Die S-Bahnstation in Filderstadt-Bernhausen ist derzeit noch Endbahnhof. Das wird sich ändern. Foto: Caroline Holowiecki

Als letzter Akteur hat auch der Gemeinderat Filderstadt der S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen zugestimmt. Wobei sich die Lokalpolitiker grundsätzlich eigentlich viel mehr erhoffen.

Die Bahn ist frei für die etwa vier Kilometer lange S-Bahn-Verlängerung von Bernhausen über Sielmingen nach Neuhausen. Nach der Genehmigung durch das Regierungspräsidium Stuttgart und dem Ja im Esslinger Kreistag, im Gemeinderat Neuhausen und im Verkehrsausschuss der Regionalversammlung hat am Montag auch der Gemeinderat Filderstadt als letzter Finanzierungspartner den Baubeschluss gefasst. Damit kann es bei dem Vorhaben, an dem seit nahezu zehn Jahren gedoktert wird – 2013 sind die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) in den S2-Ausbau eingestiegen –, endlich ans Eingemachte gehen.

Wie es nun weitergeht, erläuterte Daniel Kohler, der die Strecke als Projektleiter für die SSB betreut. Demnach werden nach dem Ende der Brutzeit der Eidechsen im September noch einmal Tiere eingesammelt. Bereits im April hatte ein Expertenteam begonnen, die streng geschützten Tiere einzusammeln, damit sie in ein Übergangsquartier in Neuhausen umgesiedelt werden können. Danach stehen archäologische Untersuchungen an. Außerdem müssen Bäume gefällt und Häuser abgerissen werden, dies muss bis Februar 2023 erledigt sein. Im Sommer nächsten Jahres soll dann Baustart sein. Daniel Kohler geht von vier Jahren Bauzeit aus. Sprich: Im Jahr 2027 sollen die ersten Passagiere die verlängerte S-Bahnstrecke nutzen können.

Verzögerung hat auch etwas Positives gebracht

„Die Allermeisten hätten sich das viel schneller gewünscht“, sagte Kohler in der Sitzung in Filderstadt. Tatsächlich hat die Verzögerung aber auch etwas Positives gebracht: Die Förderquote hat sich in der Zwischenzeit deutlich erhöht, weil das Bundesverkehrsministerium die Strecke in ein Programm aufgenommen hat. Dieses sieht als Baukostenförderung Zuschüsse in Höhe von 90 Prozent vor. Das Land übernimmt 5,75 Prozent der Baukosten.

Den Rest schultern zu unterschiedlichen Anteilen die Region Stuttgart, der Landkreis Esslingen und die beteiligten Kommunen. Insgesamt soll die S-Bahn-Verlängerung nach aktuellem Stand rund 210 Millionen Euro kosten. Ob es dabei bleibt oder ob alles doch noch teurer wird – Stichworte Corona, Krieg in der Ukraine –, müssen laut Kohler die Ausschreibungen zeigen. „Kostenprognosen sind aktuell nicht möglich“, betonte er.

„Das ist ein heftiger Batzen“, sagte der Stadtrat Dennis Birnstock (FDP) zu den Kosten. Erfreulich sei aber, dass durch die Erhöhung der Förderung „relativ wenig“ an Filderstadt hängenbleibe. Er hob hervor, dass der S2-Ausbau für die Stadt weitere städtebauliche Entwicklungsmöglichkeiten biete, „die es sonst nicht gegeben hätte“. Auch Walter Bauer (SPD) drängte auf eine städtebauliche Planung für Sielmingen, wo ein S-Bahnhof entstehen wird.

Was sich die Filderstädter eigentlich gewünscht hätten

Was über alle Fraktionen hinweg betont wurde: Eigentlich hätten sich die Filderstädter in puncto S-Bahn viel mehr gewünscht, nämlich den Ringschluss in Richtung Neckartal. Stefan Hermann (Freie Wähler) stellte deswegen gar die Nachhaltigkeit des aktuellen Vorhabens in Frage. „Wir drängen zeitnah auf eine politische Aussage, dass hier etwas gewollt ist“, betonte er. „Wir bedauern, dass dafür noch kein Planungsansatz vorliegt“, sagte auch der Oberbürgermeister Christoph Traub. Walter Schwaiger (CDU) stellte klar, dass beim Thema Ringschluss für ihn noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. „Wir werden weiter darum kämpfen“, sagte er. „Zunächst machen wir aber Schritt A.“

Wer für die S-Bahn-Verlängerung wie viel bezahlt

Kosten
Nach aktuellem Stand wird die S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen rund 210 Millionen Euro kosten. Der allergrößte Teil wird vom Bund finanziert. Auf der Basis derzeitiger Daten bleibt an Filderstadt ein Finanzierungsanteil von etwa 4,2 Millionen Euro hängen, wobei die ersten 1,5 Millionen bereits 2014 gezahlt wurden. In der Refinanzierungsvereinbarung zwischen dem Verband Region Stuttgart, dem Kreis, Neuhausen und Filderstadt wurde festgelegt, dass neben den Planungs- und Baukosten für die S2-Erweiterung auch die Investitionskosten für drei zusätzliche Fahrzeug anteilig zu übernehmen sind. In Neuhausen wird eine ähnliche Summe fällig werden. Der Landkreis Esslingen zahlt ungefähr acht Millionen Euro für den Ausbau der Strecke und die neuen Fahrzeuge. car