Die Integration von Geflüchteten könne vor allem über den Arbeitsmarkt gelingen, heißt es von der OECD. Foto: dpa

Entgegen der bisherigen Annahmen geht die OECD nur von bis zu 650 000 im vergangenen Jahr Zugewanderten aus, die längerfristig in Deutschland bleiben werden. Sie gelte es nun vor allem über den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Berlin - Im vergangenen Jahr suchten so viele Menschen in den 35 Mitgliedstaaten der OECD Asyl wie zuletzt nach Ende des Zweiten Weltkriegs. 2015 habe sich die Zahl der Anträge auf 1,65 Millionen verdoppelt, zeigt der Migrationsausblicks der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Hauptursache sei der Bürgerkrieg in Syrien, sagte OECD-Ökonom Thomas Liebig bei der Vorstellung in Berlin. Fast jeder vierte Asylsuchende kam 2015 aus Syrien.

Fast jeder vierte Asylantrag wurde dabei in Deutschland gestellt. Im Verhältnis zur Bevölkerung allerdings nahmen Schweden und Österreich mehr Schutzsuchende auf. Die Mehrheit der Menschen, die vor dem Bürgerkrieg in Syrien fliehe, suche allerdings außerhalb der OECD-Länder Schutz, beispielsweise im Libanon oder in der Türkei, sagte Liebig.

Arbeitsmarktintegration und verstärkte internationale Zusammenarbeit nötig

Auch insgesamt stieg die Zahl der Migration in die Industriestaaten um zehn Prozent auf 4,8 Millionen an – der höchste Stand seit zehn Jahren. Dabei machen Asylsuchende nur etwa ein Drittel der Migration innerhalb der Länder aus, heißt es in dem Bericht. Freizügigkeit innerhalb der EU, Arbeitsmigration und Familiennachzug spielen auch eine Rolle. Bei Migranten im Rahmen der EU-Freizügigkeit zeige sich gar ein leichter Rückgang, der wohl mit dem Flüchtlingszuzug zusammenhänge.

Für Deutschland rechnet die Organisation mit einer korrigierten Zahl von zwischen 500 000 und 650 000 im vergangenen Jahr Zugewanderten, die es langfristig zu integrieren gelte, sagte Liebig. „So viele Migranten kommen seit Jahren schon alljährlich in die Schweiz.“ Zentral sei nun vor allem eine schnelle Arbeitsmarktintegration und eine dezentrale Unterbringung. Liebig forderte eine verstärkte internationale Zusammenarbeit: „Neben der Umverteilung zwischen den Staaten muss es auch andere Formen der Solidarität geben – beispielsweise ein finanzieller Ausgleich.“