Fordert mehr Einsatz von der Stadt: Michael Sladek Foto: Leif Piechowski

Die Stadtwerke Stuttgart (SWS) und ihr Vertriebspartner Elektrizitätswerke Schönau (EWS) wollten bis Ende 2013 rund 30 000 Ökostrom- und Gaskunden gewinnen. Mit 7767 Abonnenten (Stand 1. August) sind um 22 233 Köpfe von der Zielmarke entfernt.

Stuttgart - Die Stadtwerke Stuttgart (SWS) und ihr Vertriebspartner Elektrizitätswerke Schönau (EWS) wollten bis Ende 2013 rund 30 000 Ökostrom- und Gaskunden gewinnen. Mit 7767 Abonnenten (Stand 1. August) sind um 22 233 Köpfe von der Zielmarke entfernt. In einem Schreiben an ihre Kunden fordert die frühere EWS-Geschäftsführerin Ursula Sladek von der Landeshauptstadt ein „klares Bekenntnis zur Stadtwerke Stuttgart Vertriebsgesellschaft und vor allem zum Partner EWS und entsprechendes Handeln“.

Was klingt wie ein Ultimatum solle keinesfalls so verstanden werden, sagt Ursula Sladeks Ehemann Michael Sladek. Er und der von der Stadt berufene Martin Rau sind die Geschäftsführer der SWS Vertriebsgesellschaft. Die Schönauer halten 40 Prozent, stellen mit ihrer Strom- und Gasbeschaffung und der Abrechnung aber den Großteil der Infrastruktur. EWS sei eine „stake Marke“, die in Stuttgart nach dem verlorenen Streit um die Konzessionsvergabe „nicht aussteigen werde“, sagt Sladek. Doch sei ein gestärkter Auftritt im Vertrieb nötig. Dazu wünsche man sich Unterstützung der Stadt.

Stuttgart habe sich bei der Netzvergabe mit der Konstruktion einer Gemeinschaftsfirma aus SWS und dem Alteigentümer Energie Baden-Württemberg zur EnBW bekannt. Nun müsse auch klar werden, dass die Stadtwerke „zwei Partner haben und zwischen diesen gleiche Augenhöhe besteht“, so Sladek. Die Stadtwerke müssten „präsenter werden“. Der jetzt begonnene Vertrieb von Solarstromanalgen für die Bürger sei der richtige Weg. „Der wichtigste Vertriebskanal ist das Gespräch, nicht der Flyer“, sagt der 67-jährige Sladek.

Gegen die Konzessionsvergabe hatten die Schönauer eine Beschwerde vor dem Bundeskartellamt vorgebracht. Sie war abgewiesen worden. Dieses Verfahren sei erledigt, sagt Sladek, EWS plane aber, gegen das Kartellamt selbst vorzugehen.

Die Behörde messe „mit zweierlei Maß“ und schränke das Selbstverwaltungsrecht der Kommunen bei Konzessionsvergaben unzulässig ein. „Das ist eine fundamentale Geschichte, wir wollen ein Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht“, sagt Sladek, der im Hauptberuf Arzt ist.

Dass man in Stuttgart hinter dem selbst gesteckten Ziel zurückbleibe räumt Sladek ein. Die Zahl von 30 000 Kunden im ersten Jahr sei „überambitioniert“ gewesen, dennoch müsse man sich laufend an ihr messen lassen. Der Geschäftsführer erwartet, dass mit dem Energievertrieb vor Mitte 2016 kein Geld verdient werden können. Um den Wendepunkt zur Wirtschaftlichkeit zu erreichen seien weniger als 30 000 Kunden nötig. 10 000 hat EWS Schönau selbst in Stuttgart. Den angebotenen Wechsel zu den Stadtwerken haben aber weit weniger als von Sladek erwartet vollzogen. Hauptkonkurrent ist die EnBW, die in der Großstadt 60 Prozent des Marktes bedient.

Sladeks Vertrag als Geschäftsführer bei den Stadtwerken läuft bis Mitte 2017. Dann wäre er 70. Er wolle dem Nachfolger kein ungenügendes Ergebnis hinterlassen. „Solange ich der Sache nütze, werde ich mich der Aufgabe nicht entziehen“, verspricht er.