Kann am Sonntag auf seinen ersten Bundesligaeinsatz hoffen: Ömer Beyaz Foto: Baumann/Alexander Keppler

Mit 18 Jahren ist Ömer Beyaz für den VfB nun spielberechtigt. Am Sonntag bei Eintracht Frankfurt könnte er seine Bundesligapremiere feiern. Wir haben uns mit seinem Spezialtrainer Mesut Temel unterhalten.

Stuttgart - Flink und leichtfüßig umkurvt der junge Fußballer den eng gesteckten Slalomparcours. Schnappt sich den Ball und knallt ihn in den Winkel. Einmal, zweimal, dreimal, immer wieder dasselbe Spiel. So auch die nächste Szene des Videos. Auf engstem Raum behauptet er den Ball und wieder – ab damit ins Dreieck.

 

Es sind hübsch anzuschauende Szenen, die der Personalcoach Mesut Temel auf seiner Instagram-Seite zusammengestellt hat. Die Rede ist von seinem Schützling Ömer Faruk Beyaz, 18-jähriger Jungspund in Diensten des VfB Stuttgart und eines der größten Versprechen auf eine erfolgreiche Zukunft. Oder wie Mesut Temel es ausdrückt: „Ömer wird mal eine richtige Maschine.“

Noch befindet er sich im finalen Fertigungsprozess. Weshalb sich der junge Türke auf Vermittlung seines Beraters Mehmet Eser einen Athletiktrainer zur Hand genommen hat und freiwillig Extraschichten schiebt. Temel hat sich in der Szene als Coach Mesut einen Namen gemacht. Er versucht, Spieler verschiedener Vereine eine Art körperliches Fein-Tuning zu verpassen. Regelmäßig ist Beyaz deshalb in Gruibingen am Fuß der Schwäbischen Alb zu Besuch.

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Eines seiner dringlichsten Vorhaben: mit Temel an seiner Kräftigung zu arbeiten. „Er muss körperlich noch ein wenig robuster werden“, sagt der 32-Jährige. Ansonsten bringe Beyaz alles mit, was einen weit überdurchschnittlich guten Fußballer auszeichnet. Temel zählt auf: „Seine Technik ist außergewöhnlich, er hat eine gute Athletikperformance und einen krassen linken Hammer.“ Mit seiner Lobrede steht der Individualtrainer in einer langen Reihe von Huldigungen, die der 18-Jährige bereits erfahren hat.

Auch Bayern und Dortmund waren interessiert

In Europa wird er seit seiner Zeit am Bosporus als eines der größten Talente seines Jahrgangs gefeiert, an dem auch Bayern München und Borussia Dortmund interessiert gewesen sein sollen. Selbstredend wurde er auch schon als „Türken-Messi“ abgefeiert; ein Vergleich, der allerdings schon vielen Talenten vor ihm nicht gerade karriereförderlich war. In Stuttgart schätzen sie neben den Qualitäten am Ball auch sein Beharrungsvermögen, wenn es gegen Ball und Gegner geht. Beyaz hat in den Testspielen im Sommer unter Beweis gestellt, ein giftiger Zweikämpfer zu sein, der sich für keine Defensivaufgaben zu schade ist. Keine Selbstverständlichkeit in diesem Alter und bei seinen spielerischen Qualitäten.

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„Er hat einen super linken Fuß, ist sehr gut im Eins-gegen-Eins, spielt gute Steckpässe und – was mir sehr gut gefällt – er setzt entschlossen nach, wenn er den Ball verliert“, sagt Sportchef Sven Mislintat über Beyaz. Dass am Ende der VfB das ablösefreie Rennen um den 1,71 Meter kleinen Mittelfeldspieler von Fenerbahce Istanbul gemacht hat, spricht für den Club aus Cannstatt und dessen neu erworbenen Ruf als Talentveredelungsbetrieb.

Als 17-Jähriger war Beyaz, der in den vergangenen Tagen mit der türkischen U-21 unterwegs war, für seinen neuen Club noch nicht spielberechtigt. Am 29. August ist er volljährig geworden und kann somit am Sonntag (15.30 Uhr) im Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt seiner Bundesliga-Premiere entgegensehen. „Ich bin mir sicher, dass er schon Einsatzminuten bei uns gehabt hätte, wenn er schon 18 gewesen wäre“, sagt Mislintat. Zumindest ein Platz im Kader scheint für Sonntag sehr wahrscheinlich. Ob er der derzeitigen Flaute im Stuttgarter Angriff gegen die robusten Hessen entgegenwirken kann, wird sich zeigen.

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Beyaz’ Idealposition ist jene hinter den Spitzen, ein klassischer Zehner also, der die vorderste Front mit klugen Pässen in Szene setzen kann. Alternativ kann er die Halbpositionen bekleiden. Vom Spielertyp im VfB-Team am ehesten wohl mit Daniel Didavi zu vergleichen. Rein persönlich ist noch wenig über Ömer Beyaz bekannt, er selbst wollte sich seit seiner Ankunft im Sommer noch nicht zu Wort melden. Sein persönlicher Trainer Mesut Temel charakterisiert ihn als „ruhigen, sympathischen, anständigen Kerl“. Beyaz sei keiner dieser aufgedrehten Jungstars, sondern wisse die Dinge um ihn herum vernünftig einzuordnen. Im Deutsch-Türken Atakan Karazor hat er einen Mentor an seiner Seite, der ihm das sprachliche Einleben in Stuttgart erleichtern soll.

Und dann gibt es ja noch Mesut Temel. Die Extraschichten mit seinem Individualtrainer sollen helfen, für den Ernstfall am Sonntag gewappnet zu sein.

In unserer Bildergalerie blicken wir auf alle Türken zurück, die je das Trikot mit dem Brustring getragen haben. Viel Spaß beim Durchklicken!