Bisher endet die Stadtbahn U 6 im Fasanenhof, 2016 soll sie bis zur Messe fahren. Foto: Norbert J. Leven

Die Region macht Druck bei der Stadtbahn- und S-Bahn-Verlängerung auf den Fildern: Sie will die Finanzierung noch in diesem Jahr absichern

Filder - Langsam aber sicher gerät der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs auf den Fildern unter Zeitdruck. Bis 2019 müssen die beiden weit gediehenen Projekte – die Verlängerung der Stadtbahn vom bisherigen Endhaltepunkt im Stuttgarter Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost und der Ausbau der S-Bahn von Bernhausen über Sielmingen nach Neuhausen – nicht nur gebaut, sondern abgerechnet sein, sonst verfallen die vom Bund avisierten Zuschüsse. Der Hintergrund: Die bisherige Form der Unterstützung aus Berlin, sperrig Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) genannt, läuft aus. Ein Ersatz ist bisher nicht in Sicht.

Druck macht der Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU). „Hier ist die Verkehrsdrehscheibe der Region“, sagte Bopp am Dienstag bei einem Vor-Ort-Termin der CDU-Regionalfraktion am Flughafen und der Messe. Er appellierte an alle Regionalpolitiker, bis zum Herbst eine Finanzierungsvereinbarung „für beide Projekte“ unterschriftsreif zu machen: „Wir müssen das wuppen“, sagte Bopp.

Wirtschaftlichkeit bestätigt

Beide Vorhaben sind in der Zuschussfrage über die schon vor Jahren angestellte Wirtschaftlichkeitsberechnung untrennbar miteinander verbunden. Sie basiert auf einem Fahrgastpotenzial für die Strecke von Möhringen bis Neuhausen und kommt zu einem positiven Ergebnis – obwohl eine Fahrt vom einen zum anderen Endpunkt mit Umsteigen am Flughafen verbunden sein wird.

Obwohl die Planung für die S-Bahn-Verlängerung bereits um etwa ein Jahr in Verzug ist und über Stuttgart 21 am Flughafen noch keine Klarheit herrscht, hält der Leitende Direktor des Verbands Region Stuttgart (VRS), Jürgen Wurmthaler, eine Finanzierungsvereinbarung für möglich. Wesentlich weiter ist bereits die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) mit der Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 vom Fasanenhof zum Flughafen. „Die SSB geht auf eigenes Risiko in die Genehmigungsphase“, sagte der Vorstandssprecher Wolfgang Arnold vor den CDU-Regionalräten. Der Zeitplan der SSB sieht vor, in diesem Jahr die Genehmigungsplanung abzuschließen. 2013 ist für das erforderliche Planfeststellungsverfahren reserviert. Für die Bauzeit veranschlagt Arnold zwei weitere Jahre. Die Jungfernfahrt vom Fasanenhof zur Messe „kann ich mir zum Fahrplanwechsel im Dezember 2016 vorstellen“, sagte Arnold.

An Echterdingen vorbei

Die Voraussetzung dafür ist, dass der für das Projekt zuständige Landkreis Esslingen eine Finanzierungsvereinbarung hinbekommt. Die scheitert bisher daran, dass die neue Stadtbahnstrecke, wenn sie die Autobahn beim Echterdinger Ei überwunden hat, entlang der B 27 an Echterdingen vorbei fährt. Allenfalls auf Höhe der Stadionstraße kommt sie in die Nähe eines Wohngebiets, das allerdings bereits einen S-Bahn-Anschluss hat. Die fest eingeplante Haltestelle beim Messeingang West könnte später auch den geplanten Gewerbepark Echterdingen-Ost erschließen. Die Endhaltestelle wäre am Rand des Platzes vor dem Haupteingang der Messe und des Kongresszentrums.

„Unser Interesse an dieser Stadtbahnstrecke ist relativ gering, weil sie nur marginale Vorteile für unsere Bevölkerung bringt“, sagte Oberbürgermeister Roland Klenk, selbst Mitglied im Regionalparlament. Folglich werde er den Gemeinderat nur schwerlich von einer Beteiligung an den Investitions- und nachfolgenden Betriebskosten überzeugen können. L.-E. würde sogar doppelt belastet: über direkte Kosten und über Umlagen des Landkreises. Bei der Region und bei der Stadt Stuttgart weiß man aber offenbar, wie man L.-E. in Sachen Stadtbahn mit ins Boot bekommen könnte: Regionalpräsident Bopp deutete erstmals offen Hilfestellung bei der Verlängerung der Stadtbahn U 5 von Leinfelden in Richtung Echterdingen an. „Das muss nun aber auch mit Inhalten unterfüttert werden“, sagte Klenk auf Nachfrage. Andeutungen habe es auch schon von seinem Stuttgarter Amtskollegen Schuster gegeben. „Vielleicht ergibt sich ja eine Gesprächsbasis“, sagte Klenk. Er kündigte an, auf Bopp und Schuster zugehen zu wollen.