Marita und Martin Schäfer haben hinter ihrem Hof extra Blumen für ihre Bienen gesät. Foto: Otto-H. Häusser

In einer Serie präsentieren wir landwirtschaftliche Betriebe, die sich auf den Fildern und im Schönbuch eine Nische geschaffen haben. Heute: der biologisch-dynamische Michaelshof in Echterdingen

Echterdingen - Die Landwirtschaft ist für ihn mehr als nur ein Broterwerb. Martin Schäfer ist ein Naturliebhaber und als solcher ein überzeugter Ökobauer. Der 65-Jährige ist sicher, dass die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise nicht nur seinen Produkten, sondern auch der Umwelt zugute kommt. Dabei setzt er auf die Demeter-Richtlinien, die in ihren Grundzügen von Rudolf Steiner entwickelt wurden. „Der Mann hat schon sehr früh gewisse Entwicklungen vorausgesehen“, sagt Schäfer. Beispielsweise die BSE-Krise. Er habe erkannt, dass man Tieren nicht Tiermehl von Artgenossen verfüttern dürfe.

Der Hof, den Schäfer zusammen mit seinen beiden Söhnen Michael und Simon sowie seiner Frau Marita führt (Zitat: „Ohne sie würde hier gar nichts gehen“) liegt vor den Toren Echterdingens. Er bildet fast schon eine ökologische Insel, umgeben von Autobahn, B 27 und S-Bahnstrecke. Vor 27 Jahren sind die Schäfers mit ihrem Hof aus der Ortsmitte von Echterdingen an dessen nördlichen Rand gezogen.

„Umstellung war nicht einfach“

Die Umstellung von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft erfolgte allerdings schon weitaus früher. Schäfer war 22 Jahre alt, als er zusammen mit seiner Frau den elterlichen Betrieb ummodelte. „Das war nicht einfach“, sagt er. Schließlich war eine dreijährige Umstellungszeit vorgeschrieben. Erst danach galten Gemüse und Salat als biologisch-dynamisch erzeugt. Die Schäfers konnten also ihre Produkte erst nach drei Jahren zum höheren Preis verkaufen. Gleichzeitig ging der Ertrag aber zurück.

Denn es ist nun mal so, dass konventionell mit Kunstdünger und Spritzmittel mehr produziert werden kann. Doch genau dieser Umstand brachte Martin Schäfer dazu, auf biologisch umzustellen. Anfang der 70er Jahre, als er dies tat, machte sich nämlich auch in der Landwirtschaft die Ölkrise bemerkbar. Die Doktrin, den Pflanzen immer mehr Dünger und Pflanzenschutzmittel zu verpassen, damit diese gut gedeihen, wurde umgestoßen. „Plötzlich sollte es mit weniger auch gehen“, sagt Schäfer. Weshalb dann nicht gleich biologisch-dynamisch ohne Kunstdünger und synthetische Spritzmittel produzieren?

Nach Schäfers Erfahrung kann dadurch der Boden neu belebt werden. Die Düngung geschieht mithilfe von speziellen Präparaten, die von ihm selbst erzeugt werden. Kuhhörner werden mit Mist oder Bergkristallen gefüllt und über den Winter vergraben. Die Witterung und kosmische Kräfte sollen dann dafür sorgen, dass konzentrierter Dünger entsteht. Offenbar funktioniert das auch. Martin Schäfer kann jedenfalls im Frühjahr die Konzentrate in Wasser auflösen und damit die Felder besprühen.

Das Resultat gibt ihm recht. Gute und wohlschmeckende Gemüse und Früchte erfreuen seine Kunden. „Da schmeckt eine Möhre auch noch tatsächlich nach Möhre oder Erdbeeren bekommen ihr besonderes Aroma und die erforderliche Süße“, sagt der 65-Jährige. Der Öko-Landwirt ist außerdem überzeugt davon, dass die Heilkräuter, die er im Mist vergräbt, die Bodenbelebung fördern.

Für ihn ist es ideal, dass er fast alle Zutaten für die Düngung sozusagen als Nebenprodukt seiner Landwirtschaft geliefert bekommt. Der Mist wird von seinen eigenen Rindern erzeugt. Die Schäfers haben nämlich eine Mutterkuhherde, die vorwiegend aus Angus-Rindern besteht. Die Kühe werden in diesem Fall nicht gemolken. Sie tränken vielmehr ihre Kälber.

Beim Biohof fällt mehr Handarbeit an

Das Fleisch der Rinder wird neben Gemüse und Salat sowie zugekauften Südfrüchten im Hofladen verkauft. Jeden Tag kommen Großhändler, die Produkte abholen oder bringen. Außerdem werden Waren mit anderen Bio-Landwirten getauscht. Zusätzlich verkaufen die Schäfers ihre Produkte auf dem Echterdinger Wochenmarkt. Dafür beschäftigt die Familie extra zwei Verkäuferinnen. Die übrige Hofarbeit können die Schäfers ebenfalls nicht allein erledigen. Schließlich fällt bei einem Biohof mehr Handarbeit an als bei einem konventionellen. Fünf bis sechs Saisonarbeiter aus dem Kosovo und Polen arbeiten in Spitzenzeiten auf dem Hof. Einige von ihnen sind sogar im Winter dort. Denn auch dann werden Produkte an den Großmarkt geliefert. Kohl, Möhren und anderes Gemüse werden aus dem Lager geholt und für den Handel verkaufsfertig gemacht.