Gerhard Bürkert hat mindestens drei Zentner der verdorbenen Nüsse eingesammelt. Foto: privat

Gerhard Bürkert muss leider wieder die Nüsse von seinem großen Baum im Fellbacher Garten entsorgen. Was ist der Grund für den Befall?

Schubkarrenweise hat Gerhard Bürkert Walnüsse geerntet. So wie viele andere Gartenliebhaber oder Stücklesbesitzer erlebt er eine besonders große Nussernte in diesem Jahr. Doch leider muss der Fellbacher (Rems-Murr-Kreis) alle wegwerfen. „Die Nüsse sind alle schwarz, außen und innen“, sagt Bürkert. Es sei ein Jammer. Der mächtige Walnussbaum in seinem Garten im Fellbacher Oberdorf kennt er schon seit vielen Jahren. Der Baum sei zwischen 55 und 60 Jahre alt und etwa 30 Meter hoch. Sein Schwiegervater habe den kleinen Wildling damals vom Schuttplatz gerettet und im Garten eingepflanzt. Da daneben Pferdemist abgelagert worden sei, sei der Baum auch schnell gewachsen. Über viele Jahre habe er die Familie reichlich mit Walnüssen versorgt. Doch vor etwa zehn Jahren habe es angefangen, dass die Nüsse schwarz werden.

 
So sehen die verdorbenen Nüsse aus. Foto: privat

„Bis September hat alles wieder wunderschön ausgesehen“, sagt Bürkert. Doch dann sei es wieder los gegangen. Das heißt: Die Nüsse sind schwarz, ungenießbar und schließlich matschig. Mit dem Schubkarren und Anhänger hat er die Nüsse abtransportiert. „Mindestens drei Zentner“, sagt er. Wenn er mit seiner Frau spazieren gehe, achte er inzwischen besonders auf die Nussbäume und habe das Phänomen auch an anderen Bäumen in der Umgebung beobachtet. Er frage sich, was der Grund dafür sein könnte.

Drei Ursachen für befallene Nüsse treten im Landkreis auf

Wie Elisa Raßmus, die Pressesprecherin des Landratsamts Rems-Murr-Kreis, auf Nachfrage berichtet, könnte die Ursache folgende sein: die Walnussfruchtfliege, also ein tierischer Schädling, ein Pilz, die Marssonia-Blattfall- oder Blattfleckenkrankheit oder Pseudomonas, ein Bakterienbrand.

Wie die Obstbauberater ergänzen, gebe es für den Hausgarten keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel. Diese Tipps gebe es zur Gesunderhaltung der Bäume:

  • Befallene Nüsse und befallenes Laub über den Restmüll entsorgen
  • Bäume zurückschneiden und auslichten
  • Netze auslegen und die mit Maden befallenen Nüsse und äußere Hüllen über den Restmüll entsorgen
Gerhard Bürkert ist mit Fellbach verbunden und lebt im Oberdorf. Foto: Eva Schäfer

Die Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa) trete im gesamten Landkreis auf. Im Sommer legen die Weibchen bis zu 15 Eier in die grüne Schale. Insgesamt kann der Schädling bis zu 400 Eier legen. Nach wenigen Tagen unter der Schale schlüpfen die Larven und fressen sich für ein paar Wochen in der Fruchtschale satt. Schale und Kern der eigentlichen Walnuss stünden nicht auf dem Speiseplan der Maden. Die ausgewachsenen Maden lassen sich dann zu Boden fallen und vergraben sich dort im Erdreich. Zum Überwintern verpuppt sich der Schädling.

