So prächtig kann ein Tag beginnen: Dieser Sonnenaufgang wurde an der Höga Kusten festgehalten. Foto: Achim Mayer Foto:  

Der Oeffinger Achim Mayer liebt das kontrastreiche Land. Für Naturliebhaber bietet er mehrtägige Touren an.

Oeffingen - Wer an Schweden denkt, hat mutmaßlich typische Bilder vor dem inneren Auge. Rote Holzhäuser, farbenprächtige Natur, gut gelaunte Menschen mit meist blondem Haar. Das Image, das Schweden auch durch die Bücher und Filme von Astrid Lindgren hat, stimmt mit der Realität durchaus überein, beschreibt aber den Süden des Landes.

Von der Küste zum Gebirge, so lässt sich der englisch-schwedische Sprachmix des Firmennamens übersetzen

Tierische Begegnung auf Augenhöhe: Diese Siberian Huskys seien wahre Kraftpakete. Auf Touren in Västerbotten können sich Urlauber selbst davon überzeugen. Foto: privat
Der Oeffinger Achim Mayer hat mit seiner Familie vor allem den unberührteren Norden Schwedens lieb gewonnen, der auf kleinem Raum unfassbar vielfältig sei, wie er mit leuchtenden Augen erzählt. „Ich bin privat und beruflich hier verwurzelt“, sagt der 49-Jährige, „aber ich habe das Herz in dieser Wildnis verloren.“ Nirgendwo seien Erlebnisse kontrastreicher, von Mitternachtssonne bis Nordlicht, von warmem Sommer bis klirrender Kälte sei alles geboten. Wälder, Moore, Flüsse, Wasserfälle, Inseln und Gipfel. Dazu viele Tiere, noch mehr Ruhe und kulinarische Höhepunkte.

Warum Achim Mayer so für Schweden schwärmt, will er den Menschen vor Ort zeigen – und die Gegend sanft für kleine Gruppen erschließen. „Coast to Fjäll“ hat er sein Unternehmen genannt, das von März an besondere Touren anbieten will. Von der Küste zum Gebirge, so lässt sich der englisch-schwedische Sprachmix des Firmennamens übersetzen, womit Mayer die Vielseitigkeit Schwedens ausdrücken will, die auf kleinem Raum erlebbar sei. Vielseitig ist auch der Oeffinger. Seit 20 Jahren entwickelt er Veranstaltungs- und Werbekonzepte für große Kunden wie die Rothaus-Brauerei oder Grandl mit seinen Festzelten. Auch der Kabarettist Christoph Sonntag ist Auftraggeber. Nun sollen Reisen das Portfolio ergänzen.

Ein anderes Angebot führt entlang eines Flusses mit Stromschnellen zu einem Naturreservat

„Zwei Jahre Entwicklungsarbeit“ steckten dahinter, sagt Achim Mayer. Mit seiner Frau Elke hat er die Gegenden Västernorrland, Västerbotten und Norrbotten intensiv erkundet, um Touren zu kreieren. Sie haben Hofgüter und Fischer besucht, Hotels und Restaurants getestet, Kontakte geknüpft. Was sie nun Reisenden präsentieren möchten, ist eine „planbare, kalkulierbare Wildnis“. So werden etwa auf einem viertägigen Trip eine Huskytour, kreative, gehobene Küche und eine Mikrobrauerei miteinander verknüpft. Mit ein wenig Glück können die Teilnehmer zudem Polarlicht erleben.

Ruhige Natur, weitab vom hektischen Alltag, schätzt der Oeffinger Achim Mayer – und will sie Menschen näherbringen, die Nordschweden bereisen. Foto: Achim Mayer

Ein anderes Angebot führt entlang eines Flusses mit Stromschnellen zu einem Naturreservat, zur Ruhe kommen die Teilnehmer in Gammelstad, einer historischen Kirchenstadt mit Dom, der zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. „Hubschrauber-Trekking und Schneescooter gibt’s bei uns nicht“, sagt Mayer, „und wir wollen keine großen Gruppen durch sensible Gebiete schicken.“ Alles solle zu Land und Leuten passen. Trekking oder Rafting schließt das aber nicht aus.

