In Oberstenfeld wird zu einem geringen Teil auch Abwasser aus Großbottwarer Stadtteilen gereinigt. Foto:  

Die Gemeinde Oberstenfeld wäre offen für eine Klärwerksfusion mit Beilstein, doch die Verwaltung der benachbarten Langhansstadt hat es nicht eilig.

Oberstenfeld/Beilstein - Nur etwa ein Kilometer und eine Kreisgrenze trennen Oberstenfeld und die Nachbarstadt Beilstein. Beide Kommunen arbeiten zusammen, vor allem beim Freibad, das vor einigen Jahren zum beliebtesten in Deutschland gewählt wurde, dann aber wegen einer Schließung im ersten Corona-Jahr kurzzeitig in die Schlagzeilen geriet. Nun steht die interkommunale Zusammenarbeit vor einer neuen Bewährungsprobe. Die Fusion der beiden Klärwerke ist empfohlen worden, lässt aber auf sich warten.

Ein Strukturgutachten zu den Klärwerken in der Region empfahl im Frühjahr 2020 den Zusammenschluss. Würde die Gemeinde Oberstenfeld an das große Gruppenklärwerk Häldenmühle angeschlossen, hätte das einen unrentablen Betrieb in Marbach zur Folge. Stattdessen sollten laut Gutachten die beiden Nachbarkommunen des oberen Bottwartals ihre Reinigung zusammenlegen.

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Der Vorschlag kommt bei Markus Kleemann, dem Bürgermeister von Oberstenfeld, ausgesprochen gut an. „Wir halten die Hand offen“, sagt er zu einer möglichen Klärwerk-Ehe seiner 8000-Einwohner-Kommune mit der rund 6000 Einwohner zählenden Langhansstadt. Funktionieren würde die gemeinsame Klärung, weil das Klärwerk aus dem Jahr 1976 vom damaligen Bürgermeister Manfred Läpple sehr weitsichtig auf 15 000 Einwohner ausgelegt worden sei und jetzt noch genügend Kapazitäten biete.

Drängen möchte Markus Kleemann seine Partner aus Beilstein aber nicht. Eine Entscheidung müsse nicht schnell gefällt werden. Sicher, es gäbe noch einigen Sanierungsbedarf im Oberstenfelder Klärwerk am Sauserhof, doch der sei nicht übermäßig. „Vielleicht wäre es gut, im Laufe des ersten Halbjahres 2022 Planungssicherheit zu erlangen“, formuliert der Bürgermeister mit Rücksicht auf den Nachbarn vorsichtig.

Die Stadt Beilstein braucht noch mehr Informationen

Die Klärwerksfusion sei noch kein Thema in den Sitzungen des Beilsteiner Gemeinderats, berichtet die Beilsteiner Bürgermeisterin Barbara Schoenfeld. Es handle sich um eine sehr weitreichende Entscheidung, zu der sie noch mehr Informationen benötige. Ob es – wie von Kollege Kleemann gewünscht – für eine Beratung in der ersten Hälfte des neuen Jahres reiche, könne sie noch nicht sagen.

Immerhin eine Entscheidung bietet auf Oberstenfelder Seite Grund zur Freude: Der Vertrag zur Klärschlammentsorgung mit dem Großbottwarer Biogasanlagen-Betreiber Martin Föll ist um weitere zwei Jahre verlängert worden. Laut Kleemann „eine schöne lokale Lösung“. Aus der Kläranlage werden weiter jährlich 300 Tonnen Klärschlamm zur Trocknung in den nahen Großbottwarer Stadtteil Sauserhof gefahren. Anschließend gelangt er in die Verbrennung in ein Zementwerk bei Schelklingen in Oberschwaben.

Die Trocknung erleichtert den Weitertransport in die Verbrennung

Auch Martin Föll sieht die Zusammenarbeit positiv. „Unser Vertrag besteht seit acht bis zehn Jahren.“ Welche Auswirkungen die europaweite Ausschreibung der Schlammverbrennung dort für ihn hat, kann Föll noch nicht sagen. Derzeit trockne er auch den Schlamm für das Marbacher Werk. „Wir müssen jetzt erst mal abwarten.“

Die Trocknung stehe der ab 2029 gesetzlich vorgeschriebenen Pflicht zur Phosphatrückgewinnung nicht im Wege, teilt das Landratsamt Ludwigsburg mit, da der weitere Transport dadurch erleichtert werde.