Für ein einziges T-Shirt werden über den gesamten Lebensweg hinweg 1670 Liter Wasser benötigt. Foto: dpa/Felix Kästle

Forscher aus Berlin haben den Lebensweg eines T-Shirts untersucht – von der Herstellung über den Vertrieb und die Nutzung bis zur Entsorgung. Sie wollten herausfinden, welchen Effekt ein einziges Shirt auf die Umwelt hat.

Berlin - Ein einfaches, weißes T-Shirt. Der Baumwollstoff ist dünn, es wiegt gerade mal 150 Gramm. Wie schlecht kann das schon für die Umwelt sein? Forscher von der TU Berlin wollten dies genauer wissen – und haben den Lebensweg eines solchen Shirts im Auftrag des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel (IKW) genauer unter die Lupe genommen.

Was wurde in der Studie untersucht?

In der Studie untersuchten Forscher die Auswirkungen eines handelsüblichen weißen, 150-Gramm schweren T-Shirts aus Baumwolle, das nicht in Europa hergestellt, aber in Deutschland gekauft wird. Sie gingen davon aus, dass dieses Shirt insgesamt 44-mal gewaschen und getrocknet wurde, bevor es entsorgt wird. Die Forscher erstellten ein Modell, das den Lebensweg des T-Shirts exemplarisch abbilden soll: Von der Nutzung stofflicher und energetischer Ressourcen für die T-Shirt-Herstellung entlang globaler Produktionsrouten bis hin zur Pflege durch Waschen und Trocknen sowie der Verwertung und Entsorgung des T-Shirts in Deutschland.

Welche Umweltauswirkungen wurden besonders unter die Lupe genommen?

Die beiden Leiter des Studie, Annekatrin Lehmann und Martin Roffeis, untersuchten insbesondere, wie viel Treibhausgase während der Herstellung, Reinigung und Trocknung sowie bei der Entsorgung des Shirts entstehen. Es ging aber auch darum, wie viele Ressourcen verbraucht werden, wie viele Stoffe im Prozess freigesetzt werden, die Luft, Böden und Wasser versauern können, wie stark die Stickstoff- und Phosphatbelastung der Böden dadurch zugenommen hat und ob die durch den Prozess freigesetzten Stoffe sich toxisch auf andere Lebewesen auswirken können.

Was ist das Ergebnis der Untersuchung?

Die Studienergebnisse zeigen, dass sich vor allem die Prozesse der Herstellung der Baumwolle für das Shirt und dessen Pflege negativ auf die Umwelt auswirken. Insgesamt beziffern die Forscher den Wasserverbrauch eines Shirts auf insgesamt 1670 Liter Wasser. Außerdem entstehen durch Herstellung und Nutzung demnach rund 3,7 Kilogramm CO2 – etwa so viel, wie durch eine Autofahrt von 40 Kilometern.

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Insbesondere für den Anbau von Baumwolle und deren Verarbeitung wird viel Wasser benötigt. Doch gut die Hälfte des Treibhauspotenzials sowie des Wasserverbrauchs sind auf das 44-malige Waschen und Trocknen des T-Shirts während der durchschnittlichen Lebensdauer zurückzuführen. „Die Wäschepflege trägt somit genauso viel zum ermittelten Treibhauspotenzial und potenziellen Wasserverknappung des T-Shirts bei wie dessen Herstellung, Vertrieb und Entsorgung“, sagt Martin Roffeis. Das liegt maßgeblich an dem hohen Energieverbrauch der Waschmaschine und des Wäschetrockners. Denn der dafür nötige Strom wird noch immer aus fossilen Brennstoffen wie Braun- und Steinkohle hergestellt. Dabei werden neben dem Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase auch erhebliche Mengen Wasser beansprucht – zum Beispiel für den Betrieb von Turbinen und zur Kühlung von Kraftwerken. Die Waschmittelherstellung trägt zu knapp acht Prozent zum gesamten elementaren Ressourcenverbrauch bei.

Sind Verbraucher auch selbst schuld an der schlechten Ökobilanz?

Ja. In der Studie wurde davon ausgegangen, dass Verbraucher die Waschmaschine nicht voll, sondern nur mit 3,5 Kilogramm Wäsche befüllen, 55 Milliliter flüssiges Waschmittel pro Waschgang dosieren und nur jede zehnte Waschladung im Wäschetrockner trocknen, den Rest an der frischen Luft. Die Klimafolgen ließen sich erheblich einschränken, wenn man beim Waschen und Trocknen ein paar Regeln beachten würde: Wer mit 30 Grad Celsius wäscht statt mit 60 Grad Celsius, verringert das Treibhauspotenzial um etwa 37 Prozent. Und bei voller Beladung mit sieben Kilogramm Wäsche anstatt nur mit halber Beladung, also 3,5 Kilogramm, kann das Treibhauspotenzial um 45 Prozent reduziert werden.

Was kann man daraus lernen?

„Die Ergebnisse unserer Studie machen deutlich, dass der Verbraucher bereits durch die Wäschepflege einen großen Einfluss auf die Umweltauswirkungen seiner Kleidung nehmen kann“, sagt Roffeis. Er empfiehlt: Waschen bei niedrigen Temperaturen, genaue Dosierung des Waschmittels, volle Beladung der Waschmaschine und – Wäschetrocknen im Freien. Umweltexperten raten darüber hinaus auch dazu, bereits beim Kauf von Kleidung darauf zu achten, wie diese hergestellt wurde. So wird für ein Kleidungsstück aus zertifizierter Bio-Baumwolle sechzig bis neunzig Prozent weniger Wasser benötigt als für eines aus konventionell angebauter Baumwolle. Zudem werden für den Anbau von Bio-Baumwolle keinen chemischen Pestizide eingesetzt, die somit auch nicht Böden und Grundwasser in den Anbaugebieten belasten. Auch im weiteren Verarbeitungsprozess werden für Kleidungsstücke, die unter strengen fairen und ökologischen Kriterien hergestellt sind, keine schädliche Stoffe eingesetzt.