Vor allem mit Kokain soll die Drogenbande gedealt haben. Foto: dpa

Eine Bande muss sich wegen Handels von Drogen vor dem Landgericht Stuttgart verantworten. Ein Oeffinger soll in seiner Wohnung mit Kokain und Marihuana gedealt haben.

Stuttgart/Fellbach - Am zweiten Verhandlungstag vor dem Stuttgarter Landgericht äußerten sich die Angeklagten nur zur Person. Die fünf Männern im Alter zwischen 27 und 33 Jahren sollen zwischen April und November vergangenen Jahres in mehreren Fällen Drogen – vor allem Kokain und Marihuana – an verschiedene Personen verkauft haben. Ebenso sollen sie eine Marihuana-Plantage betrieben haben (wir haben berichtet).

Die Körper der Angeklagten sind muskelbepackt

Die fünf Angeklagten sind aus Stuttgart, Fellbach und dem Raum Nürtingen. Ihnen wird bandenmäßiger Anbau und gewerbsmäßiger unerlaubter Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vorgeworfen. Laut Staatsanwaltschaft gehören die Männer zur rockerähnlichen Gruppierung United Tribuns. Diese bezeichnet sich selbst als eine Vereinigung aus Bodybuildern, Kampfsportlern und Türstehern. Die Körper der fünf Angeklagten sind entsprechend muskelbepackt.

Auf der Anklagebank sitzt auch ein 27-Jähriger aus Fellbach-Oeffingen. Er hatte im Jahr 2014 gemeinsam mit seinem Bruder ein Chapter der Tribuns gegründet und gilt als Kopf der Drogenbande. „Wir sind eine Bruderschaft, aber es gibt auch Kriminelle bei uns“, sagte der Oeffinger vor Gericht. Eine Ausbildung zum Offsetdrucker habe er im Jahr 2012 abgebrochen, weil sein Vater plötzlich an Darmkrebs erkrankt sei. „Er konnte nicht mehr essen, trinken und laufen – ich habe ihn gepflegt.“

Mit Kokain und Marihuana gedealt

Nach dem Tod des Vaters im April 2015 habe er vermehrt Drogen konsumiert, sagte der Oeffinger. „Kokain macht einen gierig.“ Laut Anklage soll der junge Mann in 27 Fällen gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen haben. Die Drogen soll er in seiner Wohnung an verschiedene Kunden verkauft haben. Vor einem Supermarkt in Oeffingen soll er ebenfalls mit Kokain und Marihuana gedealt haben.

Auch ein weiterer Angeklagter räumte einen häufigen Kokainkonsum ein. „Ich bin süchtig“, sagte der junge Mann aus dem Raum Nürtingen. Deshalb versuche er, einen Therapieplatz zu bekommen. „Im Gefängnis nehme ich Beruhigungsmittel und Schlafmittel gegen die Unruhe“, sagte der 33-Jährige. Er erzählte, Mitglied bei den United Tribuns gewesen zu sein. Inzwischen sei er dort aber ausgetreten. „Da ist man doch gleich im schlechten Licht“, sagte er.

Zwei Brüder sollen eine Marihuana-Plantage betrieben haben

Dann steht noch ein Brüderpaar vor Gericht. Die beiden Stuttgarter sollen im Auftrag der Bande eine Marihuana-Plantage betrieben haben. Die Polizei hatte insgesamt 21 Pflanzen in deren Wohnung sichergestellt. Die Zwillingsbrüder sind verschuldet. Beide hatten Wohnungen gekauft, eine davon musste zwangsversteigert werden.

Ein Drogenproblem hätten sie nie gehabt, sagten die 29-jährigen Stuttgarter, die im Gegensatz zu den Mitangeklagten nicht in Untersuchungshaft sitzen. Sie wollen noch in diesem Jahr das Geschäft ihres Vaters übernehmen, der Gasflaschen an Gastronomiebetriebe ausliefert. Aussagen zur Mitgliedschaft bei den United Tribuns wollten sie nicht machen. Der fünfte Angeklagte – ebenfalls aus dem Raum Nürtingen – machte keine Angaben zu seiner Person.

Für die Hauptverhandlung sind weitere sechs Tage angesetzt. Wenn die Angeklagten Vorwürfe gestehen, könnte sich das Verfahren möglicherweise verkürzen. Am 10. Mai sagte die Vorsitzende Richterin Ute Baisch beim Prozessauftakt vor der 5. Strafkammer: „Nicht alles, was in der Anklage steht, ist in Stein gemeißelt.“