Die Walnussfruchtfliege ist aus Amerika eingewandert

Die Fliegen schlüpfen meist von Juli bis September im nächsten Sommer. Einige verpuppte Walnussfruchtfliegen bleiben allerdings für mehrere Jahre im Boden. Es sei ein gebietsfremdes Tier (Neozoen) aus Amerika. Auf den Walnussfeldern in Kalifornien habe die Fruchtfliege bereits große Ernteausfälle verursacht, berichtet Raßmus, bevor sie in den 1980er Jahren erstmals in der Schweiz entdeckt wurde. Seit 2004 sei die Walnussfruchtfliege auch in Deutschland nachgewiesen. Die fleischige Hülle der Walnüsse werde schwarz, faulig und matschig. Darunter fressen hellgelbe bis weißliche Maden, deren Fraßschäden für die Schwarzfärbung der inneren Fruchtschale verantwortlich sind. Häufig werde auch der Nusskern ungenießbar. Im Haus- und Kleingarten gebe es keine Bekämpfung durch Pflanzenschutzmittel. Im Erwerbsanbau gebe es dafür zugelassene Insektizide.

Befallene Nüsse sollen nicht auf dem Kompost landen

Einzige Möglichkeit sei, so die Sprecherin des Landratsamts, befallene Nüsse aufzusammeln und zu entsorgen. Keinesfalls sollten sie auf dem Kompost landen. Zudem könne ab Mitte Juli der Boden mit einem Gemüsefliegennetz abgedeckt werden, um zu verhindern, dass die schlüpfenden Puppen als erwachsene Walnussfruchtfliegen in die Baumkrone gelangen. Dass die Schädlinge von anderen Bäumen herfliegen, könne dadurch aber nicht verhindert werden.

Der Pilz Marssonina juglansis, die Blattfall- oder Blattfleckenkrankheit trete auch im gesamten Landkreis auf. Er überwintert im abgefallenen Laub. Die Pilzsporen werden durch Regen aufgewirbelt und infizieren junge Blätter. Bei dieser Krankheit finden sich auf den Blättern braune, eckige Flecken, die verschmelzen und sich zum Teil aus dem Blattgewebe lösen. Auf den Früchten bilden sich schwarze Flecken. Im weiteren Verlauf verfärbe sich das Grüne der Nuss schwarz. Die befallenen Nüsse sind eher trocken. Die Verfärbung dringe in der Regel nicht bis zum Nusskern vor. Bei starkem Befall sei aber auch hier die Ernte gefährdet, da die Nüsse frühzeitig abfallen können.

Auch hier sei der einzige Ansatz, das befallene Laub zu entfernen. Außerdem empfehle sich das Auslichten der Krone, damit die Blätter besser abtrocknen. Dies gestalte sich bei Walnussbäumen wegen der Höhe aber oft schwierig. Schnittmaßnahmen sollten nicht radikal ausgeführt werden. Aufgrund der Wundheilung sei der beste Zeitpunkt zum Schnitt bei Walnüssen im Spätsommer, etwa Ende August bis Mitte September. Kreisobstbauberater raten, in einem Jahr zu schneiden, wenn wenig Nüsse am Baum sind.

Das Auslichten der Krone wird bei Bakterienbrand empfohlen

Der Bakterienbrand (Pseudomonas) trete ebenso im gesamten Landkreis auf. Die Bakterien überwintern im abgefallenen Laub und in den Knospen befallener Triebe. Dabei entstehen auf den Blättern wässrige, eckige Flecken. Die Blätter werden braun und die Flecken sind von einem helleren Rand umgeben. Ein Teil der befallenen Blätter kann abfallen. Auch unverholzte Triebe und Früchte werden befallen. Zuerst bilden sich auf der grünen Fruchtschale schwarzbraune, wässrige Faulstellen, die auch bis zum Kern der Nuss vordringen. Die befallenen Nüsse sind feucht und fallen vorzeitig ab. Um die Bakterien zu reduzieren, müssten befallene Nüsse und das befallene Laub entfernt werden. Außerdem empfehle sich das Auslichten der Krone.

Und wie geht Gerhard Bürkert mit seiner Ernte um? Er nennt das Aufsammeln der verdorbenen Nüsse „aktive Erholung“. Viel Arbeit mache das Wegräumen zwar. Doch im Sommer genieße er den Schatten des großen Baumes. „Da freuen wir uns über den schönen Platz zum Kaffee trinken“, sagt er, „er ist ein Teil der grüne Lunge im Oberdorf.“

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