Im Juni hat die Familie Kanbur einen neuen Obst-, Gemüse- und Feinkostladen am Vaihinger Markt 31 eröffnet. Foto: Alexandra Kratz

Der Obst- und Gemüseladen der Kanburs ist beliebt. Doch die Familie schuldet ihrem ehemaligen Mieter Geld. Das hat die Firma Leisure Investment öffentlich gemacht. Um die Märchenstunde der Kanburs zu beenden, wie Peter von Rothenburg sagt.

Stuttgart-Vaihingen - Viele Menschen in Vaihingen sind empört. Von mehreren Seiten hat unsere Redaktion Fotos geschickt bekommen. Sie dokumentieren ein Versäumnis-Urteil gegen Seval Kanbur vom Obst- und Gemüseladen Karambole. Er wird verurteilt, 28.700 Euro zuzüglich Zinsen an die Klägerin, das Immobilienunternehmen Leisure Investment, vertreten durch die Geschäftsführerin Susanne von Rothenburg, zu zahlen. Das Dokument hing Ende Juni für kurze Zeit im Schaufenster der leer stehenden Ladenräume am Vaihinger Markt 14. Dort hatten die Kanburs sechs Jahre lang einen Obst-, Gemüse- und Feinkostladen gehabt.Im Januar dieses Jahres war dann Schluss. Das Geschäft machte dicht. Der Mietvertrag sei nach sechs Jahren ausgelaufen, sagte Erdogan Kanbur damals. Er habe einen neuen Vertrag angeboten bekommen. Doch die Konditionen seien nicht akzeptabel gewesen.

Anfang dieses Monats klebte das Versäumnis-Urteil erneut an der Glasscheibe; neben weiteren Dokumenten, welche belegen, dass die Kanburs Schulden bei ihrem ehemaligen Vermieter haben. „Der neue Besitzer des Ladengeschäftes betreibt nun bereits zum zweiten Mal Rufschädigung der Gemüsehandlung Karambole. Es scheint, er gönnt Karambole nicht den gelungenen Neustart in den neuen Räumen“, schreibt eine Leserin unserer Zeitung.

„Märchenstunde der Familie Kanbur“

Doch Peter von Rothenburg geht es nicht ums Gönnen oder Nicht-Gönnen. Der ehemalige Vermieter möchte einige Dinge klarstellen und die Märchenstunde der Familie Kanbur beenden, wie er sagt. Fakt sei, dass der Mietvertrag für die Ladenflächen am Vaihinger Markt 14 am 17. Juni 2006 zwischen Seval Kanbur und Manfred Scharr geschlossen worden sei. Die Leisure Investment GmbH sei „Kraft Gesetzes in diesen Mietvertrag eingetreten“. Die Miete habe weniger als zehn Euro pro Quadratmeter betragen und sei seit dem Abschluss des Vertrags nicht erhöht worden. Das sei im Vergleich zu anderen Läden in der Nachbarschaft günstig.

Wegen Zahlungsrückstand gekündigt

Das Entscheidende für Peter von Rothenburg ist jedoch, dass die „gerichtlich festgestellten Mietschulden von Seval Kanbur seit 2012 bis heute über 40.000 Euro allein bei der Leisure Investment GmbH betragen“ und dass „das Mietverhältnis aufgrund dieses Zahlungsrückstandes und Zahlungsverweigerung des Mieters gekündigt wurde“. So steht es in einer Mail des Unternehmens an unsere Redaktion und so war es auch im Schaufenster zu lesen.

Der Laden hatte den Vaihinger Markt belebt

Die Familie Kanbur möchte sich zu den Vorwürfen nicht mehr persönlich äußern. Sie verweist statt dessen auf ihren Anwalt. Das ist kein Geringer als Rezzo Schlauch, der ehemalige parlamentarische Staatssekretär der Grünen. Dieser schreibt: „Es ist nicht Stil meiner Mandantschaft, sich an dem öffentlichen Waschen schmutziger Wäsche zu beteiligen.“ Natürlich habe es Gründe gegeben, warum es zu dem Versäumnis-Urteil gekommen sei. Diese seien Herrn von Rothenburg auch bekannt, „werden aber von unserer Seite nicht öffentlich diskutiert“, so die Stellungnahme.

Peter von Rothenburg nennt weitere Unternehmen, welche von der Familie Kanbur noch Geld bekommen würden. Rezzo Schlauch will davon nichts wissen. Diese Behauptung sei nicht zutreffend. Die Familie Kanbur befinde sich im Einvernehmen mit den genannten Firmen. Schlauch bestätigt nur, dass seine Mandanten auch bei dem Energielieferanten EnBW noch Zahlungsrückstände haben. Auf die Frage, ob die Familie Kanbur Kunden verloren habe, nachdem das Versäumnis-Urteil öffentlich gemacht wurde, antwortet Schlauch: „Die schmutzige Aktion des Herrn von Rothenburg war ein Schlag ins Wasser und bewirkte das Gegenteil.“ Es habe eine breite Welle der Solidarisierung gegeben.

Laden belebt den Standort

Fakt ist, dass der Laden der Kanburs den Vaihinger Markt belebt hat und dass viele der umliegenden Einzelhändler froh waren, als die Familie im Juni ein neues Geschäft am Vaihinger Markt 31 eröffnete. Im Vorfeld ihrer Rückkehr in den Filder-Stadtbezirk waren die Kanburs von vielen Seiten unterstützt worden. Unter anderem von Torsten von Appen. Er sprach im Juni gegenüber unserer Zeitung von einem „guten Zeichen“, dass die Familie Kanbur zurückkomme. Der Laden sei an seinem früheren Standort ein Magnet gewesen und werde es auch am neuen Standort wieder sein, sagte er damals. Zu den Schulden der Kanburs und dem öffentlich ausgehängten Versäumnis-Urteil möchte sich der Stadtteilmanager aber nicht äußern. „Wir kennen den Sachverhalt nicht im Detail und können von daher diesen auch nicht verifizieren. Deshalb kann die Wirtschaftsförderung hierzu keine Aussage treffen“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.