Der Tenor Andreas Weller (links) und Gesangslehrer Hans-Joachim Weber kennen sich seit der Jugendzeit. Davon profitiert nun die Michael-Bauer-Schule. Foto: Phillip Weingand

Andreas Weller leiht seine Stimme dem Oberstufenchor der Michael-Bauer-Schule. Möglich gemacht hat dies der Chorleiter und Gesangslehrer Hans-Joachim Weber, ein Jugendfreund Wellers.

Vaihingen - Angefangen hat alles, als Andreas Weller einem Schulkameraden zu den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben folgte. Damals war er acht Jahre alt. „Das Singen hat mich nicht mehr losgelassen“, sagt Weller heute, 36 Jahre später. Fortan verbrachte er jede freie Minute mit der Musik. Auch später, als der gebürtige Vaihinger aufs Fanny-Leicht-Gymnasium ging. Vielleicht nicht ganz ohne Hintergedanken; als er das erzählt, lacht er: „Für die eine oder andere Sonderprobe durfte man auch mal eine Französisch-Stunde sausen lassen.“ Den Sprachkenntnissen habe das nicht unbedingt gut getan – der Musikalität schon.

Musische Begabung in die Wiege gelegt

Wellers Eltern unterstützten ihn bei seinen Ambitionen. Was auch daran lag, dass ihm die musische Begabung in die Wiege gelegt war: Seine Mutter arbeitete als Kirchenmusikerin, sein Großvater als Dirigent und Chorleitungs-Professor. Noch heute, sagt Weller von sich, profitiere er von der Förderung. „Es gibt ja durchaus Bach-Kantaten, die ich noch nicht gesungen habe.“ Mit den Erinnerungen an die alten Schallplatten, die die Eltern immer am Wochenende gehört haben, falle es aber leichter, die Stücke wieder zu entdecken.

Dass Weller den Weg zum Profimusiker einschlug, stand jedoch erst nach dem Abitur fest. „Eigentlich hatte ich schon einen Ausbildungsvertrag zum Kinderkrankenpfleger unterschrieben“, erinnert sich der Tenor. Von den Musikhochschulen waren erst Absagen gekommen. Dann klappte es aber mit dem Nachrücken an die Musikhochschule Stuttgart. Der nächste Schritt auf der Karriereleiter. Noch heute erinnert sich Weller an seine „ersten Mucken“ als Choraushilfe. 50 Mark gab es damals.

„Ein guter Vom-Blatt-Sänger“

Mittlerweile ist Weller 44, hat vier Kinder und kann von seinen Auftritten leben. Kein Wunder: Nachdem er in Stuttgart zusätzlich Chor- und Orchesterleitung studiert hatte, absolvierte er ein Aufbaustudium in Hamburg, das er mit Auszeichnung beendete. 2005 schloss er sein Studium in der Meisterklasse von Irwin Gage an der Musikhochschule von Zürich mit den besten Noten ab. Zahlreiche Preise, etwa beim 13. Internationalen Bach-Wettbewerb in Leipzig oder der Kiwanis-Musikpreis der Stadt Zürich folgten.

Weller ist durch und durch Profi. „Ich bin ein guter Vom-Blatt-Sänger“, sagt er. Also kann es durchaus vorkommen, dass er einen Anruf bekommt, in zwei Stunden am Flughafen sein muss und sich ein Stück „im Flieger draufschafft“, wie er es nennt. Dann singt Weller an Stätten wie der Opera City in Tokio, der Berliner Philharmonie oder dem Straßburger Münster. „Das tun zu dürfen, ist ein Privileg“, findet er. Seine Augen strahlen, wenn er von den Auftritten erzählt – und besonders, wenn es um die Musik von Johann Sebastian Bach geht. „Bach fordert viel von seinen Sängern. Aber die Musik gibt einem wahnsinnig viel mit. Die Texte haben mir in Krisenzeiten schon viel geholfen“, sagt Weller.

Unterstützung für den Oberstufenchor

Der Herausforderung einer Bach-Kantate stellt sich seit dem Beginn der Sommerferien auch der 65-köpfige Oberstufenchor der Michael-Bauer-Schule. Er darf bei seinen Auftritten am Dienstag und Mittwoch auf die Unterstützung des Profisängers zählen, der als Solist mitwirkt. Immerhin besuchen Wellers Kinder die Vaihinger Waldorfschule.

Der Chorleiter und Gesangslehrer Hans-Joachim Weber, ein Jugendfreund Wellers, hatte daher schon im Vorjahr bei dem Sänger angefragt, ob er einen Gastauftritt absolvieren könne. Der Terminkalender des Profis stand allerdings schon für fast zwei Jahre fest – also klappt es eben erst in diesem Jahr. Während sich die Schüler im Unterricht und unter anderem mit einem Probenwochenende auf die 45-minütige Kantate vorbereitet haben, reicht es Weller, sich das Stück am Sonntag, einen Tag vor der Generalprobe, „noch einmal anzuschauen“. Er ist eben Profisänger durch und durch.