Der Bus muss den Halt genau anfahren, das macht er wohl nicht immer. Foto: factum/Archiv

Die Stadt Ditzingen muss ihre Bushaltestellen umbauen, ob das den Fahrgästen wirklich nutzt, ist allerdings strittig.

Ditzingen - Deutlich war Iris Ehinger der Unmut anzuhören, als der Gemeinderat über den barrierefreien Ausbau von Bushaltestellen entscheiden sollte. Die Stadt wird im kommenden Jahr rund 230 000 Euro in den Umbau der Stopps investieren, im Jahr darauf weitere 190 000 Euro. Das sei ein „Schildbürgerstreich“, ärgerte sich Ehinger, wenn die Stadt viel Geld ausgebe, der Bus aber die Haltestelle gar nicht so anfahre, dass Menschen mit Rollator, im Rollstuhl oder mit Kinderwagen ungehindert ein- und aussteigen könnten.

Es gebe einen großen Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit, ärgerte sich die Freie Wählerin und verwies auf ein Beispiel in der Hirschlander Ortsmitte. Mal halte der Bus gar nicht an der dafür vorgesehenen Stelle, sondern meterweit davon entfernt. Mal habe er nicht die richtige Distanz zum Bordstein. Ehinger ließ sich in ihrer Verärgerung zunächst auch nicht von Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos) überzeugen. Sie blieb skeptisch, dass die umgebaute Haltestelle irgendwann würde ihrem Zweck entsprechen könnten: „Das passiert nie im Leben.“

Pläne für sieben weitere Stopps

Den Anlass für Ehingers Ärger lieferte die Tagesordnung des Gemeinderats. In ihrer jüngsten Sitzung befassten sich die Kommunalpolitiker mit dem Umbau von Bushaltestellen. 2020 sind Umgestaltungen an sieben Stopps geplant: in Heimerdingen, Hirschlanden und Ditzingen.

Der Verwaltungschef verhehlte nicht, dass die Fahrer die Haltestellen nicht immer optimal ansteuern. Gespräche dazu würden geführt, zumal die Fahrer zudem oftmals neu seien und die Strecke nicht kennen. Doch der Oberbürgermeister verwies aber auch darauf, dass es zum Umbau keine Alternative gebe: „Wir sind gesetzlich dazu gehalten.“ Bis 2022 müssen die Bussteige barrierefrei sein.

Das Gesetz definiert den Begriff Barrierefreiheit, wonach Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, ohne Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe Zugang zu Einrichtungen – und Fahrzeugen – haben müssen. Barrierefrei werden Busstopps etwa durch hohe Bussteige und ausreichend große Warteflächen.

Bus kann schneller anfahren

Ein weiterer positiver Effekt der barrierefreien Haltellen sei, „dass es oft zu einer Stabilisierung der Fahrpläne kommt“, teilt die Stadtverwaltung mit. Weil die Fahrgäste einfacher und damit schneller ein- und aussteigen könnten, könnte der Bus wieder zügiger anfahren.

Laut Gesetz müssen sowohl Fahrzeuge, Haltestellen als auch Fahrpläne barrierefrei sein. Der Landkreis muss als Verantwortlicher des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) die Fahrzeuge entsprechend ausstatten. Der Um- und Ausbau der Stopps ist Aufgabe der Kommunen. Weil nicht alles auf einmal umgebaut werden kann, gibt es eine Prioritätenliste, die mit dem Kreis abgestimmt ist. Demnach muss in jedem Ditzinger Teilort zunächst mindestens ein Stopp barrierefrei ausgebaut.