Der Ausverkauf läuft auf Hochtouren, am 29. November ist Schluss bei dem Baumarkt in Sindelfingen. Was ist über einen Nachmieter bekannt?
Der Anblick im Sindelfinger Obi-Baumarkt ist trist. Viele Regalflächen sind leergefegt, und allein die Beschriftungen lassen darauf schließen, was hier bis vor Kurzem noch zu kaufen war: Dinge wie Starterbatterien, Autolacke, Bohrersets und -zubehör oder Schleifmaschinen. Auf alles andere, was noch zum Kaufen dasteht, gibt der Baumarkt seit dem 15. Oktober 20 Prozent Rabatt, auf Gartenartikel 50 Prozent.
„Radikaler Abverkauf“ nennt die Baumarktkette auf einem Werbeplakat am Parkplatz das, was dort an der Mahdentalstraße gerade passiert. Alles muss raus, denn am Samstag, 29. November, ist der letzte Verkaufstag. Dann schließt der Baumarkt nach mehr als 44 Jahren seinen Sindelfinger Standort. Im März war die Standortaufgabe öffentlich bekannt worden, seither war keine neue Ware mehr angeliefert worden.
Lob für die Obi-Mitarbeiter
„Das ist schon schade, die Beratung war meistens gut“, sagt der Kunde Volker Hajek, als er am Donnerstag den Obi verlässt. Sein Auto sei gerade in der Werkstatt, währenddessen wollte er „mal gucken“, was es noch so gibt. Zwingen hätte er brauchen können, die seien aber leider schon weg. Dann kommt Reinhard Jensen aus dem Markt, der Mann mit Flensburger Zungenschlag hat mit seiner Frau günstig Weihnachtsdekoration erstanden. Auch er bedauert das Aus von Obi, weil er die Mitarbeiter schätzte. Er bastle gerne mit Holz, da habe man ihm immer freundlich geholfen, die Bretter passend zuzusägen „und dabei ein bisschen geschnackt“.
Den Grund für die Schließung des rund 8700 Quadratmeter großen Baumarktes benennt die Obi-Pressestelle in Köln mit nicht ausreichender Kundenfrequenz. Mehr Kunden seien es auch nicht geworden, seit die Rabattaktion läuft, sagt eine Mitarbeiterin im Informationsbereich. Sie arbeite seit 27 Jahren in dem Baumarkt an der Mahdentalstraße, schwer falle ihr der Abschied schon. „Die meisten von uns sind schon lange da“, sagt sie.
Zur Zukunft der 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort heißt es seitens der Obi-Pressetelle auf Nachfrage, man habe mit dem örtlich zuständigen Betriebsrat gemäß der gesetzlichen Vorgaben einen Interessenausgleich und Sozialplan verhandelt und beschlossen. Und weiter: „Zudem wurden mit allen 40 Mitarbeitenden persönliche Gespräche unter anderem zu möglichen Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten geführt.“
Abfindungen für die Mitarbeitenden
Zwei Mitarbeiterinnen vor Ort sagen, Obi habe sich mit allen auf Abfindungen geeinigt; in einer anderen Obi-Filiale werde lediglich ein Kollege weiterbeschäftigt. Eine der beiden Frauen hat anderweitig einen neuen Job gefunden, die andere zuckt mit den Achseln und sagt auf die Frage nach der Zukunft: „Arbeitsamt.“
Wer auf Obi an die Mahdentalstraße folgt, ist noch ungewiss. Eigentümerin ist eine Grundstücksgesellschaft; die Lutz-Finanz Immobilienvermittlungs GmbH ist mit der Suche nach einem neuen Mieter beauftragt. Deren Mitarbeiter David Straub sagt: „Wir haben verschiedene Mietansätze, es ist aber noch nichts in trockenen Tüchern.“
Die Lage im Sindelfinger Gewerbegebiet sei super, trotzdem sei die Vermietung nicht ganz einfach. Unter anderem schrecke manchen Interessenten die Baustelle zur Autobahn ab, zudem gebe es am Standort das Baurecht für einen Baumarkt, für anderes Gewerbe müsste teils erst noch das Baurecht geändert werden.