wichtigen Umsteigebahnhof im öffentlichen Nahverkehr“, betonte Minister Herrmann. Der Schienenfernverkehr würde so mit der S-Bahn, den Stadtbahnen, dem Busverkehr und möglicherweise auch einmal einer Seilbahn verbunden.

Zum Mobility Hub gehört mehr

Die Kapazitäten der Bahn-Infrastruktur müssten zukunftsfähig ausgerichtet werden. „Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass alle öffentlichen Verkehrsmittel miteinander verknüpft werden“, so Hermann. Damit würde die einstige Funktion des Bahnhofs reaktiviert. Dieser wurde 1879 eröffnet mit einer Strecke zum Schwarzwaldort Freudenstadt. Zwölf Jahre später folgte ein Anschluss nach Möhringen über die Filderbahn-Gesellschaft. Ab 1985 indes hielten – mit Inbetriebnahme des S-Bahn-Verkehrs – in Stuttgart-Vaihingen keine Regionalzüge mehr. Sparmaßnahmen, hieß es damals. „Das ändert sich nun: Vaihingen wird zum Mobility Hub.“ Dazu gehörten auch E-Bikes, Mietwagen und mehr. „Besonders bedeutend wird der Regionalhalt Stuttgart-Vaihingen, wenn die Gäubahn in Folge der S-21-Bauarbeiten über viele Jahre unterbrochen wird.“

20 Prozent Steigerung

So fiel der Startschuss für den Umbau zum Regionalbahnhof – und anderen 2015 beschlossenen Verbesserungen bei Stuttgart 21 am Flughafen und im Filderbereich – im Zuge des ÖPNV-Pakts der Region Stuttgart. Und: Die Deutsche Bahn AG will mit dem Programm „Digitale Schiene Deutschland“ das deutsche Streckennetz mit neuer Leit- und Sicherungstechnik (ETCS – European Train Control System) und digitalen Stellwerken (DSTW) ausstatten. Das Ziel: Kapazitätssteigerungen des Schienennetzes von bis zu 20 Prozent. Der Knoten Stuttgart ist darin ein Pilotprojekt. Hermann: „Da braucht es eine stabile Infrastruktur.“

Das wirke auch positiv auf die Entwicklung des Umfelds, nahm Baubürgermeister Peter Pätzold den Faden auf. „Acht Jahre hat es gedauert. Nun wurde mit dem Ausbau des Bahnhofs Vaihingen Stuttgarts größtes Gewerbegebiet, der Synergiepark und das Aurelis-Gebiet, zu dem es eine Bürgerbeteiligung gibt, besser an den ÖPNV angeschlossen.“ Bei den Entwicklungen gehe es auch um Grünflächen, eine Machbarkeitsstudie zur erwähnten Seilbahn laufe, alles greife ineinander. „Das sind wichtige Bausteine beim Ausbau der nachhaltigen Mobilität in Stuttgart und im Kampf gegen den Klimawandel.“ Es gelte, weitere Bahnstrecken im Land zu reaktivieren.

Kurze Wege an den Toren zu Stuttgarts Innenstadt

Entsprechend betonte Regionalchef Thomas S. Bopp, der neue Bahnsteig füge sich ideal in den dezentralen Ansatz der Region. Fahrgästen würde so an den Toren zu Stuttgarts Innenstadt, etwa auch in Bad Cannstatt und Feuerbach, Umstiege mit möglichst kurzen Wege- und Reisezeiten ermöglicht. In Vaihingen etwa könne man besonders komfortabel am selben Bahnsteig von Regionalzügen in die S-Bahn gelangen.

Motivation für Pendler

Und der DB-Bevollmächtigte Thorsten Krenz ergänzte: „Insbesondere für Fahrgäste an der Gäubahn bietet die neue Nahverkehrsdrehscheibe im Stuttgarter Süden ab sofort viele Vorteile und motiviert Pendler zum Umstieg auf die umweltfreundliche Schiene.“ So könnte sie dort unmittelbar ein dichtes Angebot von S-Bahnen, Stadtbahnen und Bussen ins gesamte Stadtgebiet nutzen oder bereits von Stuttgart-Vaihingen aus in Transportmittel zu weiteren Zielen steigen, ohne – wie bislang noch – erst zum Stuttgarter Hauptbahnhof fahren zu müssen. So verringerten sich die Reisezeiten in vielen stark frequentierten Relationen erheblich, unter anderem auch zum Landesflughafen und zur Landesmesse.