Äpfel haben eine gute Klimabilanz – wenn sie nicht aus Neuseeland kommen. Foto: dpa

Forscher haben den ökologischen Fußabdruck von Lebensmitteln und Gerichten untersucht

Stuttgart - Was ist besser für das Klima: ein Kilo Apfel oder ein Kilo Ananas. Die Antwort liegt doch auf der Hand: der Apfel natürlich. Aber ist das wirklich so? Es kommt, wie so oft, auf die Details an. Klar belastet ein Apfel aus der Region das Klima am wenigsten, wenn er im Herbst gegessen wird: mit nur 0,3 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Kilogramm Apfel. Bei Bioäpfeln sind es sogar nur 0,2 Kilo. Doch schon die Lagerung hat ihren Klimapreis: bei im April verkauften Äpfeln sind es 0,3 Kilo CO2. Noch stärker schlägt ein langer Transport zu Buche: Äpfel aus Neuseeland kommen auf 0,8 Kilo CO2. Da kann sogar eine Ananas mithalten: Kommt sie mit dem Schiff zu uns, sind es nur 0,6 Kilo CO2. Beim Transport mit dem Flugzeug wird die exotische Frucht allerdings zum Klimakiller: Dann liegt der sogenannte CO2-Fußabdruck bei beeindruckenden 15,1 Kilo. In der Dose sind es immer noch 1,8 Kilo.

Die Zahlen stammen aus der soeben veröffentlichten Studie „Ökologische Fußabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland“, die das Heidelberger Ifeu-Institut angefertigt hat und die frei im Internet zugänglich ist. Darin haben die Forscher nicht nur Transport und Verpackung berücksichtigt, sondern auch die Auswirkungen unterschiedlicher Anbaumethoden, also ob die Produkte von Biobauern oder konventionelle Landwirten erzeugt wurden und ob für den Anbau Urwald gerodet wurde.

Klima-Aufschlag für die Dose

Bei der Lektüre kann man als Liebhaber von Produkten aus fernen Ländern oder von Fleischwaren schon ein schlechtes Ökogewissen bekommen. Im Winter mal frische Erdbeeren genascht, führt zu einer Klimabelastung von 3,4 Kilo CO2, bei gefrorenen Erdbeeren sind es „nur“ 0,7 Kilo. Am besten und am umweltfreundlichsten sind natürlich regionale Erdbeeren zur Erntezeit – mit 0,3 Kilo CO2. Auch Dose und Glas als Verpackung sind wenig ökologisch: Während es beim frischen Pfirsich 0,2 Kilo CO2 sind, kommt bei der Dose mit 1,6 Kilo CO2 ein ordentlicher Aufschlag hinzu. Für die reine Klimabilanz ist übrigens der Bioanbau nicht förderlich: Bei saisonalen heimischen Tomaten fallen 0,3 Kilo CO2 an, bei südeuropäischen Freilandtomaten 0,4 Kilo und bei frischen deutschen Biotomaten 1,1 Kilo. Das liegt daran, dass bei Bioprodukten wegen der geringeren Erträge für die gleiche Menge mehr Fläche bewirtschaftet werden muss, was sich in der CO2-Bilanz negativ niederschlägt. Bezieht man aber den geringeren Pestizideinsatz, schonenderen Flächenverbrauch und die größere Artenvielfalt in die Rechnung mit ein, hat der Bioanbau ökologisch klar die Nase vorn

Und wie sieht es bei Gerichten aus? Klar, wenn man möglichst wenig Fleisch und Milchprodukte isst, belastet dies das Klima weniger. Aber auch die Beilagen sind wichtig: Wählt man etwa Nudeln oder Kartoffeln als Alternative zu Reis, dann ist man nicht nur für viel weniger Klimagase verantwortlich, sondern verringert auch im Hinblick auf Anbaufläche, Düngung und Wasserbedarf den ökologischen Fußabdruck enorm. Und wenn man dazu noch Wasser aus dem Hahn oder Wein aus der Region statt aus Chile wählt, liegt man auch beim Getränk ökologisch richtig.