Coast to Fjäll bietet keine Pauschalreisen, Start und Ziel ist in der Regel die Stadt Umeå, etwa 50 Flugminuten von Stockholm entfernt. Eine junge, aufstrebende Stadt, 140 000 Einwohner, das Durchschnittsalter ist unter 40. Die Touren und der Umweltschutz ließen sich gut vereinbaren, sagt Achim Mayer: CO2 Abgaben an Klimaschutzorganisationen könne zwar jeder leisten, müsse sich damit aber kein gutes Gewissen erkaufen. Denn der Anbieter investiert selbst in Waldflächen, um Emissionen, die es etwa bei den Transfers gibt, auszugleichen. Vor Ort geht es viel zu Fuß, mit dem Rad oder dem Reisebus voran, beim Essen wird auf Lokales gesetzt. „Tagsüber sind wir unterwegs, wo die Nahrung wächst und treffen auch Produzenten, und abends essen wir da, wo das verarbeitet wird“, erklärt Achim Mayer. Alles soll nachhaltig sein, bereichernde Begegnungen mit Menschen und Tieren gehören dazu.

Kein „starres Konzept“ soll die Schwedenreisenden einengen

„Die Touren sollen so sein, wie wir sie selbst gern erleben würden“, fast der Oeffinger sein Konzept zusammen. Naturnah und authentisch. Lokale Guides werden die Urlauber begleiten, bei den ersten Trips wird der 49-Jährige selbst dabei sein. Seine Anreise wird an manchen Terminen eine kurze sein: Mayers haben in Umeå ein Haus gebaut, wo sie künftig mehr Zeit verbringen wollen. Auswandern sei bei aller Liebe zu Nordschweden aber kein Thema. „Wir werden das Beste aus beiden Welten verbinden.“

Coast to Fjäll besetzt eine Nische, für jede Tour wird ein passender Partner zur Vermarktung gesucht. Die Firma Globetrotter ist einer, die Insel Mainau ebenfalls an Bord – bei einer Reise nach Stockholm, bei der neben klassischen Zielen wie der Schlosspark Drottningholm auch eine Bootsfahrt und der Tyresta Nationalpark auf dem Programm stehen. Gebucht werden kann alles direkt, für die Darstellung des Angebots im Internet hat Mayer eine schwedische Domain gewählt. Auch das soll zeigen, „dass wir kein klassischer Veranstalter mit Standardprogramm“ sind. „Aber wir werden uns anstrengen müssen, dass wir entdeckt werden.“ Kein „starres Konzept“ soll die Schwedenreisenden einengen. Ob Paare, Familien, kleine Gruppen oder Freundeskreise, die gerne aktiv sind, Natur und Kulinarik schätzen: Sie könnten die angebotenen Touren als nordische Bausteine in ihren Urlaub einbauen oder die Reisen mit einem Städtetrip in Stockholm verbinden.

Wer auf diese Weise einem Elch nahe kommt, wird sich vielleicht ebenso in das Land verlieben

Wer es ganz puristisch und naturnah mag, kann voraussichtlich von Sommer an auch in sogenannten Micro-Cabins übernachten. An einer Meeresbucht unweit von Umeå lässt Achim Mayer diese kleinen Hütten mit „minimalistischem Luxus“ bauen, wie er es formuliert. Geboten werden darin zumindest Heizung und Solarlicht – und Panoramablick. Diese von Studenten entwickelten Häuschen aus Holz für ein bis zwei Personen können bereits hoch im Norden gebucht werden, weit weg von Alltagshektik. „Für Ablenkung sorgen allenfalls Tiere“, die rund ums Haus streifen, meint Mayer. Wer auf diese Weise einem Elch nahe kommt, wird sich vielleicht ebenso in das Land verlieben, wie es bei dem Oeffinger geschehen ist.