Den Clown August gibt es nicht nur im Stück, sondern auch in der Wirklichkeit zweimal. Foto: Nina Ayerle

Der Kinderchor Obertürkheim führt mit den beiden Grundschulen das Musical „Zirkus Furioso“ auf.

Obertürkheim - Der Clown Dummer August will sich als Zauberer ausprobieren. Leider geht dabei irgendetwas schief. Auf einmal ist der Clown aus dem Zirkus Furioso doppelt vorhanden. Praktisch, dass es die Schauspielerin des Dummen August auch in der Wirklichkeit gleich zweimal gibt. Gespielt wurde diese Rolle nämlich von Katharina Bosien und ihre Zwillingsschwester war in dem Kinder-Mitmach-Musical des Kinderchors Obertürkheim der zweite Clown.Die beiden zehnjährigen Mädchen sind schon seit vier Jahren im Kinderchor Obertürkheim dabei. Auf der Bühne sind sie längst alte Hasen. Nervosität vor dem großen Auftritt ist bei den beiden nicht zu spüren. „Jo“, bestätigt dies Katharina am Tag der Generalprobe. Die Zehnjährige ergänzt: „Vielleicht bin ich morgen ein bisschen aufgeregt.“ Das Stück Zirkus Furioso gefällt den Zwillingen aus dem Stadtbezirk Wangen ganz gut. „Es hat halt keine richtige Handlung“, bemängeln die beiden. Sonst sei es lustig.

Das war aber auch der Grund, warum die Leiterin des Kinderchors, Ruth Kurz, dieses Kinder-Mitmach-Musical des Komponisten Peter Schindler ausgewählt hat. Zum ersten Mal haben sich zudem die Schüler der Grundschulen Obertürkheim und Uhlbach an der Aufführung beteiligt. Elf Klassen und der Kinderchor standen am Ende in der Turnhalle im Dinkelacker in Obertürkheim auf der Bühne. Die Klassen konnten so jeweils getrennt von einander ihre Szenen proben. Bei der Generalprobe am Tag vor der großen Aufführung standen sie alle zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne und setzten die einzelnen Episoden und den Chor zusammen.

Da sind die tanzenden Zirkusbären, die optisch aber eher eine Mischung aus Rabe und Fisch sind, und dann die Seiltänzerin Graziosa, die federleicht über das Parkett gleitet. Durch das Programm führt Zirkusdirektor Pimpelmoser, der seinen Artisten und Zirkustieren gegenüber ein strenges Regiment führt. So streng, dass der Zirkusbär aus Protest „aus der Haut gefahren ist“, wie Clown August ihm völlig aufgelöst berichtet. Der Bär weigere sich auf die Bühne zu kommen und noch viel mehr weigere er sich wieder in sein Fell zu schlüpfen.

„Ich befinde mich in einem Dauerzustand des Glücks“

„Ach, manchmal würde ich auch gern aus der Haut fahren“, sagt August laut denkend vor sich hin. Doch sofort wird er vom Zirkusdirektor zurecht gewiesen. „Ich bezahle dich fürs Lustigsein. Geh’ auf die Bühne und unterhalte die Leute“, schimpft er mit dem Clown.

Das vierköpfige Team des Kinderchors hat schon viele Aufführungen auf die Beine gestellt. Zum ersten Mal aber in dieser Größenordnung. „Wir wollen die Kinder zum Singen bringen“, sagt die Kirchenmusikerin Ruth Kurz. Deshalb sei man auf die Grundschulen zugegangen. Sie kümmert sich im Kinderchor um das Musikalische, ihre Kollegin Rosemarie Hesselbach um Bühnenbilder und Kostüme. Sabine Stritzelberger und Uschi Osdoba studieren mit den Kindern den Tanz ein und haben die Regie übernommen. Osdoba hat zum Beispiel mit den Clowns-Zwillingen geübt. Das Besondere bei diesem Mitmach-Musical des Kinderchors war, dass begleitend ein Workshop für die Kinder stattfand. Den übernahm der Komponist des Zirkus Furioso, Peter Schindler, persönlich. „Ich bin normal bei meinen Aufführungen nicht dabei“, erzählt er. Nun geht aber Ruth Kurz, eine langjährige Freundin von ihm, nach diesem Stück in den Ruhrstand.

Anlässlich ihres Abschiedes sei er extra von Berlin nach Stuttgart gekommen. Gelohnt hat es sich für ihn: „Ich befinde mich in einem Dauerzustand des Glücks“, schwärmt der studierte Musiker. Nicht nur die Aufführung fand er toll, sondern auch, dass sich rund 30 Nationen auf der Bühne befanden, die sich alle für ein Thema begeistern konnten. „Das kann nur Musik leisten“, sagt Schindler begeistert.