Hariolf Totzl steht seit neun Jahren hinter der Theke im Oeffinger Treff. Foto: Eva Herschmann

Im Oeffinger Treff ist der Name Programm. Zu essen gibt es nichts, das Lokal ist eine Raucherkneipe, in der gerne und ausgiebig gefeiert wird.

Es gibt Kneipen, die gehören einfach dazu. Für den Oeffinger Treff gilt das allemal. Denn der Name des Lokals ist Programm. Hier trifft sich der Ort: die Jungen und die Alten, die Einheimischen und die Zugezogenen, die Sportler und Stubenhocker, die Rentner und Berufstätigen – und das nun schon seit mehr als 20 Jahren.

Der Wirt hat die Rechnung ohne seine Gäste gemacht

Welche Bedeutung der Oeffinger Treff für den nördlichsten Fellbacher Stadtteil hat, das zeigt eine kleine Geschichte, die der Wirt Hariolf Totzl gerne und oft erzählt. Vor vier Jahren, 2018, hat er die alteingesessene Kneipe in der Schulstraße 21 komplett umgebaut. Während der rund dreiwöchigen Sanierung wollte er das Lokal eigentlich geschlossen lassen, doch da hatte der Wirt die Rechnung ohne seine Gäste gemacht. „Die Türe stand offen, weil drinnen ja geschafft wurde, und die Leute haben einfach die Werkzeugkiste am Eingang beiseitegeschoben und sind reingekommen“, sagt der 61-Jährige und grinst. Eigenhändig hätten sie sich dann auch noch einen Tisch abgeputzt und seien mitten auf der Baustelle zwischen Sägespänen gesessen, berichtet Hariolf Totzl, den alle Harry nennen und der seit 2013 im Treff hinter der Theke steht.

Der Umbau ist dennoch gelungen. Die dunkle Theke kam raus, eine neue aus hellerem Holz hinein. Auch der Dart-Raum, in dem regelmäßig die Pfeile fliegen, wurde frisch möbliert und mit neuen Lampen bestückt. Zudem wurden überall neue Fenster eingebaut, und der Außenbereich, der direkt an der Straße liegt, aber gut abgeschottet hinter einem Zaun und viel Grün versteckt ist, wurde ebenfalls umgestaltet.

Der Oeffinger Treff ist, obschon nicht an einer Kreuzung gelegen, eine typische Eckkneipe, wie man sie eher in einer Großstadt erwartet und nicht ausgerechnet im kleinsten der drei Fellbacher Stadtteile. Hierher kommt man auf ein Feierabendbier oder ein Glas Wein, lässt sich auf Gespräche ein oder sitzt einfach schweigend an der Theke. Viele der Stammgäste sind bereits bei den Vorgängern von Hariolf Totzl, dem griechischen Wirtsehepaar Anna und Spiros, eingekehrt und halten ihrem Lokal bis heute die Treue.

Der Oeffinger Treff ist eine Raucherkneipe

Zu essen gibt es nichts, der Oeffinger Treff ist eine Raucherkneipe, in der gerne und ausgiebig gefeiert wird. Die Kneipe heißt nicht nur Treff, sie ist auch ein Treffpunkt der Oeffinger. Die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr sind häufig nach Übungen hier zu Gast. Ebenso die Pfadfinder, und auch die Handballer des TV Oeffingen finden sich häufig nach dem Training hier ein. Und nachdem die Ballsportler Anfang Juni dieses Jahres den Aufstieg in die Württemberg-Liga perfekt gemacht hatten, fand die große Meisterfeier natürlich im Treff statt.

„Der Treff ist wie ein Wohnzimmer, es ist gemütlich, und man fühlt sich wie daheim. Hier herrscht einfach Wohlfühlatmosphäre“, sagt ein Stammgast, der an der Theke sitzt. Das liege auch daran, ergänzt der Wirt, dass ein großer Zusammenhalt unter den Gästen bestehe. „Bei uns gibt es nie Ärger oder gar eine Schlägerei. Denn alle unangenehmen Zeitgenossen haben wir rechtzeitig herausbefördert.“ Ungestört können im Treff alle etwas trinken, in Ruhe schwätzen oder spielen. Neben Darts, dem Treff-Kneipensport schlechthin mit eigener Mannschaft, die in Turnieren gegen andere Teams Pfeile wirft, erfreuen sich die beiden Spielautomaten im Eck großer Beliebtheit. Und während der Fußballsaison werden im Treff die Spiele vom VfB Stuttgart geguckt. „Wir sind auch Sport- und Fankneipe“, sagt Hariolf Totzl.

An sechs Tagen in der Woche ist geöffnet

An sechs Tagen in der Woche, außer sonntags, hat der Oeffinger Treff geöffnet. „Einmal in der Woche brauche ich auch eine Auszeit, denn die Samstage sind immer sehr lang. Es kommt häufig vor, dass ich erst morgens gegen 4 oder 5 Uhr aus der Kneipe herauskomme“, sagt Hariolf Totzl, der Wirt aus Leidenschaft, mit einem Grinsen. Zum Glück hat der 61-Jährige nicht nur den Oeffinger Treff im Erdgeschoss, sondern auch die Wohnung direkt darüber gepachtet, sodass zumindest der Weg ins Bett kurz ist.