In diesen Wochen gibt es für Verdi-Mitglieder zahlreiche Gelegenheiten zum offenen Protest. Foto: dpa/Moritz Frankenberg

Im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes plant Verdi weitere Ganztagesstreiks. In Stuttgart sind erneut die städtischen Kitas, der öffentliche Nahverkehr (SSB) und die Abfallwirtschaft im Visier der Gewerkschaft.

Nach dem Streik ist vor dem Streik: Während die Gewerkschaft Verdi an diesem Freitag zunächst den Betrieb am Stuttgarter Flughafen lahmlegen will, plant sie für die nächste Woche bereits weitere große Protesttage. In ganz Baden-Württemberg soll der Druck auf die Arbeitgeber vor der dritten Verhandlungsrunde Ende März nochmals erhöht werden. Dabei rechnet die Gewerkschaft mit mehr als 20 000 Streikenden. Am Mittwoch ist unter anderem die Landeshauptstadt an der Reihe.

So werden am 22. März in Stuttgart wie auch in den Landkreisen Ludwigsburg, Böblingen und Rems-Murr alle großen Bereiche des öffentlichen Dienstes ganztägig bestreikt – insbesondere die städtischen Kitas, der öffentliche Nahverkehr (SSB), die Verwaltung, die Abfallwirtschaft (AWS) sowie die Bäder. Für den Vormittag ist eine Kundgebung auf dem Schlossplatz mit anschließender Demonstration geplant. In all diesen Bereichen hatte es bereits Warnstreiks in jüngster Zeit gegeben.

Bereits am Dienstag sind die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen – am Mittwoch wiederum die Beschäftigten aus den Landkreisen Reutlingen, Tübingen, Zollernalb, Esslingen und Göppingen. Bei einer mittäglichen Kundgebung im Reutlinger Bürgerpark ist Christine Behle, die Verdi-Vize und Verhandlungsführerin im öffentlichen Dienst, als Rednerin vorgesehen. Am Donnerstag streiken Beschäftigte aus den Landkreisen Esslingen und Göppingen.

„Beschäftigte als Hauptverlierer der Inflationskrise“

„Wir machen jetzt ordentlich Druck auf die Arbeitgeber im Land, weil die Lage ernst ist – für die unteren Einkommensgruppen sogar dramatisch“, betont Verdi-Landeschef Martin Gross. „Wenn inzwischen praktisch alle ihre Preise erhöht haben, außer wir für die Arbeit, drohen abhängig Beschäftigte die Hauptverlierer der Inflationskrise zu werden.“ Seit Februar 2021 seien die Gehälter im öffentlichen Dienst um 3,2 Prozent gestiegen, die Preise aber um mehr als 13 Prozent.

Verdi fordert für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen eine Anhebung der Einkommen um 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich. Die bisherigen von drei verabredeten Verhandlungsrunden waren am 24. Januar sowie 22./23. Februar. Das bisher letzte verabredete Treffen ist vom 27. bis voraussichtlich 29. März – mit der Option auf eine Verlängerung.

In Baden-Württemberg arbeiten nach Zahlen des Statistischen Landesamtes von 2022 rund 236 000 Tarifbeschäftigte bei den Kommunen. Etwa 67 Prozent der Beschäftigten sind Frauen, die Teilzeitquote beträgt rund 44 Prozent. Auch haben die bundesweiten Verhandlungen Auswirkungen auf die Tarifrunden von rund 10 000 Beschäftigten bei der Agentur für Arbeit und gut 3000 Beschäftigten bei der Deutschen Rentenversicherung im Land.