Die Preisrückgänge auf dem Öl-Weltmarkt entlasten auch die deutschen Autofahrer - trotz Ferienbeginns in vielen Bundesländern. Ölprodukte verkaufen sich gut. Die Firmen sorgen sich aber aus anderen Gründen.

Berlin - Benzin und Diesel sind mit dem Ferienbeginn in den meisten Bundesländern etwas billiger geworden. Der Benzinpreis sei in den vergangenen Tagen leicht gesunken, sagte Christian Küchen, Chef des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Für einen Liter Super E10 müssen die Autofahrer im Schnitt derzeit etwa 1,45 Euro ausgeben, für Diesel 1,15 Euro.

Das sind beim Benzin 10 Cent und beim Diesel 20 Cent weniger als vor einem Jahr. Grund sei eine leichte Entspannung bei den Einkaufspreisen, erklärte Küchen: „Das sind Weltmarkt-Preise, kein Land kann da national ausscheren.“ In der Vergangenheit hatten die Spritkosten zum Beginn größerer Reisewellen in der Ferienzeit oft zugenommen.

Der Rohstoff Rohöl bleibt im langjährigen Vergleich aber so günstig wie lange nicht mehr - das Angebot ist hier höher als die Nachfrage und könnte weiter steigen, sobald der Iran wieder mehr Öl exportieren darf. In Deutschland habe sich die Konkurrenz unter den Tankstellen durch die Markttransparenzstelle des Bundeskartellamts nochmals verschärft. „Ein ohnehin schon transparenter Markt ist damit noch transparenter geworden“, sagte Küchen.

Weltweit hohe Benzinnachfrage

Die heftigen Preisschwankungen um bis zu 15 Cent je Liter täglich seien dem Verbraucher zwar schwer zu erklären, aber letztlich Ausdruck eines intensiveren Wettbewerbs. Den gegenwärtig sehr ausgeprägten Unterschied zwischen dem Benzin- und dem Dieselpreis von rund 30 Cent je Liter führte Küchen auf eine global hohe Benzin-Nachfrage zurück. Die nur schleppend anlaufende Elektromobilität habe langfristig eine Zukunft, schätzte er: „Die Zukunft sehe ich eher im Hybridauto, nicht im reinen Elektroauto.“

In der Bundesrepublik hat sich der Absatz von Ölprodukten durch den Preisrutsch an den internationalen Märkten stabilisiert. Vor allem Heizölkunden füllten ihre Tanks, auch der Dieselverkauf nahm zu. Mit dem Benzinexport steigen die Erlöse der zwölf deutschen Raffinerien, die im Kerngeschäft rund 20 000 Menschen beschäftigen.

Dennoch habe die Branche, deren Sprecher Küchen seit April ist, einige Sorgen. Es werde insbesondere von der künftigen Regelung des Emissionshandels in Europa sowie von der deutschen Umweltgesetzgebung abhängen, ob die Raffinerien im Wettbewerb bestehen. „Sie haben viel investiert und sind sehr wettbewerbsfähig“, sagte Küchen. Es drohe jedoch Konkurrenz auch aus Asien. „Letztlich brauchen wir ein weltweites CO2-Regime.“

Eine Herausforderung sei zudem der mögliche Einschluss selbst produzierten Stroms in die Ökostrom-Umlage. Vorerst noch bis Ende 2016 sind Industriebetriebe, die einen Teil ihrer Elektrizität in Eigenregie erzeugen, davon befreit. Werden sie herangezogen, dürften die Energiekosten nach Ansicht von Experten steigen. „Solche Unsicherheiten sind kritisch“, warnte Küchen mit Blick auf drohende Investitionskürzungen.