„Vorsichtiger Optimismus“ herrsche, was die Öffnung der Restaurants am 18. Mai betreffe, sagt Daniel Ohl, Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Baden-Württemberg, in unserem Interview. Die daran geknüpften Bedingungen seien erst seit 11. Mai bekannt - für die Gstronomen bedeutet das im Eiltempo handeln.
Herr Ohl, welche Rückmeldungen bekommen Sie aktuell von Ihren Verbandsmitgliedern?
Viele sind sehr besorgt, weil die wirtschaftlichen Reserven zu Ende gehen. Das gilt natürlich besonders für die Betriebsarten, die noch gar keine Öffnungsperspektive haben: Bars, Diskotheken, Schankwirtschaften und Caterer, die ihr Geschäft mit Großveranstaltungen machen. Die wissen überhaupt nicht, wann es für sie wieder weitergehen wird. Sie haben aber Kosten, die trotzdem weiterlaufen. Auch bei denen, die bald wieder unter Auflagen öffnen dürfen, herrscht allenfalls vorsichtiger Optimismus. Sie freuen sich zwar, dass es wieder losgeht, aber sie fürchten, dass die Auflagen, die dann gelten, zu massiven Umsatzminderungen führen. Von der Normalität ist die gesamte Branche noch weit entfernt.
Kommen die beschlossenen Öffnungen gerade noch rechtzeitig? Oder für manche Betriebe zu spät?
Wir haben schon Rückmeldungen zu coronabedingten Betriebsaufgaben – in diesen Fällen haben die Hilfen während der Schließungszeit nicht zum Überleben gereicht. Die Frage, ob die Öffnungen für die anderen „gerade noch rechtzeitig“ kommen, lässt sich erst beantworten, wenn wir wissen, wie sich die Bedingungen für die Öffnung wirtschaftlich auswirken.
(Anm. der Red: Die Auflagen, die erfüllt werden müssen, sind umfangreich. Sie reichen von Kennzeichnungstafeln am Eingang mit genauer Auflistung der Regeln, die im Inneren gelten, über Listung der Kontaktdaten der Gäste, die Einhaltung der 1,5-Meter-Abstandsregel des Personals zu den Gästen und umgekehrt, als auch die Stellung der Tische betreffend, wenig Kommunikation mit den Gästen, Nutzung von Servierwagen, weitreichende Hygienemaßnahmen bis hin zu Maskenpflicht und Bezahlung, die bargeldlos erfolgen sollte.)
„Wir rechnen mit massiven Umsatzminderungen durch die Auflagen“
Mehr Abstand, weniger Gäste, wie soll das die Umsatzeinbußen wettmachen?
Das wird nicht möglich sein. Die Verluste, die in den letzten Wochen aufgelaufen sind, können operativ überhaupt nicht mehr wettgemacht werden, weil es in Gastronomie und Hotellerie keinen nachholenden Konsum gibt. Das Mittagessen, das Sie heute nicht bestellen, essen Sie nächste Wochen nicht doppelt. Wir rechnen auch in der Anfangsphase der Öffnungen mit massiven Umsatzminderungen durch die Auflagen, die wir allerdings noch nicht im Detail kennen. Schon jetzt ist allerdings klar: Ohne zusätzliche staatliche Finanzhilfen für die Betriebe wird sich ein Pleitewelle im Gastgewerbe nicht verhindern lassen. Dazu sind die Einbußen einfach zu groß.
Wie haben sich Ihre Mitglieder über die Schließzeit hinweg „über Wasser gehalten“?
Die, die das durften und konnten, haben Liefer- und Abholdienste angeboten. Hotelbetriebe konnten noch Geschäftsreisende beherbergen und haben in Einzelfällen auch Zimmer als Home-Office-Büros vermietet. Aber im Regelfall lässt sich mit solchen Lösungen nur ein sehr kleiner Teil des normalen Umsatzes kompensieren – vielleicht zehn Prozent. „Über Wasser gehalten“ haben sie sich also hauptsächlich durch Sparmaßnahmen wie Kurzarbeit, Stundungen etwa von Pachten oder Kreditverpflichtungen, den Verbrauch ihrer finanziellen Reserven und durch Hilfszahlungen, z.B. die Corona-Soforthilfe, die allerdings bei weitem nicht ausreichend war, um das wirtschaftliche Überleben zu sichern.
Noch ein positiver Gedanke zum Schluss: Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten, wenn die Lokale wieder geöffnet haben dürfen?
Dass ich mich – vermutlich unter Einschränkungen – mit Freunden wieder in der Gastronomie treffen kann.