Mit dem Ausbau des Zentralen Busbahnhofs in Degerloch soll 2022 begonnen werden. Unter anderem soll es künftig mehr Platz für die Busse geben. Foto: Christoph Kutzer

Wie wäre es mit einem überdachten ZOB für Degerloch? Entwurf und Finanzierungsmodell liegen in Leinfelden-Echterdingen bereit. Wir haben uns das mal genauer angeschaut.

Degerloch - Im nächsten Jahr soll der Startschuss für einen Ausbau des Zentralen Busbahnhofs in Degerloch fallen. Das Ziel: Mehr Raum für die Busse, weniger Verzögerungen, mehr Komfort für die wartenden Fahrgäste. „Letztlich stehen sie dann immer noch im Dreck“, kommentiert Friedel Gerhard die Pläne der SSB.

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Der pensionierte Betriebswirt aus Oberaichen hat seit Jahren den Entwurf für einen neuen ZOB in Degerloch in der Schublade. Er spricht von der Gestaltung eines „Eingangstors“ für Degerloch. „Täglich fahren 20 000 Autos am Busbahnhof vorbei“, gibt er zu bedenken. „So wie er derzeit aussieht, ist er eine Schande für den Ortsteil.“

Inspiriert durch Busbahnhof auf Gran Canaria

Grundlegende Verbesserungen erwartet Gerhard auch durch den nun angekündigten Ausbau nicht. Der ZOB ist durch die Erweiterung des ÖPNV längst an seine Grenzen gestoßen. Gerhards Vision ist eine zentrale Umsteigestelle mit kleinen Geschäften. Trocken und windgeschützt. Ein unterirdischer Busbahnhof auf Gran Canaria hat den Mittsiebziger inspiriert.

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Für Degerloch schwebt ihm ein vierstöckiger Neubau mit farbig gestalteter Fassade vor. Rund 645 Quadratmeter Fläche stünden dort ebenerdig für Bussteige, einen Warteraum, gewerbliche Nutzung, Toiletten oder einen Kartenschalter zur Verfügung. Darüber lägen drei Geschosse mit Flächen für Mietlager von MyPlace. Das Unternehmen sucht dringend Flächen für Selfstorage-Räume in Stuttgart. Dabei handelt es sich um die Möglichkeit, Dinge, die nicht mehr in Wohnung oder Keller passen, auszulagern. Freilich gegen Gebühr.

Konkret wurde es mit dem Entwurf nie

Friedel Gerhard konnte den Weg zum Standort an der Pragstraße ebnen. Die Idee für Degerloch wäre, das Praktische mit dem Attraktiven zu verbinden: „Ich bin mir sicher, dass MyPlace die Baukosten tragen würde“, sagt der ehemals für die Treuhand tätige Pensionär. Für den Fall, dass die Stadt Bedenken wegen eines Grundstücksverkaufs hätte, käme seiner Ansicht nach auch eine Regelung über das Erbbaurecht in Betracht.

So konkret wurde es mit dem Entwurf von Stuttgarter Architekten der internationalen Denkfabrik LAVA (Tobias Wallisser vom zuständigen Büro bezeichnet ihn als „Skizze“) allerdings gar nicht erst. Versuche, den Baubürgermeister Peter Pätzold für die Idee zu gewinnen, scheiterten ergebnislos. „Er hatte kein Interesse“, stellt Gerhard trocken fest.

Ist die Stadt nur bedingt an Lösungsideen interessiert?

Überhaupt hat er den Eindruck, dass man bei der Stadt nur bedingt an Lösungsvorschlägen interessiert sei. „Ich hatte auch eine Idee geäußert, wie Degerloch zu einem Bürgersaal kommen könnte“, erklärt er. Das Jugendhaus sei am heutigen Standort wegen der hohen Schadstoffbelastung durch den Verkehr in unmittelbarer Nähe „geradezu ein Verbrechen“.

Alternativ zum ZOB-Projekt könnte sich Gerhard auch Selfstorage-Räume am Albplatz vorstellen, verbunden mit einem neuen Bürgersaal. Vom Grundstückserlös ließe sich wiederum ein neues Jugendhaus finanzieren. Entstehen könnte es auf dem Areal des Neuen Friedhofs, wo aufgrund des Wandels in den Bestattungsgepflogenheiten viel Fläche frei geworden sei. „Damit würden sich auch die Diskussionen über eine Problemzone am Albplatz erledigen“, bemerkt Gerhard. Mit Zustimmung durch die Geschäftsführung von MyPlace sei zu rechnen. Eine Reaktion von offizieller Seite blieb bis dato auch in diesem Fall aus.